Bockenheimer Bürger und Bürgerinnen gedenken und mahnen am 29. Mai 2010
1993 - eine aus der Türkei stammende Familie wurde Opfer eines
fürchterlichen rassistischen Verbrechens. In Solingen verübten vier
jungen Deutsche, die größtenteils zur Skinhead-Szene gehörten, einen
Brandanschlag: Zwei Frauen und drei Mädchen, darunter die 9jährige
Hülya, starben. 14 weitere Familienmitglieder erlitten zum Teil
lebensgefährliche Verletzungen.
Im Jahr 1998 wurde in Bockenheim mit dem Hülya – Platz zum ersten Mal
ein Platz nach einem Opfer von Neonazis benannt.
Der HAMMERING-MAN muss wieder zurück
Am 14. Mai 1995 wurde von der Stadtteilgruppe Bockenheim auf dem kleinen
Platz zwischen Friesengasse und Kleiner Seestraße eine 2 Meter große
Nachbildung des riesigen “Hammering Man” an der Messe aufgestellt. Im
Gegensatz zum großen Original haut der kleine Mann aber nicht auf ein
Werkstück, sondern er zerschlägt ein Hakenkreuz. Er ist ein Symbol “für
alle Menschen, die sich gegen faschistische und rassitische Tendenzen,
gegen Fremdenhass und Diskriminierung von Minderheiten zur Wehr setzen.”
12 Jahre lang wurde der kleine Mann von Politik und Behörden geduldet,
öfter demoliert – das Hakenkreuz wurde etliche Male gewaltsam entfernt –
und wieder repariert. Wie es so vielen Neuankömmlingen in dieser
Republik geht, irgendwann läuft die Duldung ab: Ende März 2007 wurde das
Denkmal vom Amt für Wissenschaft und Kunst abgerissen und angeblich
verschrottet. Angeblich weil es verrostet und defekt gewesen sei. Für
uns ist das Denkmal ein Teil der Bockenheimer Geschichte und gerade auch
eng verknüpft mit dem Hülya-Platz. In Eigeninitiative haben wir eine
hölzerne Nachbildung auf dem Hülya-Platz anlässlich des Jahrestags von
Solingen am 29. Mai 2007 aufgestellt. Nach zahlreichen Geprächen und
Verhandlungen mit dem Ortsbeirat 2 erhielten wir von der Stadt
Frankfurt die Zusage, dass der Hülya-Platz neu gestaltet und
ein antifaschistisches Mahnmal errichtet werden sollen.
Erneute Beschädigungen des provisorischen Denkmals sind Ausdruck
politischer Überzeugungstäter.
Wir sagen: Auch 17 Jahre später ist es noch immer geboten, gegen
rechtsextreme Aufmärsche, Gewalt- und Straftaten, gegen rassistische
Anschläge, Diskriminierungen und Ausgrenzungen aufzutreten.
Wir fordern:
Der Hammering Man muss wieder auf dem Hülya – Platz aufgestellt werden und dort unbefristetes Bleiberecht bekommen!
Zur Gedenkveranstaltung rufen auf:
Türkisches Volkshaus
Frankfurt e.V., Stadtteilinitiative Bockenheim, Saz-Rock e.V.,
Anti-Nazi-Koordination Frankfurt.
Es sprechen Axel Kaufmann (Ortsbeirat 2), Turgut Yüksel (Stadtverordneter), Enis Gülegen (KAV), Necati Kurtdereli (Türkisches Volkshaus Frankfurt e.V.) und Katinka Poensgen (Anti-Nazi-Koordination Frankfurt).