Fukushima: IPPNW kritisiert Verklappung von radioaktivem Kühlwasser

Die Ärzt*innenorganisation IPPNW kritisiert die Einleitung radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi in den Pazifik scharf und fordert den Stopp der Verklappung.

Der Meeresschutz sei in zahlreichen internationalen Verträgen geregelt, die Japan mit der Verklappung ignoriere. „Es ist ein trauriger Skandal, dass gerade Japan Mensch und Umwelt einer vermeidbaren radioaktiven Gefährdung aussetzt – ein Land, das so sehr unter den Folgen der Radioaktivität durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gelitten hat", so IPPNW-Vorstandsmitglied Dr. Robin Maitra.

Die zerstörten Atomreaktoren müssen bis heute ununterbrochen mit täglich ca. 170 Tonnen Wasser von außen gekühlt werden, um eine nukleare Kettenreaktion zu verhindern. Im Inneren der Reaktorkerne herrschen mit ca. 42 Sievert weiterhin tödliche Strahlungswerte. Das anfallende radioaktiv verunreinigte Kühlwasser wird seit Jahren in Tanks gepumpt, deren Stellfläche bei mittlerweile über 1.000 Großtanks knapp wird. Statt weitere Gelände-Bereiche zuzukaufen, darf TEPCO die Tanks über eine 1 Kilometer lange Abwasserleitung zukünftig direkt in den Pazifik entleeren. „Japan hat die kostengünstigste Variante gesucht, um den durch den mehrfachen Super-GAU völlig überschuldeten Energieversorger TEPCO zu entlasten - ohne die Folgewirkungen für Mensch und Umwelt zu berücksichtigen", so der IPPNW-Arzt Dr. Jörg Schmid.

Das Kühlwasser durchlaufe zwar eine Dekontaminierung, die die Radioaktivität auch tatsächlich reduziere - aber die Filterwirkung habe zuletzt nur bei knapp 30 % der Gesamtradioaktivität gelegen, so Schmid. Und am Ende werde kein „unbedenkliches Wasser" verklappt, wie es der Blankoscheck der Internationalen Atomenergiekommission (IAEO) suggeriere. Japan verdünne das Kühlwasser im Verklappungsprozess einfach solange mit Meerwasser bis entsprechende Grenzwerte eingehalten werden, so Schmid. Die Gesamtmenge an radioaktiven Eintrag ins Meer bleibe dabei aber erhalten und sei ein anhaltendes Gefahrenpotential. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass auch niedrige Strahlungsmengen zu Schäden der Gesundheit führen können.

Im Pazifik reichert sich die Radioaktivität aus Fukushima insbesondere in Meerestieren an. Trotz einer aufwändig konstruierten sogenannten „Eismauer" sickert das kontaminierte Grundwasser in Fukushima seit dem Super-GAU auch ohne die jetzt geplante Verklappung ins Meer. In diesem Frühjahr wurden küstennah Fische mit einer 180-fach erhöhten Belastung an radioaktivem Cäsium gefunden. „Angesichts dieser Funde wundert es nicht, dass die japanischen Küstenfischer und Anrainerstaaten, gegen die angeblich wenig gefährliche Verklappung protestieren", so Maitra.

Pressemitteilung 24.8.2023