SozialistINNen beobachten die PDS in Krankfurt und dem Rest der Welt

Die liebe linksliberale Tante Jochimsen tat ihr Bestes auf Frankfurts Planiermeile und verkörperte die Incarnation des Antibürgerschrecks und warb in imaginierten Seniorinnenwohnanlagen mit artig pädagogischen Fragen und erhobener Stimme: "Ist es nicht so, dass man in dieser reichen Republik vieles viel besser machen könnte und müsste....?" (Das war gaaaaanz nahe am Originalton und das Kostüm passte auch noch dazu, da hätte ich schon lieber in Frankfurt "Trotz-Dehm PDS" gewählt. So wirkte unsere Spitzenkandidatin wie Gelonida gegen Herzinfarkt. Nun isses ja vorüber! Nur was kommt jetzt? (Ausschnitt aus einem in der jW nicht abgedruckten Leserbrief, der jetzt in voller Länge und Schönheit folgt!) <br><br>

Hallo,<br><br> war mein Leserbrief so grottenschlecht oder zu westborniert?<br><br> Wenn der z.Zt. in Moskau weilende Kollege Löser sich "eine sozialistische gesamtdeutsche Partei" wünscht, "die mit den Menschen in diesem Land Politik gestaltet, auch in Landesregierungen und nicht Angst hat, sich in die Nesseln zu setzen", dann kann er zumindest die Berliner PDS nicht meinen oder meint er es sei die originäre Aufgabe einer solchen, dem Finanzkapital den Staatssparkommissar zu machen.<br><br> Auch bei der Landespolitik in MV habe ich nicht erst seit dem Wahldebakel meine Zweifel, ob da "mit den Menschen Politik gestaltet wird", wobei diese neublumige Ausdrucksweise viele Interpretationen zulässt. Welche Menschen und welche Politik? Es macht doch einen wesentlichen Unterschied, ob ich als Landespolitiker von zigtausenden Lohnabhängigen im Gesundheitswesen, im Bildungswesen, im Kulturbereich .... ausgebuht und bei Wahlen abgestraft werde oder ob mich Bankenkonsortien, Industrie und Handelstage oder -Kammern - Christansen-gequotet - nicht für "politikfähig" halten (das heißt: nicht fähig oder willens ihre Politik zu machen ).<br><br> Genau diese blumige Bewusstseinverneblung wird zumindest in vielen Bereichen der (West-)PDS gepflegt, das wissenschaftlich-analytische Handwerkszeug wurde nicht weiter- sondern "fort-entwickelt", "soziale Gerechtigkeit" mahnt die SPD an und die PDS fordert plakativ: "Gerechtigkeit - weltweit!" - da steht dann nicht mal mehr "soziale", und wie wird die dann durchgesetzt von wem? gegen wen? Saddam Hussein ist echt ungerecht. Und jetzt? Wie setzen wir die Menschenrechte der Kurden im Nordirak durch? Etwa doch mit einmarschieren? Oder Saddam Hussein nach DenHaag schleppen? Bei Dabbelyu Bush hätte man da sehr reale realpolitische Schwierigkeiten und müsste sich dann wieder bei ihm entschuldigen. Diesmal vielleicht etwas mehr verCLAUSuliert.<br><br> Man sollte dem Vorstand wie der Gesamtmitgliedschaft der PDS Pflichtabos verordnen zur Teilnahme an Schulungs-Kursen (Qualitätssicherung'!!!)(Organisationsentwicklung!!!) in politischer Ökonomie, historischem und dialektischem Materialismus. Das könnte zumindest nicht schaden.<br><br> -----Ursprüngliche Nachricht(die die jW aus welchen Gründen auch immer bis heute nicht abgedruckt hat) ((Lerryn hätte das mit "erwiesenem Antikommunismus" begründet))-----<br><br> Von: Barth-Engelbart An: redaktion@jungewelt.de <br> Datum: Dienstag, 24. September 2002 21:01<br> Betreff:jetzt vernetzen /Kabarettisten/Leserbrief zu Fülberts "Letzten Argumenten" jW 22.09.02<br> Leserbrief Lieber CM und alle anderen die mitlesen, die letzte Seite vor der Wahl war herrlich und aufbauend angesichts der in Demut darniederliegenden Alternative zu JoschkaSchröder. Die liebe linksliberale Tante Jochimsen tat ihr Bestes auf Frankfurts Planiermeile und verkörperte die Incarnation des Antibürgerschrecks und warb in imaginierten Seniorinnenwohnanlagen mit artig pädagogischen Fragen und erhobener Stimme: "Ist es nicht so, dass man in dieser reichen Republik vieles viel besser machen könnte und müsste....?" <br> (Das war gaaaaanz nahe am Originalton und das Kostüm passte auch noch dazu, da hätte ich schon lieber in Frankfurt "Trotz-Dehm PDS" gewählt. So wirkte unsere Spitzenkandidatin wie Gelonida gegen Herzinfarkt). <br>Nun isses ja vorüber!<br> Nur was kommt jetzt?<br><br> Womit ich beim zweiten Highlight dieser Ausgabe angekommen wäre. Ich verstehe ja, dass Georg Fülbert von irgend was sein Frühstück bezahlen muss. Vielleicht kann er trotzdem (Hungerhonorar der jW) häufiger solche Gastkommentare für die jW schreiben. Wer lang genug auf die talk-Quoten schaut und Worthülsen im Reformstau genau so abträgt wie seine schnieken Anzüge, der passt letztlich mit seinem Dauerkotau samt Nach- und Aufrücker in jedes Hinterzimmer. Und da erstickt man dann an Rolands Claus-trophobie. Die Fatamorgana einer linkssozialdemokratisch domestizierten 'linken Volkspartei' füllt kaum noch (westliche)Hinterzimmer, dafür aber zunehmend Seifenblasen, die dann auch noch volkstümelnd heiße Luft ablassend platzen (Arbeit soll das Land regieren) wenn sie wie in der Reichshauptstadt auf dem Boden landen. (Regiert jetzt etwa Arbeit Großberlin?)<br> Ich hoffe es stellen sich viele in Gera nicht ins sondern hinter Zimmer.<br> Bei allen Wolfs, Jelpkes und Wagenknechts möchte ich mich für meine Schelte entschuldigen und dem Beispiel Fülberts folgen und in das Wachsamkeitskomitee "SozialistINNen beobachten die PDS" eintreten.<br><br> Mit wachsamen Grüßen<br> Hartmut Barth-Engelbart<br><br> www.barth-engelbart.de.vu<br> more lyrics,poems<br> and other stuff<br> you'll find at google<br> under 'barth-engelbart'<br> or 'hartmut-barth'

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