Keine weiteren Belastungen für die Ernst-Reuter-Schulen in Frankfurt

Der GEW-Bezirksverband Frankfurt fordert vom Schuldezernat der Stadt Frankfurt: • Sofortiger Stopp der Umsetzung der Planungen für die Erweiterung der ESF auf dem Gelände der ERS II! Keine weiteren Belastungen der Ernst-Reuter-Schulen! • Sofortige Bereitstellung der Mittel für Neubau- und Sanierungsmaßnahmen (Ersatz für die 2 Sporthallen, Sanierung/Neubau der Schwimmhalle, Sanierung der Außenfassaden). • Respekt vor den demokratischen Rechten und umfassende Einbeziehung der Schulgemeinde in alle Planungsvorgaben.

Die Europäische Schule Frankfurt (ESF), die derzeit von 1250 Kindern der Beschäftigten der Europäischen Zentralbank besucht wird, soll kurzfristig für weitere 350 Kinder Platz bekommen, längerfristig sollen dort 3500 Kinder der EZB-Beschäftigten lernen. Zu diesem Zweck soll eine „vorübergehende“ Erweiterung der Schule auf dem bisherigen Gelände der Ernst-Reuter-Schule II (ERS)vorgenommen werden. Um dies zu erreichen, hat sich der Elternverein mit einer Petition an Frau Dr. Merkel gewandt und der Schulleiter der ESF in Verhandlungen mit der Stadt Frankfurt erreicht, dass diese mit Planungskosten von 10 Millionen Euro schon einmal in Vorleistung tritt. (FNP vom 19.2.2014)

Auf dem der ESF zugedachten Gelände standen ursprünglich zwei Sporthallen der Ernst-Reuter-Schulen, die abgerissen wurden und für die die Stadt den Schulen Ersatz versprochen hatte. Dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingelöst und ist nach den jetzt bekannt gewordenen Planungen wohl auch auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertagt. Im kürzlich veröffentlichten „Aktionsplan“ des Schuldezernats sind für die Sporthallen und die Sanierung der maroden Schwimmhalle ab 2016 lediglich „Planungsmittel“ vorgesehen, was faktisch bedeutet, dass es für die ERS keinen einzigen Spatenstich geben wird.

Dass die ESF nun auf Kosten der Kinder, die die ERS II besuchen, erweitert werden soll, ist nicht neu: denn schon bei ihrer Gründung bekam die ESF kostenfrei ein Grundstück von der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellt, das zuvor zur ERS II gehört hatte. Im Zuge des Neubaus ging den beiden Ernst-Reuter-Schulen und den Vereinen auch die Bezirkssportanlage mit einem Fußballfeld und einer 400m-Laufbahn verloren.

Die zunehmenden Einschränkungen in der ERS II gehen auf Kosten der gesamten Schulgemeinde, insbesondere aber der behinderten Kinder, die dort in 24 inklusiven Klassen beschult werden. Nicht nur, dass aufgrund des zu geringen Sporthallen-Angebots viele Klassen nach der Hälfte der Sportstunde auf den Schulhof wechseln müssen, auch der Antransport der behinderten Kinder wird durch die Fahrzeuge der ESF-Eltern, die ihre Kinder im eigenen SUV anliefern, erheblich beeinträchtigt.

Der GEW-Bezirksverband hält die Vorgänge unter mehreren Gesichtspunkten für skandalös:
• Alle Kinder haben ein Recht auf gute Bildung. Die Kinder der EZB-Beschäftigten gelten nicht mehr als die Kinder der weniger gut betuchten Bevölkerung der Nordweststadt!
• Die notwendigen Sanierungen und Neubauten für die ERS wurden und werden auf die lange Bank geschoben – für die Schule der Banker-Kinder ist offensichtlich Geld da, dessen Bereitstellung noch nicht einmal demokratisch legitimiert werden muss.
• Im Zeitalter der Inklusion sollten die Bedingungen für behinderte Kinder verbessert und nicht weiter beeinträchtigt werden.
• Die Bedürfnisse einer Schule, und sei sie auch eine Schule der Europäischen Gemeinschaft, gegen diejenigen einer Schule für Kinder aus Frankfurt auszuspielen und dabei die EU-Schule derart zu bevorzugen, ist einer Stadt wie Frankfurt, die sich als offen für alle bezeichnet, unwürdig.
• Die Schulgemeinde erfuhr von den Planungen erst durch die Presse – auch der Ortsbeirat war nicht einbezogen. Eine unannehmbare Beschneidung der demokratischen Rechte und des Rechts auf Teilhabe eines ganzen Stadtteils!