Erneute Großrazzia im Bordellviertel

Frankfurter Parteien spielen mit gezinkten Karten In der Nacht von Dienstag auf den heutigen Mittwoch hat ein Großaufgebot von Polizisten die Elbestraße im Bahnhofsviertel gesperrt. Anlass: Eine Razzia im Bordell Elbestraße 49-53, bei der gestern 12 ausländische Frauen wegen des Verdachts des Besitzes falscher Pässe verhaftet wurden.

Bei dieser Gelegenheit wurden von der Polizei erneut Freier kontrolliert. Die Razzia bestätigt die Einschätzung von Doña Carmen, dass immer mehr Frauen durch die städtische Vertreibungspolitik systematisch in die Kriminalität getrieben werden, indem sie sich mit falschen Personaldokumenten ausstatten in der vermeintlichen Hoffnung, dadurch vor Razzien verschont zu werden. (Letzte Razzia aus gleichem Anlass: am 4. November im Bordell Moselstraße 42, wobei mindestens 5 Frauen verhaftet wurden.)

Besonders skurril: Bei der gestrigen Razzia standen Mitglieder des "Runden Tisches Prostitution" einander gegenüber. Auf der einen Seite ein Hausverwalter, der an den Sitzungen einer Arbeitsgruppe des "Runden Tisches" teilnimmt. Auf der Gegenseite ein Vertreter der Amtsanwaltschaft, der in dieser Eigenschaft ebenfalls offizieller Vertreter seiner Behörde am "Runden Tisches Prostitution" ist. Diese absurde Konstellation verdeutlicht, dass vom "Runden Tisch Prostitution" in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung kaum tragfähige Lösungen zu erwarten sind. Selbst ein Jahr nach Konstituierung dieses Gremiums sind keine Vorschläge für einen veränderten Umgang mit Prostitutionsmigrantinnen in Sicht.

Der politische Wille dazu scheint unter den Bedingungen des Allparteienmagistrats immer mehr zu schwinden. Indiz dieser problematischen Entwicklung ist die Tatsache, dass die Anregung des Ortsbeirats 1 zur "Legalisierung der Prostitution" (OA 193) am 8. November 2001 auf der 5. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses durch das Votum "Prüfen und Berichten" seitens SPD, Grüne und FDP - bei Ablehnung durch die CDU - eine Beerdigung zweiter Klasse erfahren hat. Wenn die umstrittene Razzienpolitik gegen ausländische Frauen in der Prostitution klammheimlich weiterverfolgt wird und politische Initiativen von den gleichen Parteien, die sie in den Ortsbeiräten auf den Weg bringen, in den Ausschüssen des Stadtparlaments wieder versenkt werden, dann wird jeder "Runde Tisch Prostitution" zu einer Farce und einer Alibiveranstaltung.

Doña Carmen fordert ein klares und eindeutiges Bekenntnis zu einer Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für ausländische Prostituierte auf dem Wege der Anerkennung eines "übergeordneten wirtschaftlichen Interesses und eines besonderen örtlichen Bedürfnisses". Alles andere ist unerträgliche Heuchelei auf Kosten der vielen ausländischen Frauen, die hier in Frankfurt in der Bordellprostitution arbeiten.

Dona Carmen e.V. Pressemitteilung, 12.12.2001

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