Rücknahme der Frankfurter Bewerbung für die Olympiade 2012

<p>In einem Appell vom 1.6.2002 wenden sich Einzelpersonen aus Frankfurt an die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat und fordern Vernunft und Augenmaß. Wir zitieren:<p>

Rücknahme der Frankfurter Bewerbung für die Olympiade 2012

Appell an die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat

Wir fordern Rückkehr zu Vernunft und Augenmaß!

Frankfurt hat sich -unterstützt vom Land Hessen, von Gemeinden der Region und u.a. von der IHK und von der FRAPORT AG - als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2012 beworben. Frankfurt konkurriert mit Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig und Hamburg; europaweit mit Paris und Rom und Budapest.

Die UnterzeichnerInnen halten die Frankfurter Bewerbung für vermessen. Eine "Machbarkeitsstudie" enthält nur vage Finanzierungsangaben. Die Behauptung, Olympia würde viel Geld nach Frankfurt bringen, entbehrt jeder konkreten Grundlage. Die verheerende Finanzlage unserer Stadt ist bekannt. Die Steuereinnahmen sinken. Der Verwaltungshaushalt 2002 schließt mit einem kumulierten Defizit von 419 Mio. Euro. Die Kämmereischulden (ohne Schulden der Eigenbetriebe) betragen rund 2,1 Milliarden Euro.

Die Ausgaben der Stadt Berlin betrugen 1988 allein für die Olympiabewerbung 250 Mio. DM. Berlin hat aufgrund dieser Erfahrung und angesichts seiner Finanzlage auf eine erneute Bewerbung verzichtet. Die Ausgaben für den Bau der olympischen Austragungsstätten in Sydney verschlangen rund 2 Mrd. $. In Frankfurt müßten einige Hundert Kleingärten aufgegeben, das neu gebaute Messeparkhaus abgerissen werden. Die Investitionen für die dauerhafte Olympiainfrastruktur würden bereits nach dem Preisniveau von 2001 (!) 1,3 Mrd. Euro (2,54 Mrd. DM) kosten. Nach den Spielen gäbe es in Frankfurt neben dem Waldstadion mit 50.000 Plätzen weitere 50.000 - 60.000 Plätze in fünf zurückgebauten Sportstätten. Wie sollen die gefüllt, wie der Unterhaltungsaufwand aufgebracht werden?

Angesichts dieser Daten und der prekären Finanzlage unserer Stadt erwarten wir, daß die BefürworterInnen der Olympiabewerbung zu kritischer Bestandsaufnahme, Rationalität und Augenmaß zurückkehren. Die Erfordernisse einer kommunalen Zukunftssicherung sind auf anderen Feldern zu finden: Sie müssen auf eine solide soziale, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle, aber nicht zuletzt auch den Breitensport der Schulen und Vereine fördernde Haushaltspolitik gerichtet sein.

Die UnterzeichnerInnen fordern das "Römerbündnis"(CDU-SPD-GRÜNE-FDP) und den Frankfurter Magistrat auf, die Olympia-Bewerbung zurückzuziehen. Selbstkritisch einen Fehler eingestehen, führt zu mehr Achtung, als einen falschen Weg trotzig weiter zu verfolgen.

Frankfurt am Main, den 1. Juni 2002

Diesen Appell haben bisher unterzeichnet:
Dr. Lisa Abendroth; Herwat Achterberg; Olaf Argens; Dr. Karin und Georg Benz; Dr. Eberhard Dähne; Erkin Eginer; Astrid Fischer; Hellfried Graf; Angela Grollmisch; Else Gromball; Harry Grünberg; Sabine Hohendahl; Paul Hafner; Gertrud und Heiner Halberstadt; Margit Heym-Schmitt; Irmgard Heydorn; Hans Hohmuth; Jürgen Hinzer; Peter Kirchner; Lorenz Knorr; Michel Läpple; Willi Malkomes; Josef Mayer; Gisela Mechelhof; Siglinde und Jakob Moneta; Murat Özkilinc; Karin Pintor; Achim Pletzer; Jörg Prelle; Susanne, Lisa und Marlene Rohrbeck; Elisabeth Schneider; Peter Steinberg; Mark Seibert; Dieter Storck; Renate und Dr. Herbert Stubenrauch; Horst Trapp; Angelika Wahl; Olaf Weichert; Dr. Ulrich Wilken; Cuma Yagmar;Ingrid und Gerhard Zwerenz

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Stadtentwicklung