Flughafen München: Proteste verhindern Abschiebung eines somalischen Flüchtlings nach Malta - Bundespolizei startet mit dem Versuch, am Flieger Tickets zu erwerben

Trotz einer kurzfristig anberaumten Haupt- und Staatsaktion von schwer zu überbietender Absurdität ist die Bundespolizei am Münchner Flughafen mit dem Versuch gescheitert, den somalischen Flüchtling Mohamed Abdilahi nach Malta abzuschieben.

Seit elf Uhr machten Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Flughafen mit Flugblättern und Parolen auf die drohende Abschiebung aufmerksam. Zur gleichen Zeit verhandelten Protestierende vor der deutschen Air Malta-Niederlassung in Frankfurt am Main mit Verantwortlichen der Fluglinie, nachdem sich bei einem vorangegangenen Abschiebungsversuch die Lufthansa geweigert hatte, den Betroffenen mitzunehmen.

Die Bundespolizei wollte die Abschiebung um fast jeden Preis durchsetzen. Gegen 11.50 Uhr ertönte am Terminal die Durchsage, potentiellen Passagieren der Air Malta würden 250 Euro geboten, wenn sie ihren Platz in dem Flugzeug zur Verfügung stellten. Die Bundespolizei sucht mitten in der touristischen Hauptsaison nach zusätzlichen Plätzen für ihre Begleitmannschaft.

Gegen 12.40 Uhr verkündete ein Manager der Air Malta: Abdilahi wird nicht mitgenommen.

Hinter der Aktion und dem Widerstand des auf den Flug gebuchten Somalis stehen die Erfahrungen dieses Flüchtlings und vieler anderer mit ihrer Behandlung in Malta. Abdilahi selbst war als Überlebender eines Schiffsuntergangs 12 Monate lang in Malta inhaftiert.  Dann in einem offenen Lager untergebracht, litt er weiterhin unter Mangelversorgung, Kälte und unzumutbaren hygienischen Zuständen.

Bei einem Haftprüfungstermin hatte Abdilahi erklärt, lieber sterben zu wollen als nach Malta zurückzukehren.

PRO ASYL kritisiert die Entschlossenheit, mit der der Bundesinnenminister versucht, Abschiebungen im Rahmen des Zuständigkeitssystems der Dublin II-Verordnung nach Malta durchzusetzen, während er gleichzeitig die Absicht erklärt hat, dass Deutschland 150 anerkannte Flüchtlinge aus Malta übernehmen werde. Ohne die Proteste in München am Flughafen hätte diese widersprüchliche Politik ein weiteres Opfer gefordert. Abdilahi wurde inzwischen aus dem Flughafen entlassen und darf an seinen Wohnort zurückkehren.

PRO ASYL erneuert die Forderung: Keine Dublin-Überstellungen nach Malta!

PRO ASYL
Pressemitteilung, 2. August 2011


Abschiebekrimi am Flughafen München: Aktivisten verhindern Überstellung nach Malta

 
Proteste in Frankfurt und München +++ Passagieren wurde 250 Euro für Flugumbuchung geboten +++ Am Ende der Erfolg: Abdilahi kann bleiben +++ Flughafendemonstration gegen Abschiebungen am Samstag
 
AktivistInnen der Karawane München, des Bayerischen Flüchtlingsrates, der antifa.nt und vom Aktionsbündnis gegen Abschiebungen Rhein-Main haben in letzter Sekunde die Abschiebung des somalischen Flüchtlings Abdilahi Mohamed nach Malta verhindert. Auf Malta hatte er sich nach einer traumatisierenden Überfahrt, bei der ein guter Freund von ihm ertrank, ein Jahr lang unter katastrophalen Bedingungen in Haft befunden, bevor er nach Deutschland weiterfloh. Sowohl am Flughafen München als auch bei der Niederlassung von Air Malta in Frankfurt fanden zeitgleich Protestaktionen statt. Air Malta signalisierte der Bundespolizei, dass sie Abdilahi Mohamed aus Gründen der Flugsicherheit nicht mitnehmen werden. Doch die Bundespolizei gab nicht auf: Per Lautsprecherdurchsage wurde Passagieren 250 Euro für Flugumbuchungen geboten, um weitere Sitze für die Bundespolizei buchen und damit die Sicherbedenken der Airline ausräumen zu können. Nachdem Passagiere gegen die Abschiebung in ihrem Ferienflieger protestierten, entschied am Ende der Pilot: Abdilahi Mohamed wird doch nicht mitgenommen.
 
10:00 Uhr Vor der Air Malta Niederlassung in Frankfurt startet eine Protestkundgebung, AktivistInnen betreten das
Gebäude um über die Abschiebung zu verhandeln. Die Gespräche ziehen sich bis 12:40 Uhr.

11:15 Uhr Am Flughafen München im Check-In Bereich des Terminal 2 startet eine Protestaktion. Flugblätter
werden verteilt, Parolen gegen Abschiebungen gerufen und Transparente, u.a. mit der Aufschrift „Unsere
Münchner Freiheit: Nonstop zu Abschiebeflügen weltweit“ entrollt

11:50 Uhr Durchsage am Flughafen München: „Aufgrund der aktuellen Buchungslage“ wird Passagieren 250 Euro
geboten, die ihren Platz in dem Flieger der Bundespolizei zur Verfügung stellen und einen Umweg
fliegen. 

12:18 Uhr Passagiere protestieren gegen die Abschiebung in ihrem Ferienflieger und fordern ein Gespräch mit dem
Piloten der Air Malta Maschine. 

12:40 Uhr Die Maschine startet mit Flugziel Malta.

12:42 Uhr Wir erhalten einen Anruf von Air Malta: Das Ticket für Abdilahi Mohamed wurde storniert. Auch die
Bundespolizei bestätigt dies kurze Zeit später. 

13:01 Uhr Ein Aktivist bekommt ein Hausverbot und wird von der Flughafenpolizei zum S-Bahnhof eskortiert.

13:29 Uhr Der Kirchliche Dienst am Münchner Flughafen holt Abdilahi Mohamed von der Bundespolizei ab und
übergibt ihn an den Bayerischen Flüchtlingsrat.
 
Marc Speer vom Bayerischen Flüchtlingsrat sagt dazu: „Wir haben heute einen Krimi erlebt. Bis zur letzten Sekunde war
nicht klar, ob Abdilahi Mohamed abgeschoben wird. Jetzt sind wir einfach nur erleichtert, dass wir die Abschiebung
stoppen konnten.“

Am Samstag findet am Flughafen München eine Demonstration gegen die dort stattfindenden Abschiebungen statt zu der verschieden Initiativen und Organisationen aufrufen. 
 
Bayrischer Flüchtlingsrat
Pressemitteilung, 2. August 2011
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