Wer holt nach 65 Jahren endlich die Glocke vom Turm ?

Die folgende mail geht über alle möglichen offenen mailinglisten, damit sie möglichst viele Menschen im Bankrankfurter Speckwegürtel und besonders die Abonnenten der nichtabdruckenden Zeitungen lesen können. Im Gegensatz zu bisherigen Pressemitteilungen bezüglich des Sozial-Kultur-Jugend-Zentrums "Alte Schule" in Gründau-Mittel-Gründau wurde diese Stellungnahme/dieser Brief in keiner der angeschriebenen Zeitungen abgedruckt - aus welchen ehrenwerten Motiven oder Sachzwängen heraus auch immer. Natürlich geht diese mail auch wieder an die Presse, es kann ja sein, dass sie aus Versehen liegengeblieben oder gelöscht wurde.

Gelingt der Glockensturm dieses Mal?
Vor 60 Jahren wollten die Nazis die Glocke vom Schuldach holen.

Der vor einigen Jahren verstorbene Klaus Schuster (Name geändert) war aktiver Pimpf bei der HJ in Mittel-Gründau und hat nicht nur über den Kampf der 5 Mittel-Gründauer Nazis um die Schule berichtet - die wegen ihrer Unterlegenheit gegenüber den Kommunisten und Sozialdemokraten immer von Gelnhäuser und Büdinger SA-Trupps unterstützt wurden. Chef der NSDAP in Mittel-Gründau war der aus Berlin stammende fürstliche Gutsverwalter. Sein Sohn war gleichzeitig Chef der örtlichen HJ. (Wie "groß" deren Einfluss auf die Mittel-Gründauer war zeigt ein Gruppenfoto aus dem Jahr 1935 mit vielen am Wiederaufbau nach dem Brand der fürstlichen Domäne beteiligten Mittel-Gründauern : von 50 Menschen heben gerade Mal drei die Hand zum Nazigruß) Klaus Schuster berichtete auch vom Versuch der Nazis in Mittel-Gründau vor 60 Jahren die Glocke vom Schulhaus zu holen. Gescheitert sei dieser Versuch, die Rüstungsindustrie mit waffentauglicher Bronze zu versorgen weniger am Widerstand der evangelischen Kirchengemeinde als am energischen Einspruch der noch im Dorf verbliebenen , nicht an die Front gezwungenen einsatztauglichen Männer (und Frauen) der Feuerwehr. Denn die Glocke rief nicht nur zum Gottesdienst, war nicht nur Sterbe- oder Hochzeitsglocke, läutete nicht nur Mittagspause und Feierabend ein, sie war eben auch die Glocke für den Feueralarm. Sie gehört wie das Backhaus und das klassizistische Schulgebäude zum Herzstück des Dorfes Mittel-Gründau. Nach der Vertreibung der IAS-Bücherei unter Vortäuschung falscher Tatsachen ( ein leitender Angestellter der Gemeinde behauptete, die Schule sei bereits verkauft) versuchen die Gemeindeoberen jetzt das zu verwirklichen, was vor 60 Jahren die Nazis nicht geschasfft haben: die Glocke vom Dach zu holen. Sie soll zwar nicht für Leo-Munition eingeschmolzen werden, aber ihre Entfernung vom Schuldach soll dem Gemeindevorstand den Endsieg gegen die Alte Schule bringen. Ohne Glocke auf dem Dach wird sie weiter entwertet und vielleicht besser verkaufbar, hofft offenbar der Gemeindevorstand. Den Mittel-Gründauern, für die die Schulglocke so etwas ist wie die Paulskirchenglocken für demokratische Frankfurter, sollen mit diesem Kulturfrevel-Akt entmutigt werden. Und plötzlich hat die Gemeinde wieder Geld: 25.000 Euro um einen ausgedienten Transformatorenturm umzubauen, damit er die Glocke tragen kann ! Nicht mitgezählt die Kosten für Umwidmung und Umbau einer der wenigen gemeindeeigenen Sozialwohnungen (noch während der Bewohner im Krankenhaus lag und aus der Gemeindeführung Sätze zu hören waren wie der: "Der machts so und so nicht mehr lange." Er hat die ,Umwidmung' seiner Wohnung doch überlebt. Und jetzt wurde der Bewohner in ein Altenheim eingewiesen. Für wahr ein beispielhafter Umgang der Gemeinde mit alten Menschen ). Was ist noch im Weg? Die Krabbelgruppen? Wir bleiben drin, bis man uns rauswirft, so hört man die betroffenen Familien. Die Schleiereulen und die Turmfalken. Wie die Gemeinde unter Einhaltung von Vogelschutzbestimmungen diese Dachbewohner umsiedeln will, ist ein Rätsel. Schleierhaft ist auch, wie die von der Kirchengemeinde eingebaute Läutanlage den Ausbau übersteht. Diese Kosten sind noch nicht miteinkalkuliert. P.S.: Wer an der Glaubwürdigkeit eines ehemaligen HJ-Pimpfen Zweifel haben sollte, der kann sich beruhigen: ein leider auch vor vier Jahren schon verstorbenes sozialdemokratisches Mittel-Gründauer Ortsbeiratsmitglied hat den Bericht des Klaus Schuster dem Schreiber dieses Leserbriefes gegenüber bestätigt. Mit freundlichen Grüßen Und gerne weiter auskunftsbereit Hartmut Barth-Engelbart (dieses Mal nicht als Pressesprecher der IAS gem.e.V. sondern als langjähriger Mitarbeiter und Organisator des Zentrums und als Lokalhistoriker mit dem Schwerpunkt oral history)
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Stadtentwicklung