Lebensgefahr aus der Luft

<p>Notlandung abgebrochen. Mit Raketen beladene Boeing 747-100 kann wegen Unwetter nicht landen.<br> Mit mehreren Tagen Verspätung konnten die Bewohner der Rhein-Main-Region in den Tageszeitungen lesen, daß der Großraum um den Frankfurter Flughafen am 10. Juli 2002 nur knapp einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes entgangen ist.

Erst auf Befragen waren US-Militärstellen bereit zuzugeben: Bei einem Frachtflugzeug fielen kurz nach den Start in Ramstein "alle elektronischen Systeme aus". Laut Auskunft der Flugsicherung verfügte der Pilot zur Orientierung nur noch über Flugfunk, seinen Gleichgewichtssinn und einen Kreiselkompaß. Inmitten der Gewitterwolke konnte der Pilot nicht erkennen, ob sich andere Flugzeuge in seiner Nähe befanden!

Die Öffentlichkeit wurde weder von der US-Airbase in Ramstein noch vom Frankfurter Flughafen informiert. Selbst das Bundesluftfahrtamt wurde bis zum Freitag (12.7) nicht über den Vorfall unterrichtet. Eine Sprecherin teilte mit: "Eine offizielle Störungsmeldung liegt uns nicht vor."

Wegen eines Gewitters konnte das Flugzeug zunächst nicht nach Ramstein zurückkehren und wurde zur Notlandung nach Frankfurt umgeleitet. Über Frankfurt verschlechterten sich dann die Sichtbedingungen, so daß eine Landung hier ohne funktionsfähige Bord-Elektronik höchstes Risiko bedeutet hätte. Zum Glück war zu dieser Zeit in Ramstein die Sicht wieder besser.

Die Maschine war mit mehr als 120 Tonnen Kerosin voll betankt und hatte "Dutzende Tonnen Waffen, unter ihnen Raketen mit Fest- und Flüssigtreibstoff sowie andere Explosivstoffe" geladen. Die bei Notfällen routinemäßig Anfrage, ob das Flugzeug radioaktive Stoffe oder Gefahrgüter geladen habe, soll der Pilot unter Hinweis auf seinen militärischen Status nicht beantwortet haben.

Zu diesem Vorfall gibt es einige Stellungnahmen:

Elektronik-Fachleute wissen: Ein Blitz ist nichts anderes als ein sehr starker Stromstoß. Daß elektronische Geräte - insbesondere die älteren Ausführungen - empfindlich gegenüber den durch Blitze entstehenden "elektromagnetischen Pulsen" sind, ist seit Jahren bekannt. Warum hat man das in Ramstein ignoriert und die Boeing trotzdem starten lassen?

Aus Frankfurt hieß es: Ein Aufschlag der "mit militärischem Gerät" beladenen Maschine hätte dort "wohl nicht nur den Flughafen zerstört". Die Zahl der Opfer hätte in die Zehntausende gehen können.

Für die Sicherheit deutscher Flughäfen zuständige Beamte hoben hervor, es sei "unverantwortlich, daß solch brisante Fracht von unseren Bündnispartnern mit derart veralteten Flugzeugen transportiert" werde.

Vom Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Fongern, hieß es: "Wenn im zivilen Bereich Frachtflugzeugen der Transport solcher Güter verboten ist, dann könnte es Sinn machen, in Friedenszeiten solche Vorschriften auch auf militärische Frachtflüge anzuwenden." Weiter sagte er: "Alte Flugzeuge sind nicht unbedingt unsicher". Frachtflugzeuge seien jedoch oftmals älter und würden schlechter gewartet als zivile Passagierflugzeuge.

Das Bündnisses der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau, geht davon aus, daß dieser besonders krasse Fall nur eines von vielen Ereignissen über unseren Köpfen ist, von denen wir nichts erfahren. "Die Häufung der Katastrophen und Beinahe-Katastrophen zeigt deutlich, dass es wirklich nur eine Frage der Zeit ist, bis es in der Rhein-Main Region mal wirklich kracht. Und das Erschreckende daran ist, dass keiner der Politiker in Wiesbaden oder Berlin bereit ist, dies zur Kenntnis zu nehmen. Müssen tatsächlich erst Menschenleben vernichtet werden, ehe eine Umkehr eingeleitet wird?"

Die Flughafen-Bürgerinitiative Schwanheim/Goldstein ist der Auffassung: Die Politiker der Stadt Frankfurt sind den Bürgern unserer Stadtteile eine Stellungnahme schuldig. Winfried Klein

Pressemitteilung
Flughafen-Bürgerinitiative Schwanheim/Goldstein
c/o Dr. Judith Dähne, Hainbuchenstr. 14, 60529 Frankfurt, Tel. 069-358464
Winfried Heuser, An der Kreuzheck 6, 60529 Frankfurt, Tel. 355464, Fax 356585

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