Drohende Schließung des Instituts für Medizinische Soziologie am Fachbereich Medizin der J.W. Goethe Universität Frankfurt/M

Am 3. Februar wird der Fachbereichsrat des Fachbereichs Medizin J.W. Goethe Universität Frankfurt/M über die Zukunft des Instituts für Medizinische Soziologie beraten und dessen Abschaffung beschließen. Damit wird nach der Schließung des Instituts für Sexualwissenschaft ein weiterer wesentlicher Bestandteil des ehemaligen Zentrums der psychosozialen Grundlagen der Medizin geschlossen.

Im Zuge der Reformdiskussionen Ende der 60er Jahre und der Reform ärztlichen Ausbildung in allen ihren Teilen sollte die Studenten "wesentlich stärker auf die Belange des künftigen Arztes" vorbereitet werden. Das Frankfurter Institut für medizinische Soziologie wurde 1973 gegründet und war das erste deutsche Institut, das nach Einführung der Medizinischen Soziologie als Lehr- und Prüfungsfach für die Studierenden der Medizin errichtet wurde. Damit war die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den sozialen Determinanten und dem gesellschaftlichen Kontext von Krankheit und Gesundheit im Fachbereich Medizin und damit auch in der Lehre institutionell etabliert. Medizin wurde endlich auch akademisch als bio-psycho-sozialer Zusammenhang gesehen.
 
Für uns Ärztinnen und Ärzte zeigt sich die Wichtigkeit des Studienfachs „Psychosoziale Grundlagen der Medizin“ in unserer täglichen Praxis. Für die praktische Tätigkeit des Arztes und den Umgang mit den PatientInnen ist die Reflexion psycho-sozialer und auch gesundheitspolitischer Zusammenhänge elementar. Nicht weniger Forschung und Lehre in diesen Fächern ist notwendig, sondern mehr!
 
Als Ärztinnen und Ärzte befürchten wir, dass mit der Schließung des Instituts für Medizinische Soziologie das Verständnis von Medizin weiter eingeengt werden soll: weg von einer Medizin als sozialer Wissenschaft, hin zu einem einseitig naturwissenschaftlich und hochtechnisierten Bild von Medizin, das aus Medizinstudierenden vielleicht gute Techniker und Handwerker, aber keine guten ÄrztInnen machen wird.
 
Der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte fordert deshalb im Interesse einer guten, am Patienten orientierten Medizin den Erhalt des Instituts für Medizinische Soziologie und den Ausbau von Forschung und Lehre der psychosozialen Grundlagen der Medizin.
 
 
Prof. Dr. Wulf Dietrich
(Vorsitzender des vdää)

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