Projektgruppe Philosophicum und ABG Holding einigen sich auf Vertragsabschluss + Kritik an Höhe des Kaupreises und doppelten Maßstäben der Stadt + Demonstration am 3. April

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen über den Erhalt und die weitere Nutzung des Philosophicums auf dem ehemaligen Campus Bockenheim gibt es nun ein erstes konkretes Ergebnis. Die Projektgruppe Philosophicum und die ABG Holding haben sich auf einen Kaufpreis von 6,1 Millionen Euro geeinigt. Faktisch ist dieser Kaufpreis für eine sozialverträgliche Nutzung zu hoch.

Der Preis ist zu hoch – doppelte Maßstäbe der Stadt Frankfurt

Grundstückspreise in dieser Höhe stellen für die meisten sozialen Gruppen schwer zu überwindende Hürden da. Deshalb wird die Gruppe weiter für die Schaffung der Rahmenbedingungen für bezahlbaren Wohnraum in der Frankfurter Innenstadt und auf dem Campus Bockenheim kämpfen. Nun wird die Projektgruppe alle Ressourcen mobilisieren, damit die gesellschaftspolitische und soziale Intention des Projektes auch unter diesen schwierigen Bedingungen realisiert werden kann.

Erstaunen herrscht zudem nicht nur in der Projektgruppe über die zweifelhaften Maßstäbe der Stadt Frankfurt: Auf der einen Seite überlässt sie dem über hundert Millionen Euro schweren Deutschen Fußball Bund die Galopprennbahn für einen „symbolischen Betrag“ und Planungsdezernent Olaf Cunitz will für die großen Wohnungsbaugenossenschaften einen „günstigen Flächenpreis“ auf dem sogenannten „Kulturcampus“ ermöglichen. Auf der anderen Seite heißt es gegenüber der Projektgruppe Philosophicum und dem Förderverein Roma e.V. , „nichts und niemand“ könne subventioniert werden. Diese rein prestige-orientierte Politik ist eine wohnungspolitische Bankrotterklärung. Wir fordern die Frankfurter Stadtpolitik auf, die Realisierung sozialer Wohnprojekte nicht länger durch ihre faktisch ökonomistische Wohnraumpolitik zu blockieren.

Zukunft von Philosophicum und „Kulturcampus“: Die Stadt muss endlich handeln und gestaltenOb im Philosophicum bezahlbarer Wohnraum und soziale Angebote für den Stadtteil entstehen können, hängt – bei dem jetzt vereinbarten Kaufpreis – auch entscheidend davon ab, wie die ebenfalls zu hohen Kosten für Erschließung und soziale Infrastruktur der Stadt Frankfurt bewältigt werden können.

Seine stärksten Partner sieht das Projekt jedoch in der Solidargemeinschaft und den vielen Menschen, die es mittragen. Hier kann die Projektgruppe auch auf die Unterstützung derjenigen setzen, die das Projekt mit Direktkrediten unterstützen werden.

Das Philosophicum ist das erste einer Reihe gemeinschaftlicher und sozialer Projekte, die sich auf dem Campus Bockenheim ansiedeln wollen. Oberbürgermeister und Magistrat müssen nun ihrem Lob für den gemeinschaftlichen Wohnungsbau Taten folgen lassen: Sie können die hohen Abgaben für soziale Infrastruktur für die Projekte anpassen, sie können zinsgünstige Darlehen ermöglichen und passende Fördertöpfe und Zuschüsse unbürokratisch zur Verfügung stellen. Im Bebauungsplan kann die Stadtverordnetenversammlung darüber hinaus den sozialen Wohnungsbau für konkrete Grundstücke auf dem Campus festlegen, um diese für niedrigpreisigen Wohnraum zu reservieren.

Im Bebauungsplan sollte außerdem festgehalten werden, dass der Anteil von bisher 15 Prozent an gemeinschaftlichem Wohnen auf dem Campus deutlich erhöht wird.

Demonstration am 3. April: „Campus für Alle! Stadt für Alle!“

Für Donnerstag, den 3. April, ruft ein breites Bündnis zu einer Demonstration um 18 Uhr an der Bockenheimer Warte auf. Durchs Westend und Bahnhofsviertel wird die Demonstration zum Römer ziehen, wo zeitgleich die Stadtverordnetenversammlung tagt und über die Offenlage des Bebauungsplans für den Campus entscheidet. Themen der Demonstration sind vor allem die hohen Mieten in Frankfurt, die Verdrängung von Menschen mit niedrigem Einkommen aus der Innenstadt und die Zukunft des Campus Bockenheim.

 

Die Projektgruppe Philosophicum will in dem denkmalgeschützten, ehemaligen Seminargebäude auf dem Uni-Campus Bockenheim dauerhaft bezahlbaren Wohnraum für 150 Menschen sowie Raum für soziale Nutzungen für den Stadtteil schaffen. Hierfür

arbeitet sie mit dem Mietshäuser Syndikat zusammen, einem solidarischen Zusammenschluss selbstverwalteter Wohnprojekte in ganz Deutschland. Geplant sind in dem Gebäude neben WGs, Single-Apartments und Familienwohnungen für Menschen allen Alters, mit und ohne Handicaps ein Stadtteil-Café, ein Waschhaus, eine Kita, eine Sozialstation und andere Nutzungen für BewohnerInnen und Stadtteil.

Pressemitteilung der Projektgruppe Philosophicum, 31.3.2014