Ein Lob der Dialektik zur Wahl

In KrankBankfurt und drumherum gabs Stunk und Schelte wegen eines meiner Gedichte, das als direkter Aufruf zur Wahl der "Linken" verstanden, gelobt und gegeißelt wurde Ich führe Auseinandersetzungen um meine Texte immer möglichst öffentlich, sonst würde ich sie in mein PoesieAlbum schreiben. And this, dear friend and commerade, you dit missunderstand. My English isn't very good, indead. Jemand, den ich sehr schätze, hat mir deshalb die Freundschaft gekündigt. Andere wiederum haben die bedichtete Position nachdrücklich unterstützt. Doch das kommt gaaaanz zum Schluss.

stellvertretend für alle die vielen Menschen, die aus vielen Listen auf meinen Text "Wohin mit dem Kreuz / mein Beitrag zum Wahlfang" positiv wie negativ gebackfeedet haben:

Liebe ZORA, (nein, Cora Stephan hat nicht reagiert!), liebe J, lieber Peer Schroeter ...

Klar, es ist nicht mein bestes Gedicht, schreibts um, verlängert es , ergänzt es um die fehlenden Strophen .... uns es ist kein Aufruf zur Stimmangabe. Weil es in der Regel schon so ist, wer seine Stimme abgibt hat hinterher nix mehr zu sagen.

Es ist nicht alles Jacke wie Hose und beim Ersaufen frage ich zunächst nicht, wie lange mich ein dürrer Ast (na ja vielleicht ist auch ein Strohhalm mit Placeboeffekt?) über Wasser hält, ich werde ihn ergreifen, auch wenn er mir nur noch eine weitere Sekunde die Möglichkeit zum Weiteratmen und somit zum Weitersuchen verschafft.

Erst kommt das Fressen
und dann die Moral,
das darf ich nicht vergessen
auch nicht bei dieser Wahl.

Welche Konstellationen in den Parlamenten versprechen eventuell eine geringe Chance auf mehr Bewegungsfreiheit für die in Lohn- und Billigstlohn- und OhneLohn-Knechtschaft gezwungenen Menschen?
Welche die geringere Abschiebewahrscheinlichkeit für meine Kinder aus allen Krisenregionen der Erde von Afghanistan bis Zaire ?
Welche die geringere Chance, dass meine Kinder für die Kapitalinteressen in den laufenden Weltkrieg und die folgenden ziehen müssen? Welche die größere Chance, etwas zu ihrer verkürzung zu tun?
Welche Konstellation bietet die geringere Aussicht, dass meine Kinder im Inneren und Außen zu Kononenfutter und Kanonenfütterern gemacht werden ?

Dass ich am 18. September mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem Verein mein Kreuz machen werde, der in Berlin, in Sachsen-Anhalt und in McPomm seine postwende Sündenfälle schon hinter sich hat, das ist kein Ehevertrag, keine Liebesheirat ...
es ist das Ergebnis einer ganz nüchternen Abwägung, nämlich das Andere zu tun und das Eine nicht zu lassen:

Es rettet uns kein höhres Wesen,
kein Gysi und kein Lafontaine
und aus dem Elend zu erlösen
dazu müssen wir schon selbst aufstehn

Aber zum Aufstehn muss ich zunächst mal etwas Luft holen und die erhoffe ich mir, wenn ein etwas anderer Wind eine Zeitlang - wie etwa ganz am Anfang des Auftauchens der GRÜNEN in den Parlamenten von links unten weht - auch wenns kein Hurrican wird.

Ich bin dafür, das Eine zu tun und werden mich dafür einsetzen, dass wir das Andere nicht (schon wieder) vergessen.

Vorwärts und nicht vergessen...

Herzliche Grüße Hartmut Barth-Engelbart

Das EINE tun und vergesse
nicht das ANDERE
in diesem Interesse
zu tun,

nix Anderes sagt dieses Gedicht mit dem Kreuz!

AntiKriegstag 2005
oder
Wohin mit dem Kreuz ? Beitrag zum Wahlfang

Der Antikriegstag
findet heuer
3 Wochen später statt
und deshalb mache du
deine Kreuze
am 18. September
nicht in Afghanistan
nicht im Irak,
in Jugoslawien nicht
im Koso- oder
anderswo
nicht im Sudan
nicht im Iran
und nirgendwo in Afrika
in Kasachstan
Usbekistan
am Aral- und am Baikalsee
mit Grünen und mit SPD
mit Panzern, Kreuzern
mit dem Nato-Kreuzzugsheer
kreuzten sie zum Schwarzen Meer
und fortgesetzt wirds hier und dort
von der gelbschwarzen Union
Ob es nun merkelt, schröddert oder fischt,
machst du dein Kreuz dort
hats dich hier wie dort erwischt.
die Kreuze vor und hinter
und auch auf den Panzern
brauchen Opfer
die auf den Alpha-Jets, auf den Fregatten
die Räder die da rollen für den Sieg
in diesem Weltkrieg
wie wirs schon Mal hatten
werden dich letztendlich unter sich begraben
Zeig Rückrad und behalt dein Kreuz
und leihe es nur denen, die sich schon lange gegen diesen Krieg
nach Innen und nach Außen
ausgesprochen haben
und bleibe wachsam
ob sie sich dran halten
denn an der Macht erst
gehen viele nicht nur über unsre Leichen
und kriechen unterm Tisch der Reichen
mit deinem Kreuz
zu Kreuze

steh endlich auf
nur du und deinesgleichen
können eine bessre Welt gestalten ...

----- Original Message -----
From: M. K.
To: Barth-Engelbart@web.de
Sent: Sunday, September 04, 2005 10:49 AM
Subject: AW: wg. AntiKriegstag Wahlfang Ankreuzen wurde ich angemailt

Das mit der Wahlentscheidung kann man ja auch von einem in Dialektik Geschulten auch erwarten. M.K.

Und noch ne Unterstützungsmail:

Hallo Hartmut,
noch mal zu deiner Rückenstärkung,
Ist doch ganz klar: Kritik an den ideologischen, meist und vor allem sozialdemokratischen Positionen der Linkspartei und Unterstützung in den aktuellen Auseinandersetzungen mit der SPD und den Grünen, da diese dazu beitragen können, das ziemlich verrammelte Parteiengefüge in Bewegung zu bringen. Wen will da jemand aus dem Nordend denn erreichen, wenn sich die Bereitschaft, auf emanzipatorische linke Positionen zu hören und über sie nachdenken, nicht in einer Breite erhöht, dass sie politisch relevant wird. Allein aus dem Kämmerlein im Frankfurter Nordend ist eine solche Bewegung nicht zu erzeugen. Erinnere dich: Als Karl Marx 1848 in die Revolution eingriff, ging er (neben der Redaktion der NRhZ) in den Demokratischen Verein in Köln, um das Bürgertum politisch voranzutreiben. Erst als das aussichtslos erschien (Mitte 1849), gab er diese Option auf, um sich wieder auf die Arbeit an sozialistischer Theorie und Praxis einzulassen. Will man dem Marx vielleicht unterstellen, dass er insgesamt eine verräterische Politik gemacht hat? Als die Grünen sich in den 1990er (??) Jahren anschickten, in die Regierung Börner einzutreten, war ich auch dafür, weil man dadurch im Bewusstsein der Leute einiges in Bewegung setzen konnte. Was ja dann auch passierte. Allerdings war ich von Anfang skeptisch, ob die Grünen eine kritische Distanz zur Macht einhalten würden. Womit man ja auch Recht behalten hat. Aber wenn des Letzteren durfte man doch den ersten Schritt nicht unterlassen. So, laß' dich nicht kirremachen von den kleinen Irrlichtern, die im dialektischen Verhältnis von Theorie und Praxis nur die erste hochhalten, denn das ist immer leichter.

M.K.

So, nun hoffe ich inständigst, dass das Frankfurter Info auch in FFM-Nordend gelesen wird.
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