DGB zum Protest der LKW-Fahrer in Gräfenhausen und Pfungstadt

Auftraggeber in der Verantwortung für menschenwürdige Arbeit entlang der Lieferkette

An den Raststätten in Gräfenhausen protestieren seit mehreren Tagen zahlreiche LKW-Fahrer aus Georgien, Usbekistan und anderen Ländern und fordern von ihrem Arbeitgeber die Zahlung ausstehender Gelder. Die Forderungen richten sich an Unternehmen der polnischen Mazurgruppe. Schon im April hatte es ähnliche Auseinandersetzungen mit Speditionen dieser Gruppe gegeben.

Hierzu erklärt Michael Rudolph: „Im europäischen Transportwesen dominiert eine organisierte Verantwortungslosigkeit. Ausbeutung ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Wir sehen vor allem die deutschen Auftraggeber in der Verantwortung, für menschenwürdige Einkommens- und Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette zu sorgen. Zudem müssen die zuständigen deutschen Behörden die Einhaltung der Regelungen zum Schutz der Beschäftigten kontrollieren und Speditionen, die gegen diese verstoßen, sanktionieren. Speditionen wie die der Mazur-Gruppe, die sich wiederholt weigern, ihren LKW-Fahrern die ausstehenden Gelder zu zahlen, sollte die Transportlizenz entzogen werden.“

Der DGB appelliert zudem an die umliegenden Kommunen, kurzfristig Unterkünfte und Sanitäranlagen für die betroffenen LKW-Fahrer bereitzustellen, da die Angebote an den Raststätten überlaufen sind.

Michael Rudolph sagt: „Menschenrechtliche Standards hinsichtlich Bezahlung, Unterkünfte und Sanitäranlagen werden im europäischen Transportwesen permanent unterlaufen.“

Aufgrund des Fachkräftemangel in der EU stellen die Spediteure zunehmend Personen aus europäischen Drittstaaten an. „Insbesondere für Drittstaatenangehörige ist es nicht möglich, in dieser Branche eine faire Arbeit zu finden. Wir brauchen mehr Verantwortung in der Lieferkette. Die LKWs sind überwiegend in Westeuropa und in Deutschland im Auftrag dort ansässiger Kunden unterwegs. Diese tragen Verantwortung für die Arbeitsbedingungen im europäischen Straßentransport und müssen diese endlich annehmen.“

Pressemitteilung 26.7.2023