Proteste gegen die Liquidation der Union-Druckerei

Am 15. Juli hatten sich um 18 Uhr ca. 70 Kolleg/innen der Union vor dem ver.di-Gebäude in Niederrad versammelt, um gegen den absehbaren Beschluss der Gesellschafterversammlung, den Betrieb zu schließen, zu protestieren ...<br> Bei der Union wurde das Hoftor geschlossen und mit einem Transparent zugehängt, die Kolleg/innen hatten Schilder &#132;ver.di, IG Metall, IG Bau, Transnet = Arbeitsplatzvernichter&#147;, &#132;Für den Erhalt der gewerkschaftseigenen Union-Druckerei&#147; und &#132;Ich bin eine Altlast&#147;, wo ältere Kollegen ihren Namen, ihr Alter und die Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit ergänzt hatten.

Als die ersten Gewerkschaftsunternehmer ankamen, hielten die Kolleg/innen sie auf und stellten sie zur Rede, indem sie einzeln fragten, wie das Abstimmungsverhalten aussehen würde. Dabei rief die Anrede durch die Gewerkschaftsunternehmer „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ heftigen Protest hervor, ebenso wie die Erklärung, dass nur durch die Liquidation der Union alles schöner und besser werden würde.
Es folgten lange und zum Teil auch laute Diskussionen, in denen die Kolleg/innen den Gewerkschaftsvertretern Missmanagement und einen offensichtlichen Widerspruch zwischen ihren Sonntagsreden und ihrem realen Handeln vorwarfen und diese Vorwürfe auch durch einige Beispiele begründeten. Mitglieder des Betriebsrates kritisierten, dass sie nur als Erfüllungsgehilf/innen dienen sollten, um der Belegschaft Verschlechterungen zu verkaufen.
Die Antworten, die sie bekamen, unterschieden sich in nichts von dem Geschwätz, das man von Unternehmern kennt: nicht rentabel genug, es werden doch 130 Arbeitsplätze gerettet, wir wollen einen Neuanfang gemeinsam mit euch etc. Für den Fall, dass die Argumente ausgingen, waren die Informationen der Kolleg/innen, die Vorwürfe und alles Sonstige „einfach falsch.“
Interessant war auch, dass Tarifbruch unterstützt und verteidigt wurde: die Union-Druckerei sei halt zu teuer, man müsse mit dem Geld sorgsam umgehen und ließe deshalb bei billigeren Betrieben drucken ...
Den Höhepunkt der Unverschämtheit bildete der Vorsitzende von Transnet, der sich gar nicht mit Diskussionen aufhalten, sondern in Streikbrechermanier mit Gewalt in Richtung Sitzungszimmer wollte. Er war jedoch an die Falschen geraten und musste sich, nachdem er die Kolleg/innen angeschrien hatte, ihren berechtigten Ärger anhören. Nach ca. einer Dreiviertelstunde stellten die Gewerkschaftsunternehmer verärgert fest: „Das bringt hier nichts“ und machten sich auf in Richtung Sitzung. Diesmal wurden sie nicht aufgehalten.
Ungefähr eine Stunde später kam ein Gewerkschaftsvertreter – oder war es der Chauffeur? – aus dem Haupteingang, holte das geparkte Auto und fuhr wieder bis zum Haupteingang. Von dort stiegen der Vorsitzende von Transnet und ein weiterer schnell ein. Sie hatten sich hinter einem Bauwagen versteckt, was von den Kolleg/ innen mit „Feigling, Feigling!“ quittiert wurde.
Die anderen leisteten sich nicht einen derart peinlichen Abgang (einer der IG Metall hatte mitgeholfen, die Maxhütte platt zu machen und brachte wohl schon Erfahrung für solche Situationen mit). Sie informierten die Kolleg/innen, dass die Gesellschafterversammlung die Liquidation zum 1.8. beschlossen hat, und wie schön es doch sei, dass die Kolleg/innen diese Zeit noch mitgestalten dürften. Sie versicherten auch, sie hätten sich mit dieser Entscheidung wirklich schwer getan, aber es ginge nun mal nicht anders. Mehrfach wurde gedroht, es liege jetzt an den Kolleg/innen, dass es statt der Liquidation nicht zur Insolvenz komme ...
aus: www.labournet.de (gekürzt, udi)

Stellungnahme von ver.di Hessen
Am 15. Juli hatte ver.di Hessen die Geschäftsleitung der Union-Druckerei aufgefordert, Tarifverhandlungen über ein Fortbestandskonzept für die Arbeitsplätze der Beschäftigten aufzunehmen. Die Gesellschafter hatte Berthold Balzer, stv. Landesnezirksleiter Hessen, aufgefordert, der Liquidation nicht zuzustimmen. Geschäftsleitung und Gesellschafterversammlung sollten vorab keine Fakten schaffen, die einer sozialpolitisch sinnvollen und wirtschaftlich tragfähigen Lösung im Weg stünden. ver.di Hessen strebe ein „Gesamtpaket“ an, das den Verzicht auf die Liquidation des Unternehmens und betriebsbedingte Kündigungen voraussetze. Die Geschäftsleitung der Druckerei solle zusammen mit Beschäftigten, Betriebsräten und der Gewerkschaft weiter an einer Sanierung und Umstrukturierung unter den gegenwärtigen Besitzverhältnissen arbeiten. Weiter forderte ver.di Hessen eine Haftungszusage der Gesellschafter für alle Ansprüche der Arbeitnehmer aus betrieblicher Altersversorgung, zu vereinbarende Interessenausgleiche und Sozialpläne, Ausgleichszahlungen und Qualifizierungsmaßnahmen. www.verdi-hessen.de