Was haben Wiener Büchereien mit FFM HU zu tun?

<p>Was haben die Wiener Berufsschul-Büchereien mit den Widerstandslesungen am Hanauer Freiheitsplatz zu tun ? Was haben Petra Roth und ihre bunte Römerbande mit Wiens Bürgermeisterin Laska und den SchwarzBlauen der Donau-Kultur-Metropole gemeinsam?

Mit Unterstützung der Wiener Widerstandslesungen am Ballhausplatz haben die Wiener BerufsschülerINNEN einen ersten Teilerfolg im Kampf gegen die Schließung ihrer Büchereien erkämpft: Bürgermeisterin Laska musste einen ‚Runden Tisch’ einrichten, wo sie jetzt mit den Wiener SchülerINNENVertretungen über deren Forderungen verhandelt. <br> Die selbsternannte „Förderin des Lesens“ (Laska über Laska) wollte die Schülerbüchereien in allen Wiener Berufsschulen schließen. Ahnlich wie es OB Roth und ihre bunte Römerbande in Frankfurt mit den Stadtteilbibliotheken der „Literaturhauptstadt“ vorhaben.<br><br> Widerstandslesungen gegen die Streichung sozialer und kultureller Einrichtungen in Frankfurt und Hanau. Gegen Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung in allen ihren Formen, gegen die Raubzüge nach Außen und Innen. Widerstandslesungen gegen die KochRezepte und WolfsGesetze aus Wiesbaden: die Schließung der Drogenberatung, gegen die Schließung der Schuldnerberatung, gegen die Schließung der Frauenhäuser, gegen die Streichung von Lehrerstellen, gegen die Vergrößerung der Schulklassen, gegen die Vernichtung von 15 000 Arbeitsplätzen ... Gegen die Eichel-Mast fürs Bank-Versicherungskapital , gegen das VerSchröddern des Sozialstaats, .... <br> <br> Orientiert am Wiener Beispiel läuft nun die Widerstandslesung am Hanauer Freiheitsplatz seit 7 Wochen und es kommt ein unerwatet positives Echo: Über 40 AutorINNen und KünstlerINNEN anderer Bereiche haben sich auf die Leseliste gesetzt. Darunter sehr viele VS (Verband Deutscher Schriftsteller)-verdi-Mitglieder. Keine(r) hat auch nur ein Wort über das 0-Summen-Honorar verloren und alle haben verstanden, was der Satz auf den Widerstandslesungsplakaten bedeutet: „die besten Literaturpreise liegen auf der Straße. In direkter Nachbarschaft von 6 bis 9 Millionen Arbeitslosen, Noch-In-Arbeit-Stehenden, Sozialhilfeempfängern, Flüchtlingen und anderen Kulturexperten.“<br><br> Kultur-attac-Deutschland hat seine Unterstützung zugesagt und die Hanauer Erfahrungen über das kultur-attac-netz bundesweit propagiert. In Frankfurt hat sich jetzt eine Initiative nach Hanauer Vorbild zusammengesetzt und will binnen Wochen dort mit den Widerstandslesungen beginnen. Und die Wiener haben gejubelt, als per handy Teile der Lesungen zwischen Wien und Hanau direkt übertragen wurden. Und der literarische ‚Speakers Corner’ am Freiheitsplatz wird eine zuverlässige Adresse, ein Treffpunkt, ein Ort der Kommunikation, des Austauschs, der persönlichen Begegnung, des Verweilens, des Schreibens, des Erzählens und Zuhörens. Das war und ist eine der Hauptintensionen.<br><br> Die Berliner Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Dr. Sabine Kebir hat bei einer Tagung der „Künstler gegen den Krieg“ in Berlin erklärt, dass sie diese Wien/Hanauer Idee über kultur-attac und die Rosa-Luxemburg-Stiftung bundesweit propagieren möchte: <br>„....eine gute Nachricht, dass das in Hanau ernst zu werden scheint. ich bin dabei Kultur-attac und Rosa-Luxemburg-Stiftung zu animieren, Widerstandslesungen in anderen Städten zu unterstützen. Dass wir etwas von Banken und Sparkassen kriegen, ist meiner Meinung nach illusorisch, die stehen auf der anderen Seite des Kampfschauplatzes und haben auch in der Vergangenheit eher etwas für klassische Musik oder abstrakte bildende Kunst gegeben, niemals für das konkrete kämpferische Wort. Ich glaube, wir müssen diese Lesungen –wie ihr in Hanau- honorarlos machen. Wichtig wäre nur, einen würdigen Ort zu finden und die Autoren könnten ja ihre Bücher verkaufen. Ich glaube, dass es trotzdem sehr wichtig und gut werden könnte, mittelfristig für die Autoren auch Verdienst bringen würde, denn die Leser haben auch genug von dem Schnee der Buchhandlungen. Ich nehme gerne in Hanau teil, sobald ich einen anderen Termin in der Gegend habe und will die ganze Sache auch gerne ideell unterstützen. Auf so etwas warte ich schon lange, ein echter kultureller Aufbruch. Beste Grüße – Sabine „<br><br> Spätestens seit Mitte der 90er Jahre ist widerständige Kunst von den Straßen und anderen Bühnen außerparlamentarischer Opposition gegen die herrschenden kapitalistisch-patriarchalischen Verhältnisse verschwunden. Viele Protagonisten der Antibürgerlichen Kulturszene haben sich im Sog der Rosa-Grünen und später noch der Rosa-Rosa-Koalitionen als lokale/regionale/NATIONALE Hofnarren der Herrschenden alimentieren lassen. Das war oft kein bewusster „Verratsakt“ sondern ein lautloses Hinübergleiten. Die Beispiele hierfür sind Legion und manchmal schmerzlich zu beobachten und echt grass: BAP, Lindenberg, (na ja?), ... von Ätzensberger und Co gar nicht zu reden ...<br> Es herrschte die vorrübergehend gut bezahlte Illusion, dass Widerständiges eventuell auch noch staatlich subventioniert wird. Heraus kam dabei, das eigentlich nur wer abschwört und wes Brot ich ess des Lied ich sing weiter bezahlt und gefördert wird..<br><br> Der Antrieb zur Schaffung der Widerstandslesung war der Gedanke , der Wunsch nach möglichst unkomplizierten unabhängigen Formen der Publikation verschiedenster Kunstwerke einerseits und andererseits der Wusch nach Abbau von Schwellen und Gräben zwischen den Kulturschaffenden und den Leuten. Ebenso die Schaffung einer Bühne, auf der es auch Laien leichter fällt, sich zu äußern, Gefühle und Gedanken und Wünsche und Ängste und Wut und Aggression kreativ auszudrücken. In einer Zeit, wo kaum jemand sich noch Zeit nimmt um zuzuhören, oder meint, sich die Zeit nicht nehmen zu können oder tatsächlich nicht die Zeit und das Geld hat bildungsbürgerlich abgehoben und verschwellt organisierte Kulturveranstaltungen zu besuchen (oft ist das ja auch eine instinktiv richtige Entscheidung) – in dieser Zeit müssen wir Formen und Orte suchen und schaffen, wo wir die Leute so und so an-treffen. <br><br> Widerstandslesungen sind kein ServiceBetrieb für den sogenannten „kleinen Mann und seine Frau“, sie sind auch Akte der Notwehr und der kreativen Umsetzung von notwendiger Aggression in Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse. Papierene hölzerne Lippenbekenntnisse und Organisations-Auftrags-Kultur gehen uns und den Leuten auf der Straße meist am Arsch, am Herz und am Kopf vorbei. Gefragt ist Authenzität.<br><br> In einer Zeit wo mit immer schnellerem Umschlag alle anfänglich alternativen, rebellischen kulturellen Bewegungen (underground, social beat, rapper hipphopp, poetry slam etc.) kapitalisiert, domestiziert und zur Dekoration der herrschenden Verhältnisse degradiert werden – wo der Herr Rogowski zusammen mit dem Herrn Hundt und vielleicht auch noch dem Oberlehrer Eichel über den zahnlosen Scheibenwischer lächeln können, da wird’s Zeit auch lokal selbständige widerständige Kultur zu schaffen, die sich nicht von den großen Medien abhängig macht, die für sich schon kulturelle Emanzipation ist, die sich traut auch ohne den Auftritt der quotenfixierten großen Zampanus. Irgendwann haben es viele satt, in den erniedrigenden Schlangen vor den Literaturpreisjurys sich die Beine in den Bauch zu stehen und nach deren MainstreamGusto zu schreiben. Oder sich von irgendwelchen Poetry-Slam-Päpsten auch noch beim Schreiben in den AkkordWahn treiben zu lassen: Deutschland sucht den Superstar, und der Börsenverein sucht dann die Poetry-Queen. Wann wird dann als Nächstes auch das Meditieren zur olympischen Wettkampfdisziplin mit Profis und BundesLigaVereinen? Auch dagegen müssen wir etwas setzen!<br><br> Es reicht eben nicht ab und zu mal Hannes Wader rein zu schlappern und sich zum zehnten Male bei Konstantin Wecker auszuweinen. . Selbst die Feder spitzen, selbst das Maul auf machen, selbst den Arsch hoch kriegen. Nur so kanns was werden.<br><br> Wer mitmachen will, soll sich mailden: barth-engelbart@web.de oder besser noch zur nächsten Widerstandslesung am Freiheitsplatz kommen: jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr vor dem DGB-Haus am Buchladen am Freiheitsplatz.<br><br> s.a. meinen Essay „Über den Verlust des Narrativen...“ ( www.autorenhessen.de/autoren/barth-engelbart ) DIESER ARTIKEL SOLL MÖGLICHST KOPIERT , NACHGEDRUCKT und anders verbreitet werden

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Kultur