"S`brennt, Briderlech, s`brennt!"

Rund 400 Demonstranten waren dem Aufruf des "Frankfurter Bündnisses gegen Rassimus und Nazi-Terror" gefolgt und gedachten der Reichspogromnacht.

<p>Dafür, dass in Frankfurt das Gedenken an die Reichspogromnacht nicht nur in Sälen stattfand, sorgten etwa 400 Demonstranten, darunter viele ausländische Bürger und Jugendliche. Sie waren einem Aufruf des „Frankfurter Bündnis gegen Rassismus und Nazi-Terror“ gefolgt und versammelten sich am 9. 11. vor der Festhalle. Dort, wo in der Schreckensnacht Juden zusammengetrieben, gedemütigt und geschlagen wurden.<p> Auffallend unter den Transparenten– provozierende Texte wie „Aufstand der Anständigen: Brennende Synagogen“ und „Aufstand der Anständigen: Ausländer raus“; viele rote und Gewerkschaftsfahnen. Entsprechend eher kämpferisch als gutmenschlich die Redebeiträge: Hans Kroha (Landesleiter der HBV) forderte, die Losung von 1945, „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“, müsse auch heute gelten. Rotgrün sei nicht gewählt worden, um Kriege zu führen, der Begriff „Leitkultur“ der Aufguss einer alten, braunen Soße, Richter, die Nazi-Demos erlaubten, gehörten aus dem Amt.<p> Pfarrer Stoodt (St. Katharinen) kritisierte die „neue Offenheit“. Frecher Antisemitismus, auch in den Medien, sei nur möglich geworden, weil man sich darin sicher fühlen könne, dass die Rechte die Reserverkraft der Konservativen sei. Er rief dazu auf, die Begriffe „Innere Sicherheit“ und „Zero Tolerance“ zu besetzen und gegen Faschismus und Antisemitismus zu richten. Nazi-Schmierereien sollten gemeinsam und öffentlich beseitigt werden. Eine gemeinsame Antifa-Plattform müsse koordinieren und planen, beobachten und handeln. Die Nazis müßten unter Druck gesetzt werden, ihre Info-Stände dürften nicht mehr hingenommen werden.<p> Peter Böttcher (Roma-Union) berichtete über die üble Diskriminierung hier lebender Sinti und Roma. Benjamin Ortmeyer (GEW) erinnerte an die, kaum bekannte, Vertreibung polnisch-stämmiger Juden auch aus Frankfurt, über 2000 Menschen vorwiegend aus dem Ostend, am 28./29.10.1938. Der Aufschrei des jiddischen Widerstandsliedes „S‘brennt, Briderlech, s‘brennt“ habe bestürzende Aktualität.<p> In der Lindenstraße 27, der Opfer des früheren Gestapo-Hauptquartiers gedenkend, zogen Kundgebungsteilnehmer in einem Mahngang zur Westend-Synagoge. Bruni Freyeisen sprach dort die Abschlussworte, mahnte und forderte, nicht nachzulassen. <p><i> -ll-