Projekt "Ganzheitliche Nachmittagsangebote an Frankfurter Schulen

<p>Die Schuldezernentin hat im Schulausschuss am 10.Juni 2002 nach Einschätzung der GEW eine beachtliche Kehrtwendung bei der Ausrichtung des Projekts "Ganzheitliche Nachmittagsangebote an Frankfurter Schulen" vollzogen, das wir begrüßen.

Aufgrund der Vorgehensweise des Dezernats bis Anfang Juni 2002 musste der Eindruck gewonnen werden, dass eine Verzahnung mit dem Schulunterricht und seinen Projekten nicht das Ziel des Frankfurter Modells sei.
So wurde vom Dezernat erklärt, dass es "wenig verträglich sei, wenn Kinder und Jugendliche am Nachmittag mit den Lehrern vom Vormittag zusammen sind; nach Unterrichtsschluss sollten "andere Fachleute" ran.
Das Staatliche Schulamt wurde ebenfalls nicht von Anfang an in die Konzepterarbeitung einbezogen.
Nicht einmal die Gesamtkonferenzen bzw. Schulkonferenzen von ausgewählten Schulen waren in allen Fällen informiert worden.
Eine Beteiligung des Kollegiums an der Bestellung der KoordinatorInnen würde das Projekt verzögern, hieß es von Dezernatsseite.
Während das Kultusministerium bereit war, von seinen für Nachmittagsangebote bereit gestellten Finanzmitteln immerhin zur Hälfte feste Lehrerstellen für eine Verknüpfung des Nachmittags mit dem Schulvormittag anzubieten, lehnte Dezernentin Ebeling dies ab und wollte stattdessen nur Mittel für die geplanten "Koordinatoren".

GEW-Befürchtungen sowie Befürchtungen von SchulleiterInnen, dass die Landesmittel zum größeren Teil für Verwaltungsarbeiten im Rahmen des Projekts herangezogen werden könnten, wurden durch eine Klarstellung des Staatlichen Schulamts vom 21.Mai 2002 entkräftet, in dem darauf bestanden wurde, dass die Mittel des Landes "tatsächlich für Angebote...verwandt werden" und sichergestellt sein müsse, "dass das Gesamtvolumen der Mittel von 6 Stellen in der Summe für Angebote an den Projektschulen nicht unterschritten wird".

Die GEW kann die einstündige Debatte im Schulausschuss über die Frage, ob der Bedarf an Nachmittagsangeboten bzw. Ganztagsschulen von Eltern- und Schülerseite erhoben werden soll, nicht verstehen. In Wirklichkeit geht es nach Ansicht der GEW darum, dass die Stadt in Verbindung mit dem Land konkrete Angebote macht, zu denen sich Eltern, Schüler, aber auch Schulkollegien verhalten können.

Das jetzige Modell war kein solches Angebot, sondern honorierte lediglich die Vorarbeit derjenigen Schulen, die sich bereits übermäßig auf dem Gebiet zusätzlicher Angebote engagiert hatten.

Weil das Angebot in Bezug auf Räumlichkeiten, Ausstattung, Entlastung und Konzeption in den eineinhalb Jahren seit seiner öffentlichen Propagierung nicht klar herausgearbeitet wurde, verwundert

es nicht, dass eine "Umfrage des Staatlichen Schulamts zum Thema Ganztagsschule" zu folgenden "Schlussfolgerungen" führte: "Die Ergebnisse sind mehrheitlich deprimierend, sie strahlen eine große Frustration bzw. Resignation aus. Das weitaus größte Hindernis ist der Verweis auf fehlende Ressourcen. Innerhalb dieses Komplexes fallen auch resignative Tendenzen wegen (u.a. an der Ressourcensituation) gescheiterter Projekte ins Auge. (...) Der ‚Unlustfaktor' ist ebenfalls groß. Hauptsächlich wird eine Mehrbelastung der LehrerInnen befürchtet. (...) Eine grundsätzliche Ablehnung wird eher selten geäußert. (...) In erster Linie müssen jedoch die Ressourcenfrage ...vorrangig geklärt werden, sonst wird die Motivation zu inhaltlicher Auseinandersetzung gering bleiben."

Das Fazit des Nachmittagsprojekts des Frankfurter Dezernats aus Sicht der GEW: Mit einem Minimum an Mitteln soll "ein anspruchsvolles Programm" auf die Beine gestellt werden.


Es fällt schwer, in dem Frankfurter Projekt einen Zwischenschritt zu der Ganztagschule mit ihrem 30%-Personal-Zuschlag zu sehen.

Pressemitteilung GEW BV Frankfurt, 10.06.2002

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Bildung