Wohnungsgenossenschaften in Frankfurt

Der Arbeitskreis Wohnungspolitik der Sozialpolitischen Offensive aus Kirchen, Gewerkschaften und Sozialverbänden stellt in einem neu erarbeiteten Thesenpapier fest, dass Wohnungsgenossenschaften eine attraktive Alternative zwischen privatem Wohneigentum und Miete darstellen.

Sie können Selbstverantwortung, Selbsthilfe und bürgerschaftliches Engagement fördern sowie Schutz vor Verdrängung und Kündigung bieten, der über die allgemeinen mietrechtlichen Bestimmungen hinausgeht. Wohnungsgenossenschaften sind eine Alternative zur Privatisierung von Wohnraum.<br> Die Sozialpolitische Offensive wird die städtischen Verantwortlichen darüber befragen, wie sie die in den Frankfurter Wohnungspolitischen Leitlinien beabsichtigte Unterstützung von Wohnungsgenossenschaften praktisch umsetzen werden.<br> <br> Wohnungsgenossenschaften eine Alternative zur Privatisierung von Wohnraum<br> 1. Wohnungsgenossenschaften stellen eine attraktive Alternative zwischen privatem Wohneigentum und Miete dar. <br> Sie ermöglichen dauerhaftes, erschwingliches und gemeinschaftliches Wohnen besonders für Bevölkerungsgruppen, die auf sozialverträglichen Wohnraum angewiesenen sind. <br> <br> 2. Mit dem Ausbau wohnungsgenossenschaftlicher Modelle können Selbstverantwortung, Selbsthilfe und bürgerschaftliches Engagement gefördert,  sozialen Verwerfungen in Wohnquartieren kann entgegengewirkt werden. Wohnungsgenossenschaften können zur Integration von ethnischen Minderheiten oder von sozial isolierten Bevölkerungsgruppen wie z.B. Alleinerziehenden, älteren Menschen, Behinderten und Bedürftigen beitragen.<br> <br> 3. Die Vorteile von Wohnungsgenossenschaften liegen vor allem in<br> - der Bereitstellung von preisgünstigem Wohnraum zur Wohnkostenreduzierung im Alter;<br> - der Erhaltung von preisgünstigem Wohnraum für einkommensschwächere Gruppen und Gruppen mit Marktzugangsproblemen;<br> - im Schutz vor Verdrängung und Kündigung, der über die allgemeinen mietrechtlichen Bestimmungen hinausgeht;<br> - der Mitbestimmung über die gesamte Kostengestaltung (einschließlich der Reduzierung der Mietnebenkosten)<br> - der Förderung einer sozialen Quartiersentwicklung, die der sozialen und räumlichen Polarisierung in den Städten Modelle des sozialen und kulturellen Miteinanders unterschiedlicher Gruppen entgegensetzt.<br> - der höheren Identifikation der Bevölkerung mit dem Wohnquartier durch Teilhabe am Eigentum als Genosse oder Genossin und einer wachsenden Verantwortung für das gesamte Wohnumfeld;<br> <br> 4. Wohnungsgenossenschaften sind aus der Wohnungsnot heraus entstanden. Sie spielten sowohl in der Zeit der Weimarer Republik als auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine bedeutsame Rolle und wurden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus mit öffentlichen Mitteln gefördert. Der Volks-, Bau- und Sparverein wurde als Genossenschaft bereits vor dem 1. Weltkrieg gegründet und hat im Riederwald auf großer Fläche unter Nutzung des städtischen Erbbaurechts Wohnungen errichtet. Da die Kommunen ohne eigenes Zutun in finanzielle Not geraten sind, müssen nun Bund und Länder Förderprogramme für wohnungsgenossenschaftliches Bauen auflegen. Die Expertenkommission Wohnungsgenossenschaften des Bundesministeriums für Bauen, Wohnen und Verkehr hat in ihrer Expertise aus dem Jahr 2004 die Potentiale und Perspektiven von Wohnungsgenossenschaften für eine zukunftsfähige Wohnungspolitik herausgearbeitet.<br> <br> 5.  Statt die weitere Privatisierung städtischen Wohnraums zu beschleunigen, nehmen wir die Stadt Frankfurt am Mai in die Pflicht, die Gründung von Bewohnergenossenschaften zu fördern. Damit wird der sozialen Bedeutung des Wohnens für bestimmte Bevölkerungsgruppen Rechnung getragen. Der Verkauf kommunalen Wohnraums an große Wohnungskonzerne dient der privaten Profitsteigerung.<br> <br> 6. Die Stadt Frankfurt am Main sollte günstigen Grund- und Boden anbieten, damit die Neugründung von Wohnungsgenossenschaften erleichtert wird. Besonders im Blick auf die demographische Entwicklung sind genossenschaftliche Wohnformen im Alter zu entwickeln, die kalkulierbare Mietkosten und die Sicherheit der Wohnung garantieren. Dabei können Wohnungsgenossenschaften auch wohnbegleitende Service- und Nachbarschaftsangebote erbringen.<br> <br> 7. Wohnungsgenossenschaften sollten zu einer alternativen Marke auf dem Wohnungsmarkt werden. Die Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens gilt es öffentlich stärker zu verdeutlichen und für Interessierte durch erhöhte Teilhabe- und Mitgestaltungsmöglichkeiten den Eintritt in eine Wohnungsgenossenschaft attraktiv zu machen. Diese spezifische Wohnform zwischen dem Wohnen zur Miete und dem individuellen Eigentum ist sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Politik in den Mittelpunkt zu rücken. Die Sozialpolitische Offensive wird die Parteien im Römer darüber befragen, wie sie die in den wohnungspolitischen Leitlinien beabsichtigte Unterstützung von Wohnungsgenossenschaften praktisch umsetzen.<br> <br> 8. Für die bestehenden Wohnungsgenossenschaften ist wichtig, dass sie durch Modernisierung ihrer Wohnungsbestände, differenzierte Wahrnehmung der Marktsituation (im Osten: veränderte Nachfrage und Leerstandsproblematik) und im Wettbewerb mit anderen wohnungspolitischen Strategien ihre soziale Bedeutung betonen und offensiv ihre Vorteile darstellen. Kleinere Wohnungsgenossenschaften sollten möglicherweise kooperieren, damit ihr Platz auf dem Wohnungsmarkt gestärkt wird. Dann könnte die Zukunft des genossenschaftlichen Wohnens tatsächlich erst noch vor uns liegen.<br> Pressemitteilung der Sozialpolitischen Offensive

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Wohnen