Notstand wegen Euro-Bargeld?

Die Vorbereitung auf die Einführung des Euro-Bargeldes wird von den Banken unter anderem dazu benutzt, grundlegende Arbeitsschutzvorschriften in Frage zu stellen.

<p>Die Bankenverbände veranstalten zur Zeit ein öffentliches Trommelfeuer, um Steuergelder für den bevorstehenden Umtausch des umlaufenden Bargelds in Euro in die Taschen der Bankaktionäre zu leiten. Dabei sind sie es doch, die mit der Euro-Einführung Personal- und Sachkosten in erheblichem Umfang einsparen, da sich die Zahl der gängigen Währungen auf einen Schlag erheblich verringert. Die Banken tun so, als handle es sich um eine Währungsreform wie 1948 oder wie 1990 beim Umtausch der DDR-Mark und prophezeien kilometerlange Schlangen vor den Bankschaltern. Bei den Filialbanken werden teilweise „Verschickungsaktionen“ geplant: Mitarbeiter der Verwaltungen sollen als Aushilfskassierer eingesetzt werden. Gute Zeiten für Umtausch gefälschter Scheine! Den Vogel schoß dieser Tage der EU-Währungskommissar Pedro Solbes ab, indem er die Befürchtung in Umlauf setzte, dass die Bankgebäude dem Gewicht der nationalen und Euro-Münzen nicht standhalten würden.<p> Weniger bekannt ist, dass die deutschen Banken bereits an Arbeitsschutzämter, Landes- und Bundesregierung mit dem Ansinnen herangetreten sind, das Arbeitszeitgesetz wegen der Euro-Einführungsaktion vorübergehend außer Kraft treten zu lassen. Insbesondere die Regeln maximal 10 Stunden Arbeit am Tag, mindestens 11 Stunden Ruhezeit zwischen zwei Schichten, stören sie schon seit langem. Auch an Sonn- und Feiertag sollen die Schalter zum Umtausch geöffnet werden.<p> Das Kultusministerium in Hessen will die Euro-Notstandsaktion auch nach Kräften unterstützen und hat in einem Brief an die Schulämter dazu aufgefordert, die Auszubildenden im Bankgewerbe zwischen Dezember 2001 und Februar 2002 vom Untericht an den Berufsschulen freizustellen. Sie sollen bei diesem historischen Ereignis hautnah dabei sein und für ihre Ausbildungsvergütung das Bargeld aus den Tresoren an die Schalter schleppen. Das Ministerium schlägt zwar vor, den Untericht zu anderen Zeiten nachzuholen. Da dieser aber als Blockunterricht organisiert ist und die Azubis der verschiedenen Jahrgänge und Klassen die Blöcke nacheinander absolvieren, besteht diese Möglichkeit überhaupt nicht. Im Ergebnis wird das Schuljahr für die Betroffenen je nach Schulklasse zwischen und 15% und 40% verkürzt. Aber wozu braucht man überhaupt Berufsschuluntericht? Werden die Bankazubis von den roten Lehrern doch nur ideologisch irregeleitet. <p><i> gst