Antisemitischer Übergriff während des Besuchsprogramms

Zum heutigen antisemitischen Übergriff auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Besuchsprogramms der Stadt Frankfurt, erklärt der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main:

Wir sind erschüttert über den heutigen Vorfall, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Besuchsprogramms der Stadt Frankfurt für Nachfahren von ehemaligen jüdischen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern, getroffen hat. Die Gruppe, die aus Kindern und Enkelkindern von ehemaligen Frankfurtern besteht, die aufgrund ihres Jüdisch-Seins ihre Heimat vor mehr als 80 Jahren verlassen mussten, wurden heute wieder aufgrund ihres Jüdisch-Seins mitten in Frankfurt angegriffen.

Es ist davon auszugehen, dass die Gruppe der jungen Männer sich bewusst einer Teilnehmerin näherten und diese dann mit „Allah Hu Akbar“-Rufen sowie einem getätigten Flaschenwurf bedrohen wollten. Glücklicherweise ist die Teilnehmerin körperlich unversehrt geblieben, aber die emotionalen Wunden, die dieser Vorfall sicherlich bei vielen in der Gruppe verursacht hat, dürften noch lange nachwirken.

Wir machen schon lange auf den wachsenden Antisemitismus aufmerksam. Erst vor zwei Tagen hat zudem die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus einen Jahresbericht veröffentlicht, der bundesweit im vergangenen Jahr eine Zunahme extremer Gewalt bei antisemitischen Delikten bemerkt und Hessen einen verstärkten israelbezogenen Antisemitismus attestiert.

Gerade in Anbetracht, dass einige der Nachfahren immer noch Bedenken und Hemmungen haben, nach Deutschland zu reisen, schmerzt es uns besonders, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus aller Welt auf Einladung der Stadt nach Frankfurt gekommen sind, um die Spuren und Biographien ihrer jüdischen Vorfahren in Frankfurt und Umgebung zu erforschen, auf einen solchen Hass gestoßen sind. Die Teilnehmergruppe, die sich auch in diesem Jahr wieder dazu bereit erklärt hat, in Schulen zu gehen und mit Schülerinnen und Schülern über ihre Familiengeschichte und die Schoa zu reden, musste selbst Zeuge werden, dass Antisemitismus in Deutschland nicht überwunden ist. Dies darf nicht das Bild von Frankfurt sein, dass die Teilnehmer des Besuchsprogramms mit nach Hause nehmen.

Wir sind eng mit der Gruppe im Austausch und bieten jede Unterstützung an. Wir wünschen uns ein entschiedenes und starkes Engagement der Stadtpolitik und Stadtgesellschaft gegen Antisemitismus, welches zuletzt lautstark bei der Kundgebung „Frankfurt vereint gegen Antisemitismus“ Ende Mai 2023 zugesagt wurde.

Pressemitteilung 29.6.2023