Prostituierte droht vom Dach zu springen

Polizeirazzia gegen ausländische Prostituierte am 20. Juli 2000

In der Nacht zum 20. Juni fand erneut eine Großrazzia der Polizei im Bahnhofsviertel statt. Dabei wurden im Bordell Moselstraße 42 insgesamt 24 Frauen vorläufig festgenommen. Eine verängstigte Prostituierte flüchtete auf’s Dach des Hauses und drohte herunterzuspringen.Von der Polizei musste deshalb die Feuerwehr gerufen werden. Sämtliche in den Fluren installierten Videokameras, die der Sicherheit der Frauen dienen, wurden von der Polizei abmontiert und beschlagnahmt. Gleichzeitig wurden im Bordell Moselstraße 36 insgesamt 18 Frauen festgenommen. Hier drängte ein Rollkommando der Polizei in die Kantine des Hauses ein und verwüstete den Raum. Sämtliche Bilder wurden von den Wänden gerissen. Insgesamt vier Türen des Hauses wurden eingetreten. In allen Fällen wurde das den Frauen gehörende Geld beschlagnahmt.

Der Verein Doña Carmen verurteilt diese erneuten Razzien als einen Akt staatlichen Vandalismus, der nicht hingenommen werden kann. Offensichtlich überforderte Polizeibeamte versetzten durch ihr Auftreten die Frauen in Angst und Schrecken. Die erneute Flucht einer Frau auf das Dach des Hauses läßt befürchten, dass durch derartige Polizeiaktionen eine Gefahr für Leib und Leben ausländischer Prostitutuierter nicht ausgeschlossen werden kann.

Doña Carmen sieht in der erneuten Polizeirazzia darüber hinaus einen unerträglichen Affront gegen den Beschluss der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung zur Einberufung eines „Runden Tisches“. Die demokratische Öffentlichkeit in dieser Stadt und die politischen Parteien sind aufgefordert, gegen das unverantwortliche Treiben polizeilicher Rollkommandos ihre Stimme zu erheben und für ein Ende der menschenverachtenden Razzien auf ausländische Prostituierte einzutreten.

Pressemitteilung vom 20.6.2000
Doña Carmen e.V., Tel./Fax 069-76752880

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Repression