Pracht für alle! Freiheit für das Palmengarten Gesellschaftshaus! Gemeinsamer Aufruf der „Frankfurter Gemeinen Zeitung“ und des Netzwerkes „Wem gehört die Stadt“

Jahre hat der Umbau gedauert, 40 Millionen Euro städtischer Gelder verschlungen: jetzt ist es fertig, das neue Palmengarten Gesellschaftshaus, das „Haus für alle Frankfurter“ (Ex-OB Petra Roth), das „Geschenk an die Bürger der Stadt“ (Bürgermeister Olaf Cunitz, Grüne, der den Bau offenbar dankenswerterweise aus eigener Tasche finanziert hat), „ein offener Ort für jeden Verein, jede Firma und jede Familie. Und für jeden bezahlbar.“ (Betreiber Johnny Klinke) Wirklich? Die Speisekarte allein schon erweist sich als ein Dokument des Bizarren mit brutalstmöglichen Preisen:

Kichererbsensuppe für 25 Euro, als Zwischengericht eine
Neuinterpretation von Froschschenkel“ für 35 Euro, im Hauptgang: „Lammrücken“für 52 Euro usw.
Ob wohl während des Essens Peter Sloterdijk an den Tisch tritt, um den Froschschenkel  „neu zu
interpretieren“?  Ach, es ist bloß der Johnny Klinke...

Palmengarten-Direktor Matthias Jenny kommentierte diese Preispolitik so: es sollen dort „auch“
Räume angeboten werden für Leute, „die ganz viel Geld für ein Essen ausgeben wollen.“  Und in
der Tat IST das ein Problem, das allen Frankfurtern auf den Nägeln brennt: die Limousinen, die
durch die Stadt streifen auf der Suche nach einem ihrem enormen Geldbeutel adäquaten Raum zum
Essen. Trotz leerer Kassen der Stadt, trotz steigender Mieten, steigender Museums-, RMV-,  Zoo-,
Kita -, Kultur- oder Schwimmbadpreisen: Die Stadt kann diese Leute nicht draußen vor der
goldenen Restauranttür verhungern lassen!

Inzwischen kennen wir auch die Preise für die Anmietung der Räume im neuen „Haus für alle
Frankfurter“: 6000 Euro für EINEN Abend reine Miete. Da ist noch kein Mineralwasser drin. Was
bedeutet das in Zukunft für den Eintritt bei Veranstaltungen? Altmieter Tanzschule Wernecke
spricht von vier- bis fünfmal höheren Preisen wie zuvor. Kurz gesagt: Klinke hat mit seinen
Ankündigungen vom  offenen Ort für jeden Verein, jede Firma und jede Familie, für jeden
bezahlbar“die Stadtverordneten dreist belogen. Oder die Stadtverordneten haben die Stadt belogen.
Aber das wollen wir nicht wirklich glauben.

Fakt ist: Das neue Palmengarten Gesellschaftshaus ist, so wie es heute ist, kein „Geschenk an die
Bürger der Stadt “, sondern  ein Geschenk  der Stadt Frankfurt an die K-Gruppen: die anreisenden
Karossen von Kronberg,  Königstein, die Konzerne - und die Kumpel von Johnny Klinke.

Wir lassen uns nicht mit einem künftigen Biergarten „abspeisen“

Aber wir möchten drei Stellungnahmen positiv aufgreifen, die auf der  „glanzvollen Eröffnung des
Gesellschaftshauses“ (FR) geäußert wurden : Das Gesellschaftshaus sei ein „neues Zuhause für das
breite gesellschaftliche Leben.“ So Stadtdezernent Uwe Becker, CDU. Schriftstellerin  Eva Demski
als Festrednerin des Eröffnungsabends forderte „Pracht für alle!“ mit den Worten: „Warum muss
Prächtigkeit immer böse und verderbt, Schmucklosigkeit jedoch gut und politisch korrekt sein?“
Ja, genau. Das fragen wir uns auch immer. Und deshalb wollen wir uns auch nicht mit der Aussicht
auf Klinkes schmucklosen „ Biergarten im Frühjahr mit günstigen Preisen“ abspeisen lassen. Oder
mit dem von Mitgesellschafter Mangold verkündeten Toleranz-Edikt: „ Man verschließe sich nicht,
wenn sich Bürger meldeten, um mal reinzuschauen, ohne zu essen“. Außerdem kämen jeden Tag
„welche, die durchschlüpfen“, die lasse man auch gewähren, wenn sie den imposanten Festsaal
betrachten wollten.“  Ach so: die Stadtgesellschaft kann sich also glücklich schätzen, sich bei
Klinke & Co zu „melden“, um „dann durchzuschlüpfen“  und kurz den mit 40 Millionen städtischer
Gelder finanzierten Festsaal zu betrachten, ohne etwas zu essen.

Wir wollen im Gesellschaftshaus feiern und essen!

Wir wollen aber weder „durchschlüpfen“, noch in einem nur im Sommer zugänglichen, als
Gnadenbrot angebotenen  X-beliebigen Biergarten herum sitzen, sondern eben DORT unter den
prächtigen und mit städtischen Mitteln freigelegten Decken des Gesellschaftshauses feiern und
essen. Deshalb erheben wir unter Eva Demskis Slogan „PRACHT FÜR ALLE“ erstens folgende
Forderung: Die Stadt und die Betreiber, sollen dafür Sorge tragen, dass jeden Abend im
Gesellschaftshaus MINDESTENS EIN HAUPTGERICHT (und zwar ein ECHTES Hauptgericht,
Johnny! ) für ca. 10 Euro und mindestens ein Wein für ca. 3,50 Euro pro Glas  angeboten wird, um
auch den normalen Frankfurtern zu ermöglichen, an der von ihnen finanzierten Pracht zu
partizipieren.

Wir berufen uns weiterhin auf die Aussage von Alexandra Prinzessin von Hannover, der
Vorsitzenden der Palmengartengesellschaft bei der Eröffnung: „Es gibt keinen älteren Frankfurter
im Saal, der nicht seine erste Liebe hierher ausgeführt hat.“ Auch das neue Gesellschaftshaus soll
jedem Frankfurter ermöglichen, seine erste oder letzte Liebe kennen zu lernen. Deshalb fordern wir
zweitens die Stadt und die Betreiber auf dafür Sorge zu tragen, dass  Karnevalsvereine,
Tanzschulen, Migrantenvereine, eiserne Hochzeiten der Antifa oder Familienfeiern,  CSD-Events,
Arbeitslosenvereine, politische Initiativen und andere gesellschaftliche Ereignisse und Gruppen das
Gesellschaftshaus zu den Miet- und Gastropreise anmieten können, wie sie auch für andere Häuser
der Stadt wie z.B. die der Saalbau AG gelten. Sie alle repräsentieren nämlich das „breite
gesellschaftliche Leben“ Frankfurts, das durch die Klinke/Mangold- Preispolitik ausgeschlossen
wird. Gemäß der Einkommensverteilung sollen 90 Prozent der Veranstaltungen im
Gesellschaftshaus für diese und ähnliche Gruppen zu den von uns geforderten Konditionen zur
Verfügung gestellt werden. Die übrigen 10 Prozent, für die 35-Eurosardinen als Vorspeise kein
Problem darstellen, sollen das Gesellschaftshaus gerne deutlich teurer anmieten dürfen.

Wir fragen drittens die Stadtverordneten: wieso bekamen Klinke&Co diesen Auftrag, ohne
Ausschreibung, noch dazu da Klinke eines der teuersten Restaurants Frankfurts, den Tigerpalast
leitet, und daher keine Expertise für ein Angebot hat, das per Definitionem die ganze Bürgerschaft
umgreifen sollte?

Wir fragen viertens: wie hoch sind die monatlichen Zinsbelastungen der Stadt für den Umbau des
Palmengarten Gesellschaftshaus?  Ist es wahr, dass die Stadt den privaten Geschäfts-Betrieb dieser
Edelgastronomie über die für 40 Millionen Euro anfallenden Zinsen faktisch mit über 100.000 Euro
monatlich subventioniert?

Wir fordern fünftens die Stadtverordneten auf, keine Geheimverträge mit Privatinvestoren mehr ab
zu schließen.

Wir fordern:
Macht endlich Stadtpolitik für die ganze Stadt! Pracht für alle!

 

Dies ist ein Aufruf der Onlineplattform „Frankfurter Gemeine Zeitung“ (www.kwassl.net) und des Frankfurter Netzwerkes „Wem gehört die Stadt“ (www.wemgehörtdiestadt.net). Wir laden jeden zur Unterstützung dieses Aufrufes ein.
Rückfragen an Bert Bresgen Tel.  01791072511 / FGZ-Redaktion@kwassl.net
Frankfurt, 18.12.2012