Neubau der A 66, Frankfurt am Main - Hanau

<p>Offener Brief der Bürgervereinigung Seckbach an die Bundestagsabgeordnete und Stadtverordnete Rita Streeb-Hesse zum Neubau der Bundesautobahn A 66, Frankfurt am Main - Hanau, Teilabschnitt Tunnel Riederwald einschließlich des Autobahndreiecks Frankfurt - Erlenbruch (A 66 / A 661) und der Anschlussstelle Frankfurt-Borsigallee (A 66 / K 870)

Sehr geehrte Frau Streb-Hesse,

die Bürgervereinigung Seckbach e. V. wendet sich an Sie als Bundestagsabgeordnete, die den Wahlkreis im Osten Frankfurts vertritt.

Wir sind Mitglieder eines Verein, der sich vor 24 Jahren im Frankfurter Stadtteil Seckbach gebildet hat in der Auseinandersetzung mit den Plänen zum Bau von Autobahnen und einem Betriebshof für U-Bahn-Fahrzeuge mitten im Grün- und Naherholungsgebiet zwischen Seckbach, Bornheim und Riederwald. Diese Themen beschäftigen uns seit damals immer wieder und jetzt erneut im Zusammenhang mit dem Planfeststellungsverfahren zur A 66 im Riederwald und dem Anschluss an die A 661 am Erlenbruchknoten.

Uns ist bekannt, dass Sie - ebenso wie die Mehrheit der Frankfurter SPD - dieses von uns abgelehnte Verkehrsprojekt unterstützen und befürworten. Wir wollen mit Ihnen daher nicht eine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, die bestenfalls im Austausch von Argumenten enden kann. Wir gehen aber davon aus, dass auch Befürworter/innen dieses Autobahnprojekts interessiert sein müssen an einem effektiven Lärmschutz für die Bewohner/innen der umliegenden Stadtteile und die in der Nähe der Autobahnen befindlichen Kleingarten-, Grün- und Naherholungsgebiete. Und genau hier möchten wir Sie ganz dringend um Unterstützung bitten.

Es dürfte Ihnen bekannt sein, dass es seit Eröffnung der A 661 zwischen Ratsweg und Friedberger Landstraße im Dezember 1995 in Seckbach und Bornheim massive Beschwerden über mangelnden Lärmschutz gibt.

Mit dem Anschluss der A 66 an die A 661 würde sich - auch nach Angaben der Planungsbehörden - die Zahl der Kraftfahrzeuge auf der A 661 im Bereich Seckbach und Bornheim mehr als verdoppeln. Dies würde auch die Lärmbelastung weiter erhöhen. Nach Erfahrungen aus anderen Regionen wäre durch eine durchgehenden Autobahnverbindung und den Anschluss an das Netz der Fernautobahnen auch mit einem deutlich höheren LKW-Aufkommen zu rechnen. Insbesondere Nachts wäre mit einem hohen Schwerlast-Verkehrsaufkommen zu rechnen, so dass angrenzende Wohngebiete mit einem Lärmteppich überzogen würden.

Die in Seckbach weit verbreitete Forderung nach einem verbesserten Lärmschutz an der A 661 südlich der vorhandenen Lärmschutzwand am Hufeland-Haus wurde von den Autobahnplanern in der Vergangenheit immer abgelehnt. Diese Forderung wird aber sowohl für bebauten Gebiete neben den Autobahnen als auch für die Garten- und Naherholungsgebiete durch die geplante Autobahnverbindung noch dringlicher.

Hier setzt auch unsere Kritik an der vorgelegten Planung an: Während auf der Südseite der offenen Straßenabschnitte (zur Wohnbebauung Riederwald) aktiver Lärmschutz durch schallabsorbierende Lärmschutzwände vorgesehen ist, fehlt dieser am Erlenbruchknoten und der Tunnelrampe zum Westportal vollständig. Dies bedeutet, dass die angrenzenden Gärten und Spaziergebiete ohne aktiven Schallschutz permanent verlärmt werden und hierdurch die Funktion als Erholungsgebiet massiv beeinträchtigt wird. Da auch durch die Rodungen auf dem Betriebsgelände des U-Bahn-Betriebshofs schallreduzierender Baumbestand vernichtet wurde, ist bei ungünstiger Wetterlage (Südwest- und Westwind) eine noch stärkere Verlärmung der Seckbacher Wohnbebauung zu erwarten. Diese Verlärmung ist heute bereits am Atzelberg und in den Wohnstraßen unterhalb des Lohrbergs, aber auch in der auf Seckbacher Gemarkung liegenden Festeburg-Siedlung deutlich und äußerst unangenehm spürbar. Sollten sich auf der A 66 vor dem Autobahndreieck Erlenbruch täglich rd. 80.000 und auf der A 661 nördlich des Erlenbruchknotens täglich rd. 130.000 Fahrzeuge bewegen, wird dieser Lärm weite Teile Seckbachs (dazu zählt auch die Vatterstraßen-Siedlung unmittelbar nördlich des Tunnels) in nicht hinnehmbarer Weise belasten.

Auch im Hinblick auf immissionsschutzrechtliche Grundlagen ist aktiver Lärmschutz erforderlich: In Kleingartengebieten sind die Tagesgrenzwerte für Mischgebiete einzuhalten. Diese sind auf 64 dB(A) festgelegt. Aus den im November/Dezember 2001 ausgelegten Planungsunterlagen geht hervor, dass am Dammfuß der neuen Autobahnen, wo bereits Kleingärten angrenzen, 73 dB(A) erreicht werden, am Riedgraben noch immer 67 dB(A). Die geltenden Grenzwerte werden daher erheblich überschritten. Trotzdem wurde es in der bisherigen Planung unterlassen, die Errichtung von Lärmschutzwänden vorzusehen. Diese Unterlassung beeinträchtigt die Wohnbevölkerung in Seckbach. Da im Zuge des Baus der A 66 im Bereich Riederwald nicht beabsichtigt ist, den Lärmschutz im Bereich der A 661 zwischen Seckbach und Bornheim zu verbessern, ist auch hier mit einer höheren Lärmbelastung zu rechnen.

Darüber hinaus wurde in der bisherigen Planung nicht beachtet, dass der Riedgraben, der in der übermäßig belasteten Zone liegt, als Ausgleichsmaßnahme für den U-Bahnbetriebshof renaturiert wird und auch als Naherholungsziel aufgewertet werden soll. Die zusätzliche Verlärmung reduziert die als Ausgleichsmaßnahme beabsichtigte Aufwertung des Grabens. Der Naturgenuss für die Bevölkerung wird durch den zusätzlichen Lärm beeinträchtigt, die Ausgleichsfunktion kann daher für den durch den Betriebshofbau verloren gegangenen Erholungswert nicht mehr entwickelt werden. Auch unter diesem Aspekt ist zusätzlicher Lärmschutz notwendig.

Für den Fall, dass die Autobahn A 66 im Bereich Riederwald gebaut und an die A 661 angeschlossen wird, halten wir eine wesentliche Verbesserung des Lärmschutzes gegenüber der bisherigen Planung für notwendig. Die BVS hat daher im Planfeststellungsverfahren den Antrag gestellt, dass entlang aller oberirdischen Strecken und Rampen beidseitig schallabsorbierende Lärmschutzwände aufgestellt werden. Damit soll der Verlust an Wohnwert in Seckbach und der Eingriff in Natur und Landschaft im Hinblick auf den Erholungswert der Umgebung minimiert werden.

Um diese Mindestforderung realisieren zu können, möchten wir Sie um Ihre aktive Unterstützung bitten.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Schmidt
Vorsitzender der BVS

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Verkehr