Protestzug ausländischer Prostituierter

<p>Rund 50 ausländische Prostituierte zogen am 18. November von dem Tags zuvor geschlossenen Bordell in der Elbestraße 45 zur Weissfrauenkirche in der Gutleutstraße. Dort fand auf ihren Wunsch hin ein Bitt-Gottesdienst statt.<p>

Der gemeinsame Gang zur Weissfrauenkirche und die Teilnahme an der Andacht ist für die Frauen ein Protest gegen die inhumanen Razzien, denen sie seit nunmehr zehn Monaten ausgesetzt sind und die sie in panische Angst und Schrecken versetzen. Es ist gleichzeitig ein Akt der Solidarität mit ihrer kolumbianischen Kollegin Frau R., die am 17. November bei der Räumung des Bordells Elbestraße 45 aus Verzweiflung aus dem Fenster des zweiten Stocks sprang.

Frau R. war bereits drei Wochen zuvor in eine Polizeirazzia geraten und hatte panische Angst vor einer erneuten Kontrolle und einer Abschiebung. Sie wurde mit schweren Verletzungen in die Uniklinik gebracht.

Der Verein Doña Carmen widerspricht der von Ordnungsamt-Sprecher Dieckmann gegenüber der Presse verbreiteten Version, Frau R. sei abgestürzt bei dem Versuch, sich vom zweiten Stock des Hauses „abzuseilen“. Nach Angaben von Frau R. gegenüber Doña Carmen ist sie beim Eintreffen der Polizei in Panik auf den Fenstersims geflüchtet, dabei ausgerutscht und hinabgestürzt. Es handelt sich also um eine Verzweiflungstat.

Die öffentliche Darstellung der Ordnungsbehörde unterschlägt bewusst den mittlerweile erreichten Grad der psychischen Zermürbung der in der Prostitution arbeitenden ausländischen Frauen, von denen allein in den vergangenen zehn Monaten 560 verhaftet wurden.

Die Frauen sammeln zur Zeit Unterschriften unter einen Appell an die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, worin diese aufgefordert wird, sich umgehend für die Einstellung der Razzien und für eine Legalisierung der Prostitutionsmigrantinnen einzusetzen. Bereits am ersten Tag haben mehr als 70 Frauen das Protestschreiben unterzeichnet. Der Protest wird von Doña Carmen e.V. organisatorisch unterstützt.

Gleichzeitig fordert Doña Carmen den Rücktritt von Ordnungsdezernent Schwarz, der für die inhumanen Razzia-Aktionen verantwortlich ist und mit Mitteln des Psychoterrors gegen die entrechtete und gesellschaftlich diskriminierte Berufsgruppe der Prostituierten vorgeht. Offensichtlich nimmt er dabei Gefahr für Leib und Leben dieser Menschen in Kauf und setzt Alles daran, dass der Anfang Juni im Stadtparlament beschlossene Runde Tisch zur Prostitution erst dann zustande kommt, wenn sämtliche Prostitutionsmigrantinnen bereits von der Polizei vertrieben wurden.

aus Pressemitteilungen von Doña Carmen, udi

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