New Generations - Independent Indian Filmfestival vom 26. bis 28. November 2010 im Orfeos Erben

Als das „New Generations“-Festival 2009 startete, hatte es die Nase vorn, denn seit Herbst 2009 kommen vermehrt indische Filme ins Kino, die sich der indischen Wirklichkeit zuwenden. Anders als in den Bollywood-Blockbustern zeigt sich ein neuer Realismus in den Filmen, und in der Filmlandschaft herrscht Aufbruchstimmung.

Mittlerweile ist sogar schon von „New Bollywood“ die Rede. Indiens immer größer werdende, aufstrebende Mittelschicht will neue Filme mit anderen Themen sehen als die ländliche Bevölkerung. Umgekehrt könnte man sagen: die Situation der Mittelschicht ist mittlerweile so gut, dass die Flucht in die Traumwelten von Bollywood nicht mehr notwendig ist und nicht mehr gewünscht ist. Das Publikum verlangt einen neuen Realismus, der mit der indischen Lebenswirklichkeit zu tun hat.

Das „New Generations“-Festival 2010 zeigt spannende Highlights aus den Genres Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm, darunter etliche Deutschland-Premieren. Erstmals wird in diesem Jahr ein Publikumspreis im Bereich Kurzfilm vergeben. „New Generations“ wird von „Indian Vibes Neue Generationen e.V.“ organisiert. Das Festival ist in seiner Art bundesweit einzigartig.

Zu den einzelnen Filmen

Seema Biswas, die Darstellerin der Bandit Queen Phoolan Devi ist eine gelungene Besetzung für die Rolle der Stella in „Cooking with Stella“. Seit 30 Jahren verwöhnt die Spitzenköchin Stella in Delhi hochrangige, kanadische Diplomatenfamilien. Als eine neue Familie das vornehme Domizil bezieht, gerät ihr Weltbild  plötzlich ins Wanken, denn Michael bleibt als „Hausfrau“ zuhause, während seine Frau Maya ihrer Karriere nachgeht. Stella ist ein Schlitzohr, die ihr Gehalt mit kleinen Betrügereien aufbessert. Und dann holt sie zum großen Schlag aus.

Danach der Dokumentarfilm „Kleine Wölfe“ von Justin Peach und Lisa Engelbach. Justin Peach wird den Film persönlich vorstellen: "Zusammen mit acht anderen Kindern lebt der elfjährige Sonu auf den Straßen von Katmandu. Ihr Alltag in der chaotischen Hauptstadt ist ein routinierter Kampf ums Überleben: immer auf der Suche nach Essen, Drogen, leichtgläubigen Touristen und vor allem – wie kleine Jungs nun einmal sind – nach Spaß und Abenteuer. Das Leben von Sonu und seinem Rudel ist geprägt von Gewalt und Abhängigkeit, aber auch von glücklichen, kindlichen Momenten der Freiheit auf der Straße. Der Film ist nach Direct Cinema Art gedreht. Kein Sprecher, keine Musik, keine Inszenierung. Ich wollte den Alltag eines Straßenkindes in Kathmandu verstehen. Chronisten sind die Kids selber."

Auch im „Regional Cinema“ zeigt sich der neue Realismus, so auch im Episodenfilm „Kerala Café“ den zehn namhafte Regisseure aus Kerala gedreht haben: Die pflegebedürftige Schwiegermutter passt nicht mehr in die Kleinfamilie. Die Geliebte des „braven“ Ehemannes bekommt ein Kind und arrangiert sich mit der Ehefrau. Eine Studentin wehrt sich selbstbewusst und raffiniert gegen Zudringlichkeiten.

Peepli ist ein winziges Dorf irgendwo in Indien. Zwei Brüder haben ihr kleines Stückchen Land an die Bank verloren, weil sie die Kreditraten nicht zahlen konnte. Jetzt soll Natha, der jüngere der beiden Brüder Selbstmord begehen, weil seine Familie dann von der Regierung 2000 Euro bekommt. Ein Journalist, der zufällig wegen Nachwahlen in der Provinz unterwegs ist, erfährt davon und die Chronik des angekündigten Todes wird zum Medienhype. – „Peepli live“.

„Notes from transient places“, so ist der Titel des Abends mit neuen Kurzfilmen aus Indien. Das Fließende und Flüchtige des aufbrechenden Subkontinents spiegelt sich in der Schilderung von Geschichte in persönlichem Zwiespalt etwa in „These Old Frames; „One Way“ erzählt ergeben von Identität zwischen Dorfgemeinschaft und Moderne wie auch die Entscheidung eines Jungen angesichts eines Opferrituals in „Harika“. In diesem Jahr wird ein Publikumspreis im Bereich Kurzfilm verliehen. Ulrike Mothes hat drei Jahre lang Film an der Srishti Art School in Bangalore unterrichtet und stellt die Kurzfilme persönlich vor.

Es ist ein typischer, heißer "Bombay Summer": Geeta und Jaidev, beide aus der wohlhabenden Mittelklasse, freunden sich mit Madan an, der vom Land in die Stadt gezogen ist, wo er als Grafiker arbeiten möchte, sich aber oft genug als Kleinkrimineller durchschlagen muss. Der Film zeigt auf subtile Art die Zerrissenheit innerhalb der traditionell orientierten indischen Gesellschaft, die versucht mit der rapiden Modernisierung und dem sozialen Wandel zu recht zu kommen.

Zum Ausklang des Festivals zeigt „Speak to my Televisnu @streetlight” poetische Kurzfilme, darunter „Televisnu“: die surreale Geschichte einer jungen Frau, die in einem Call Center arbeitet, „Street Light“: eine berührender Film über einen Stromausfall einem Wohngebiet; „Speak My Language“: Eine in Köln gedrehte Verwechslungskomödie, in der ein indischer Koch im Schnelldurchgang durch das Zubereiten von Currywurst und Pommes integriert wird, ohne ausreichende Deutschkenntnisse nachzuweisen.

Ein leckeres indisches Abendessen – vegetarisch und non-veg – am Sonntagabend rundet das Festival ab. Bitte reservieren bis zum 25. November unter 707 69 100.

Weitere Infos auf http://www.indianvibes.de und http://www.orfeos.de

Orfeos Erben, Hamburger Allee 45, Frankfurt
Kartenreservierung: 069 707 69 100

Programm

Freitag, 26. November 10
20:00  Eröffnungsfilm: Cooking with Stella
22:15  Kleine Wölfe

Samstag, 27. November 10
18:00  Peepli Live
20:00  Notes of Transient Places, präsentiert von Ulrike Mothes mit Publikumspreis
22:15  Bombay Summer

Sonntag, 28. November 10
15:30  Kerala Café
18:00  Speak to my Televishnu @Streetlight – Kurzfilmprogramm Wettbewerb 2
ab 18:00       Indisches Abendessen (Reservierung unter 707 69 100 bis 25. Nov)

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Indian Vibes Neue Generationen e.V.
New Generations Independent Indian Filmfestival
Petra Klaus
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Tel/Fax 069 596 2205
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