Demonstration gegen I.G. Farben am Mittwoch

<p>Die Hauptversammlung der Skandalfirma I.G. Farben AG "in Auflösung" am Mittwoch (18.12.) in Frankfurt wird erneut von heftigen Protesten begleitet werden. Zu einer morgentlichen Demonstration rufen sechzehn Organisationen aus ganz Deutschland auf. Ziel der Proteste ist die sofortige Auflösung des Unternehmens und die Auszahlung seines gesamten Restvermögens an die überlebenden Zwangsarbeiter des einstigen Nazi-Konzerns.

Neben dem Auschwitz-Komitee, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und dem Dachverband Kritischer Aktionäre ruft erstmals auch die Bundesfachtagung der Chemie-Studenten zu der Demon-stration auf. Weitere Unterstützer sind antifaschistische Gruppen aus zahlreichen deutschen Städten.

Die Aktionäre der I.G. Farben versammeln sich am Mittwoch um 10.00 Uhr in der Stadthalle des Frankfurter Vororts Bergen-Enkheim. Die Demonstranten werden sie ab 8.00 Uhr vor dem Gebäude empfangen und hinein begleiten.

Aufsichtsrat der I.G. Farben soll abgelöst werden

Die bisherigen Aufsichtsräte der I.G. Farben i.A. sollen durch drei prominente Vertreter ehemaliger Zwangsarbeiter ersetzt werden, beantragt der Dachverband der Kritischen Aktionäre in einem Gegenantrag zur Hauptversammlung. Vorgeschlagen sind:
Lothar Evers, Geschäftsführer des Bundesverbands Information und Beratung für NS-Verfolgte,
Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees und Vorsitzender der Begegnungsstätte Auschwitz, sowie
Axel Köhler-Schnura, Vorstandsmitglied der Coordination gegen Bayer-Gefahren und Sprecher der Kampagne 'Nie wieder!'

Der amtierende Aufsichtsrat habe die Auflösung der Skandalfirma "über viele Jahre verschleppt und angemessene Entschädigungen für die Zwangsarbeiter verhindert", begründet der Geschäftsführer des Dachverbands, Henry Mathews, den Antrag. Die neuen Kandidaten böten hingegen "durch ihre einschlägigen Engagements die Gewähr für eine schnelle und gerechte Lösung des Problems."

Die "Liquidatoren" (Vorstand) und der amtierende Aufsichtsrat der I.G. Farben verkünden im Geschäftsbericht 2001, es sei ihr "Ziel, die Abwicklung spätestens im Jahre 2004 zu beenden." Ob und wann sie die jüngst gegründete Entschädigungs-Stiftung der Firma mit nennens-werten Mitteln ausstatten wollen, lassen sie jedoch im Dunkeln.

Der Kritische Aktionär Mathews bleibt unbeeindruckt von Ziel 2004 und erinnert: "Die Firmenleitung verspricht seit Jahrzehnten die kurzfristige Auflösung, während die Opfer der I.G. Farben sterben, ohne Entschädi-gungen für ihr Leiden erhalten zu haben." Deshalb sei eine Lösung nur von einem neu besetzten Aufsichtsrat zu erwarten.

Der seinerzeit weltgrößte Chemiekonzern I.G. Farben hatte während der Naziherrschaft zehntausende Zwangsarbeiter für sich schuften lassen und Tausende "durch Arbeit vernichtet". Nach dem Zweiten Weltkrieg zerschlugen die Alliierten das Unternehmen, wodurch BASF, Bayer, Hoechst und einige kleinere Firmen entstanden. Die Liquidationsgesell-schaft "I.G. Farben i.A." sollte die Gläubiger und Zwangsarbeiter des einstigen Weltkonzerns ausbezahlen und sich dann auflösen. Dies haben die Vorstände und Aufsichtsräte der Firma jedoch seit über einem halben Jahrhundert verhindert - und werden dafür gut bezahlt. Presseinformation, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, 17.02.2002

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Antifa/Zwangsarbeit