Fluggesellschaften im Keller

Die Folgen: Massenentlassungen und staatliche Zuschüsse Swissair ist pleite. Die belgische Sabena, die zu 49,5 % Swissair gehörte, steht vor dem Aus. Der belgische Charterflieger City Bird hat Konkurs angemeldet. LTU, deutscher Charter und Swissair-Tochter, soll mit Landesmitteln gestützt werden (Verlust in 2000: 270 Mio. DM). Die Alitalia will 3.400 Stellen streichen und mit 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro saniert werden. Die spanische Iberia will 3.000 Beschäftigte entlassen, 3.170 Zeitverträge sollen nicht verlängert werden. Das entspricht einem Stellenabbau von 20 %.

Bei KLM in den Niederlanden sollen 2.000 Mitarbeiter entlassen, 12.000 in die Kurzarbeit geschickt werden. Das Sitzplatzkontingent wurde um 15 % gestrichen. Die britische Virgin Atlantic hat ihren Flugplan ausgedünnt und will 1.200 Stellen streichen. Die österreichische AUA will mit 50 Mio. Schilling von ihrer Regierung unterstützt werden.

Die Lufthansa hat 43 ihrer insgesamt 340 Flugzeuge stillgelegt, 14 Maschinen waren schon vor dem 11.9. aus dem Verkehr genommen worden, 19 neue, schon bestellte Flugzeuge werden nicht gekauft. Bei der Lufthansa sollen 1.000 Mitarbeiter in der Probezeit gekündigt werden, weitere 3.000 Entlassungen sind geplant und für das Kabinenpersonal ist Kurzarbeit angekündigt. Der Ertragsausfall wird bei 720 Mio. Euro sein, für 180 Mio. Euro, die direkt dem Anschlag zugerechnet werden, wird eine Erstattung vom Staat verlangt.

Die Air New Zealand gehört zu 83 % dem Staat, der jetzt umgerechnet 752 Mio. DM zuschießt, um der Pleite zu entgehen. Die amerikanische Continental Airlines steht vor der Pleite, sie hat jeden 5. Flug gestrichen und 12.000 von 56.000 Mitarbeitern entlassen. Northwest-Airlines hat ihren Flugplan um 20 % gekürzt. Entlassungen sind geplant. US Airways will 11.000 Arbeitsplätze einsparen und 23 % der Flüge streichen.

Nach Angaben der Vereinigung Europäischer Fluggesellschaften (AEA) ist das Passagieraufkommen der 28 größten europäischen Fluggesellschaften auf den Nordatlantikrouten zwischen dem 10. September und Mitte Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 36 % geschrumpft, innereuropäisch um 10 %.

Bis zu 9 % jährliches Wachstum seit 1995 hatte viele Konzernchefs zu leichtsinnigen Expansionsstrategien verführt. Immer größer, immer exklusiver, immer protziger. Doch schon vor dem Anschlag war der weltweite Nettogewinn der Fluggesellschaften gegenüber Mitte der 90er Jahre um rund 70 % gesunken. In Europa fiel der Nettogewinn (laut AEA) von 2,3 Mrd. Dollar 1997 auf nur noch 100 Mio. Dollar im Jahr 2000. Man könnte annehmen, die Konzernchefs der Fluggesellschaften nutzten das Verbrechen, um von eigener Führungsschwäche abzulenken. Denn schon vor den Terroranschlägen kämpften in Europa Fluggesellschaften um die nackte Existenz. Viele, die bisher von ihren Regierungen künstlich am Leben gehalten wurden, fallen nach der Krise jetzt ins Koma.

Die Einführung des „freien Marktes" 1978 in USA zog eine Welle von Pleiten, Fusionen und feindlichen Übernahmen nach sich, die zu Zerstörung von Zehntausenden von Arbeitsplätzen, zur Vernichtung von gewerkschaftlichen Rechten und zur Ersetzung von Vollzeit- durch Teilzeitarbeitsplätzen führte. In der ganzen Welt übernahmen die Fluggesellschaften diese Methoden, um „wettbewerbsfähig" zu bleiben. Viele bis dahin staatliche Gesellschaften wurden privatisiert, zum British Airways und Japan Air Lines.

Die Krise begann in den 90er Jahren: wirtschaftliche Rezession, Rückgang im Luftreiseverkehr, steigende Ölpreise und Preisverfall auf Grund von Überkapazitäten. Fluggesellschaften suchten sich globale Partner, die ihnen ermöglichten, bei niedrigem Kostenaufwand ihre Weltmarktaktivitäten auszudehnen. Viele große Gesellschaften haben außerdem Billiglinien eingerichtet, das Bodenpersonal ausgegliedert und einige Arbeitsbereiche in Niedriglohnländer ausgelagert. Das immer komplexere Netz grenzüberschreitender Ko- operationen beschleunigte die Auflösung nationaler Regulierungen. In Wirklichkeit handelt heute jede nationale Regierung im Interesse riesiger transnationaler Fluggesellschaften und deren Profitstreben.

Die Zeit, in der sich jeder Staat eine eigene Fluggesellschaft leisten könne, sei ein für allemal vorbei, sagte Lufthansa-Chef Jürgen Weber. In Europa sei mittelfristig statt für bisher 20 Liniengesellschaften nur für 3 Gruppierungen um British Airways, Air France und Lufthansa Platz. Daneben könne es aber noch Billigflieger und Chartergesellschaften geben.

Klar, warum er unbedingt den Frankfurter Flughafen ausbauen will. ie

Quellen: internet, Stichwort Fluglinien

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