Naziangriff auf Jugendliche in Frankfurt

by Redaktion veröffentlicht 11.05.2005, zuletzt geändert 07.10.2007

Offenbar organisiert haben in der Nacht zum Sonntag (24.4.) in Sachsenhausen mindestens acht Nazis vier Jugendliche brutal angegriffen, die der links-alternativen Szene zugerechnet werden.

Dabei wurden die vier Jugendlichen erheblich verletzt. Dem Überfall vorausgegangen waren eindeutig faschistische Beleidigungen und Drohungen wie "Scheiß-Juden", "Rotfront verrecke" und "Wir bringen euch um".
Unseres Erachtens ist dieser Überfall in einem Zusammenhang zu sehen mit ähnlichen, zum Teil noch wesentlich schlimmeren Nazi-Aktionen der letzten Zeit. So zum Beispiel in Schwerte und Dortmund, wo kürzlich zwei Menschen von Nazis ermordet wurden. Nazis verschiedener Organisationen weiten jetzt offenbar gewaltsame Aktionen deutlich aus, um ihre Gegner einzuschüchtern.
Das darf, unabhängig von der rechtlichen Verfolgung und Bestrafung der Täter, politisch nicht hingenommen werden!
Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, endlich entsprechend den Beitrittsbedingungen der beiden deutschen Staaten in die Vereinten Nationen von 1973, sowie Artikel 139 Grundgesetz jegliche Nazi-Organisation und nationalsozialistische Aktivitäten jeder Art zu verbieten (vgl. http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/ 0112_jupp. htm).
Ganz entschieden protestieren wir gegen die in der "Frankfurter Rundschau" vom 27. April zitierte Äußerung des Frankfurter Polizeisprechers Füllhardt, in Frankfurt gebe es "keine organisierte Struktur" bei Rechtsextremen. Diese Behauptung ist nicht nur sachlich falsch, sondern vor allem geeignet, eine offensichtlich wachsende, vor Verbrechen nicht zurück schreckende Nazi-Militanz herunter zu spielen. Ähnlich muss man wohl die Aussage verstehen, die Kontrahenten hätten sich zufällig getroffen. Herr Füllhardt müsste es außerdem besser wissen. Denn es gibt in Frankfurt nicht nur die NPD, sondern z.B. auch die Freien Nationalisten Rhein-Main. Zum polizeilichem Abwiegeln passt auch die Tatsache, dass die Polizei die Öffentlichkeit nicht unterrichtet hat, sondern sich erst auf Nachfrage hin äußerte.
Die kurzsichtige Politik des auf das Image der Stadt bedachten Wegschauens, Kleinredens und sogenannten Wegtolerierens wird nur dazu führen, daß sich Nazis mehr und mehr etablieren, immer offener auftreten und dann auch militanter und gewalttätiger für ihre menschenfeindlichen Ziele eintreten können.
Der erste Schritt im Kampf dagegen besteht darin, zu benennen, was ist: es gibt eine Vielfalt von Nazistrukturen in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet.
Sie nicht zu ignorieren, sondern sie öffentlich zu machen und zur offensiven Auseinandersetzung mit ihnen aufzurufen - das ist notwendig im Jahr 60 nach der Befreiung von Nazifaschismus und Krieg durch die Truppen der Anti-Hitler-Koalition und den Kampf des europäischen und deutschen Widerstands.
aus: Pressemitteilung der Anti-Nazi-Koordination Frankfurt, 28.4.05