Frankfurter Mainova AG muss sich aus Lobby-Club 'Zukunft Gas' verabschieden

71 Organisationen fordern bundesweit den Austritt von Stadtwerken aus der Gaslobby - zahlreiche Stadtwerke sind bereits ausgetreten.

Gemeinsam mit über 70 Organisationen bundesweit fordern Fridays for Future Frankfurt und Attac Frankfurt, dass Stadtwerke  - darunter die Mainova AG - aus dem Lobby-Club „Zukunft Gas“ austreten sollen.

Am 1. Juni hatte ein Bündnis von Frankfurter Klimagruppen von BUND Frankfurt und Attac Frankfurt über Fridays for Future bis hin zum Klimaentscheid Frankfurt in einem offenen Brief an die Mainova eine Kündigung ihrer Mitgliedschaft in dem Verband angemahnt.

Erstunterzeichnende Organisationen des bundesweiten Aufrufs sind das Umweltinstitut München, LobbyControl, 350.org, Campact, Greenpeace, und das WeiterSo!-Kollektiv. Weitere bundesweit agierende Organisationen und dutzende lokale zivilgesellschaftliche Organisationen, Biobetriebe und Bürgerenergiegenossenschaften haben den gemeinsamen Aufruf unterzeichnet.

„Angesichts der eskalierenden Klimakrise muss die Mainova einen Strategiewechsel hin zu erneuerbaren Energien einleiten, statt wie mit dem geplanten Neubau von zwei Gaskraftwerken in Frankfurt und Hanau verstärkt auf fossiles Gas zu setzen. Zu einem Kurswechsel gehört auch der Ausstieg aus dem Lobby-Club ‚Zukunft Gas‘ – und zwar sofort!“, erklärt Daphne von Fridays for Future Frankfurt.

'Zukunft' Gas steht schon seit längerem in der Kritik. Im Juni wurde öffentlich, dass binnen eines Jahres 15 Stadtwerke den Lobbyverband verlassen haben. Seitdem haben weitere Stadtwerke ihren Austritt angekündigt oder vollzogen.

Falk-Wilhelm Schulz, Geschäftsführer der Stadtwerke Tornesch, begründete die Kündigung gegenüber der Schleswig-Holsteinischen Zeitung folgendermaßen: „Auch wenn wir keinen Cent bezahlt hätten, wären wir ausgestiegen. Die machen nichts anderes, als Gas schönzureden. Das brauchen wir nicht mehr und das ist auch nicht in Ordnung.“

„Bei der Übergabe des offenen Briefes hatte der Leiter der Pressestelle der Mainova AG zugesagt, sich bei uns zu melden. Das ist bisher nicht passiert. Bisher hat auch die Stadtverordnetenversammlung es vermieden über den Antrag der Linksfraktion zu dem Austritt aus dem Lobby-Verband zu entscheiden. Aber wir haben keine Zeit zu verlieren, eine tatsächliche Energiewende ohne fossiles Gas jetzt umzusetzen, denn der Planet brennt“, kommentiert Viola Rüdele von der Arbeitsgruppe Klimattac von Attac Frankfurt.

Die Mainova AG gehört zu 75,2 Prozent der Stadt Frankfurt. Als eines der größten Stadtwerke ist die Mainova ein wichtiger Akteur in dem Lobby-Club ‚Zukunft Gas‘.

Alexis Passadakis von Attac Frankfurt weiter: „Trotz Anfragen hat sich die Mainova bisher geweigert mitzuteilen, wie hoch die Mitgliedsbeiträge an ‚Zukunft Gas‘ ausfallen. Das Unternehmen gehört der Kommune und die Frankfurter:innen zahlen die zum Teil hohen Energiekosten: Die Stadtgesellschaft hat daher ein Recht zu erfahren, welche Beträge an eine Lobbyorganisation für fossile Energieträger wie ‚Zukunft Gas‘ aus den Gebühren gezahlt werden.

'Zukunft Gas' bewirbt fossiles Gas entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse als klimafreundlichen Energieträger und verschweigt dabei die enormen Klimaschäden durch Methanlecks entlang der Lieferkette. Der Verband setzte sich jahrelang für Importe von fossilem Gas aus Russland ein und trug so maßgeblich zu der heutigen Gaskrise bei. Heute überbewertet 'Zukunft Gas' die künftige Verfügbarkeit von Wasserstoff.

Hintergrund:
Den gemeinsamen Aufruf finden sie hier: https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/meldungen/gemeinsamer-aufruf-stadtwerke-raus-aus-der-gaslobby/
Den originalen Aufruf inkl. der  71 unterzeichnenden Organisationen finden Sie hier: https://umweltinstitut.org/wp-content/uploads/2023/07/Offener-Brief_Unsere-Stadtwerke-raus-aus-der-Gaslobby-1.pdf
Mehr dazu, wie die Stadtwerke in die Lobbystrategie eingebunden werden, im Blog: https://www.lobbycontrol.de/lobbyismus-und-klima/gaslobby-wie-zukunft-gas-die-stadtwerke-einspannt-109387/
Zu den Austritten der Stadtwerke hier mehr: https://umweltinstitut.org/pressemitteilung/nach-kritik-austrittswelle-beim-lobbyverband-zukunft-gas/

Pressemitteilung 27.7.2023