Wie in einem Heimatfilm der 60er Jahre:

20. July 2003: der Schreiber des Storchen-Leserbriefes begrüßt ein führendes Mitglied der Gründauer CDU unweit des (noch teilweise stehenden) historischen Gasthauses "Zum Storchen" mit dem Ausruf: "Das ist eine wahre Denkmal-Pflege-Meisterleistung".

<p>Antworft: "Diese Unterstellungen, diese unerhörten Äüßerungen werden noch Folgen haben!" Sollte das Gasthaus etwa doch nicht abgerissen werden? Nein! Es waren andere Folgen gemeint: "Haben Sie mal das Ding von Innen gesehen?", schallt es wutentbrannt quer über die Straße. Also doch Abriss ? Klar habe ich das 'Ding' von Innen gesehen, es wurde als Übergangswohnheim von einem privaten Betreiber übel zugerichtet. Unter den Augen der Behörden. Dann stand es Jahre lang mit eingeworfenen Fensterscheiben leer. Aber es war in erheblich besserem Zustand als die ehemalige "Patras"-Bar, ein Fachwerkhaus, das als 'Dreckloch' ebenfalls abgerissen werden sollte. Hier hat der Denkmalschutz noch letzte Zähne gezeigt und dieses Wohnhaus der letzten Liebloser Juden nicht der Village-Skyline an der Gelnhäuser Straße geopfert (ein Messing-Hinweisschild an diesem Haus - wie es sonst fast überall hängt - wäre auch nicht falsch, vielleicht mit folgendem Text: aus diesem Haus wurden die letzten unserer ehemaligen jüdischen Mitbürger ins Frankfurter Judenghetto vertrieben. Von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert und umbebracht...).<p> Zurück zum Storchen: Mit dem Abriss dieses Hauses, nach dem Abriss der alten Zigarrenfabrik, des Bahnhofschuppens und der Errichtung des Liebloser Bankenviertels mitten im Ortskern verliert Lieblos zunehmend nicht nur sein Gesicht. Diesmal geht die Ortsentkernung auch ans Herz. Ein letzter Versuch, ein Apell der ehemaligen (Vorvor-)Besitzer an die Gemeinde, den 'Storchen' in die Altenwohnanlage und in den an seiner Stelle geplanten "Garten der Sinne" mit einzubeziehen und so das Ambiente für die älteren Menschen dort zu bereichern wurde abschlägig beantwortet.<p> Mit Spannung warte ich auf den Tag der Einweihung, wenn im Gemeinschaftsbereich der Wohnanlage eventuell eine "rustikale Wirtsstube" mit PlastikBalken und PlastikBlumen, oberbayrischer NaturholzFurniermöblierung eröffnet wird mit einem Heimatabend bei original hessischer Volksmusik der Oberkrainer oder der Musikantenstadler.<p> Ein von innen beleuchteter Plastikstorch könnte dann auf einem Bein im "Garten der Sinne" stehn. Vielleicht auf einem geretteten Fachwerkbalken aus Echtholz. Und einen Eckbalken vom 'Storchen' kriegt das Heimatmuseum des Geschichtsvereins. Damit die beim nächsten Abriss nicht mucken. Wie schöön.<p> Das wär dann Heimat!<br> Satt!<p> Schöne Grüße<br> Hartmut Barth-Engelbart

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