Banken statt Bordelle

zu den Polizeirazzien im Bahnhofsviertel

Die per joint venture des Ordnungsamtes, der Ausländerbehörde und der Polizei neuerdings betriebenen Razzien gegen ausländische Prostituierte im Bahnhofsviertel haben ein unterschiedliches Echo. Logischerweise. Die FAZ findet das Vorgehen rundherum gut, die Rundschau befürchtet Verwerfungen und üble Folgen in der Bordellbetreiberszene. Doña Carmen und Agistra kritisieren die Verlogenheit behördlicher Argumente und nehmen die betroffenen Prostituierten in Schutz. Die vermutlichen Hintergründe aber werden nirgendwo diskutiert oder auch nur angedeutet. Dabei liegen sie auf der Hand: Die Bordellpächter zahlen an die Hauseigentümer horrende Jahresmieten. Ziehen die sich mangels Personal und damit Kundschaft aus dem Geschäft zurück, werden die Immobilienspekulanten ihre Liegenschaften wohl kaum an griechische Pelzwerkstätten vermieten oder in Studentenwohnheime umwandeln (in der Bleichstraße hatte man ja mal diese Idee). Das brächte zu wenig Profit. Wahrscheinlich werden sie früher oder später verkaufen. An wen wohl? An die Banken, die bereits den Großteil des Viertels in ihren Klauen haben und an Arrondierung interessiert sind. Auch hier also betreibt die Stadt deren Interessen. Wenn es sein muss auch unter „moralischen“ oder legalistischen Vorwänden.
Im Grunde änderte sich nicht viel im Kiez. Wie hieß das doch bei B. B. (oder so ähnlich): Was schon ist das Betreiben eines Bordells gegen das einer Bank?!
-ll-
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Repression