Den Stillstand am Kulturcampus überwinden

„Viel hat sich in den letzten Jahren am Kulturcampus in Bockenheim leider nicht getan. Dabei bietet dieser Ort alle Möglichkeiten, das Areal zu einem attraktiven, gemischten und nachhaltigen Gebiet zu entwickeln.

Es gilt nun endlich, diesen Stillstand zu überwinden und mit Kreativität und Entschlossenheit das große Projekt anzupacken. Insbesondere der Erhalt des Juridicums könnte dabei eine Schlüsselrolle übernehmen." sagt Manuela Rottmann. "Ich halte es für lohnenswert, das ernsthaft zu prüfen. Ich habe selbst einst in diesem Bau studiert. Wenn man dieses Gebäude so anschaut, glaubt man nicht, dass hier tatsächlich Rechtsgeschichte geschrieben wurde. Und doch: In Frankfurt war auch im Jurastudium kritisches Denken angesagt. Frankfurter Denken eben. Das hat mich bis heute geprägt.

Rund um den Poelzig-Bau ist im Westend ein wirklich toller neuer Campus entstanden, inzwischen auch für die Juristinnen und Juristen. Und nun stehen stellt sich die Frage: Was machen wir aus dem alten Juridicum?

Abreißen, was ja immer in Frankfurt am schnellsten geht. Oder doch mal Fantasie spielen lassen und schauen, ob es auch mal anders geht. Pfiffige Architekten haben sich das Haus angesehen und meinen, es geht auch mal anders!“

Carola Scholz, Stadtsoziologin und Mitglied des Ortsbeirats Bockenheim: „Aus meiner Sicht muss das Gebäude, das komplett intakt ist, stehen bleiben und für neue Nutzungen umgebaut werden. Warum nicht die Fassade komplett erneuern und das Haus energetisch sanieren und z.B. für Studenten-Appartements nutzen?  Es gibt schlüssige Planungen von Frankfurter Architekten, die das Areal hier in Bockenheim zu einem spannenden Ort machen und gleichzeitig das Juridicum erhalten. Die Bockenheimer wären begeistert und auch der Ortbeirat steht dahinter.“

Frankfurt kann endlich einmal anhand eines großen und innovativen Umbauprojektes zeigen, dass Abriss und Neubau nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat: Die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden ist die nachhaltigste Lösung, um Energie- und Materialressourcen sowie Deponiefläche und -kosten für Bauschutt einzusparen.

Manuela Rottmann ergänzt: „Ich halte die Idee für sehr klug und zeitgemäß, und es könnte insbesondere auf dem so brutalen Wohnungsmarkt für Studierende relativ schnell ein tolles Angebot entstehen. Ich weiß, da gibt es auch Hindernisse. Insbesondere das Land und die Studierenden der Musikhochschule haben das Recht, dass sie so schnell wie möglich eine Perspektive bekommen.

Der Erhalt und die Umplanung des Juridicums sollen den Bau der Musikschule nicht bremsen. Das Land hat die Voraussetzung für die Musikhochschule geschaffen, nun ist die Stadt Frankfurt gefordert.“

Der Architekt und Stadtplaner Diwi Dreysse hält dies für realistisch: „Wir brauchen also eine Lösung, die uns schnell zu einer Entscheidung zur Zukunft des Juridicums bringt. Gleichzeitig darf die Verwirklichung der Musikhochschule und des Zentrums der Künste aber nicht verzögert werden. Als Stadtplaner halte ich das für absolut machbar, wenn der politische Wille da ist. Der Ortsbeirat in Bockenheim hat da politisch in die richtige Richtung gewiesen. Ich bin sicher, wenn Stadt und Land mal die üblichen Animositäten überwinden, bekommen wir das hin. Eine engagierte Oberbürgermeisterin könnte da sicher mithelfen, den Knoten durchzuschlagen.“

Manuela Rottmann abschließend: „Ja, das Juridicum, wie es heute dasteht, würde sicher aktuell keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Aber es kann ein spannendes und gutaussehendes Haus der Zukunft werden. Wir sollten den Mut der Bockenheimer für eine mutige und kreative Lösung unterstützen.“

Pressemitteilung 28.12.2022