GegenBuchMasse 2009 - Veranstaltungen zur Buchmesse

Im Rahmen des Programmes mit Lesungen aus 22 Büchern werden wir 2009 unsere 200. Buchpräsentation im Rahmen der Reihe GegenBuchMasse begehen können. Die Veranstaltungsreihe wird von verschiedenen Gruppen, Veranstaltungsorten und Initiativen getragen und hat das Ziel kritischen Gedanken, die in den auf der Messe präsentierten Buchmassen nicht im Vordergrund stehen, ein Forum zu geben.

In diesem Jahr werden wir geschichtlich auf den Spanischen Bürgerkrieg und die Ausgrenzung von Mißliebigen im den vergangenen 75 Jahren, den Theoretiker Ernst Mandel, die Frage, ob die Evolution einer inneren Logik folgt und vielen anderen Themen eingehen, so auch dem Projekt der Wohngemeinschaft »Tres Soles« für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Bolivien.

Unsere Veranstaltungen finden in diesem Jahr im Café ExZess (Leipziger Str. 91, Frankfurt), Café Klatsch (Marcobrunnerstr. 9, Wiesbaden), im Café VAMV (Verein alleinerziehender Mütter und Väter, Adalbertstr. 15, Frankfurt) im Club Voltaire (Kleine Hochstr. 5, Frankfurt) sowie in den Räumen der Initiative Faites votre jeu! (Klapperfeldstraße 5, Frankfurt) statt.

Alle unsere Veranstaltungen waren und sind kostenlos, sie werden durch das Engagement der beteiligten Personen sowie durch Spenden finanziert.

Kontakt: info@gegenbuchmasse

PROGRAMM DER 14. GEGENBUCHMASSE:

 

Dienstag, 13.10.2009, 19.30 Uhr

ZEIT DES ZORNS

Jutta Dittfurth; Droemer 2009
KOZ, Unicampus Bockenheim,Studierendenhaus
Mertonstr. 26 – 28, Frankfurt
Veranstalterin: antifa [f]

Jutta Ditfurth zeigt in Zeit des Zorns wie das Kapital sich die Weltwirtschaftskrise zunutze macht, um sich der restlichen sozialen und demokratischen Menschenrechte und der ökologischen Erfordernisse zu entledigen. Sie fragt, wo die strategischen Schwachpunkte des Systems liegen.
Soziale Gerechtigkeit und Freiheit stehen mehr denn je zur Disposition. Die derzeitige Wirtschaftskrise ist nicht die Folge eines ungezügelten »Raubtierkapitalismus«. Der Kapitalismus ist schon im Normalzustand eine Katastrophe. Es gibt ihn nicht ohne stetig wachsende Ausbeutung von Arbeitskräften und Natur. Er lässt sich nicht zähmen oder mit Reformen in eine humane Gesellschaft überführen. Menschen werden durch ihn in die Armut gedrängt, leiden und sterben.
Jutta Dittfurth ist Sozialwissenschaftlerin und Journalistin, seit 2001 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt/M., Autorin von politischen Sachbüchern, Drehbüchern und Romanen.

 

Mittwoch 14.10.2009, 19.30 Uhr

Rebell zwischen Traum und Tat.

Ernest Mandel (1923 – 1995)

Jan Willem Stutje; VSA-Verlag 2009
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt,
(Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Club Voltaire

Ernest Mandel war ein unorthodoxer marxistischer Theoretiker und radikaler Politiker mit großem internationalen Einfluss auf die 68er. Zudem ein beachteter Wissenschaftler, der 1978 die Alfred Marshall-Vorlesungen in Cambridge hielt. Seine umfangreichen Studien »Marxistische Wirtschaftstheorie« und »Der Spätkapitalismus« gehören zu den meistgelesenen Texten des westlichen Marxismus.
Diese Biografie gewährt dem Leser einen Einblick in die Arbeitsweise Mandels und seine Begegnungen mit Sartre, Bloch u.a. Und wir treffen Mandel auf den Barrikaden mit seinen Kampfgefährten Dutschke, Tariq Ali und Alain Krivine.
Stutje stellt aber auch die tragischen Aspekte in Mandels Leben dar, von der Haft 1944/45 in deutschen Arbeitslagern und Zuchthäusern bis hin zum frühen Tod seiner ersten Frau.
Der Autor Jan Willem Stutje arbeitet als Historiker und verfasste die Biographie über den niederländischen kommunistischen Parteiführer Groot und Studien über die Arbeiterbewegung.

 

Mittwoch 14.10.2009, 20 Uhr

My poetic licence

Attila the Stockbroker [Uk]; Eigenverlag 2009
Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt
Bockenheim (U6 + U7 Leipziger Straße)
Veranstalter: P.A.C.K., Initiativkreis gegen Buchmasse

Attila the Stockbroker ist einer der lautesten und präsentesten Vertreter der linken Szene Großbritanniens. Zusammen mit seinen Kollegen Billy Bragg, TV Smith etc. bohrt er seine Finger ständig in die Wunden der Gesellschaft. Seit 30 Jahren ist er ununterbrochen unterwegs, taucht auf, wo man ihn am wenigsten erwartet und erinnert uns daran, wofür seine Generation mal auf die Straße gegangen ist. Um die 2500 Auftritte hat er mittlerweile absolviert, hauptsächlich mit seiner legendären Punkband Barnstormer.
Wir freuen uns besonders, dass Attila the Stockbroker im Herbst 2009 für einige Spoken Word Auftritte zur Verfügung steht, mit Material aus seinem Buch »My Poetic Licence«, Gedichten und Geschichten und einer handvoll Songs auf seiner weitgereisten Mandola – voller ungeduldig schäumender Wut und bissigem britischem Witz.
Attila stellt im Rahmen der Veranstaltung sein aktuelles Buch nebst zugehöriger CD mit Gedichten und Liedtexten aus den letzten 10 Jahren vor. Das Buch enthält zudem autobiographische Passagen und ist das fünfte Buch des englischen »Punk Rock Poetry« Autors.

 

Donnerstag 15.10.2009, 19.30 Uhr

Falschgeld

Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit

Samira Kenawi; EWK-Verlag 2009
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt
(Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Club Voltaire

Suppenküchen und Kleiderspenden verzeichnen wachsenden Zulauf. Es scheint auch in Deutschland wieder Menschen zu geben, die Hunger nicht nur aus Märchenbüchern kennen. Kann man von einer Überproduktion sprechen, wenn existenzieller Mangel herrscht? Wie im Krimi folgen wir der Spur des Geldes und stoßen auf erstaunliche Ursachen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Das eröffnet neue Auswege.
Samira Kenawi rekonstruiert die Geschichte des Geldes. Sie macht deutlich, aus welcher Vielzahl von Zufällen die heutigen Geld- und Kreditgesetze entstanden sind, und kritisiert die Bedingungen heutiger Geldschöpfung.
Samira Kenawi wurde 1962 in Berlin Ost geboren. Ingenieurstudium an der TU Dresden, während der Wende in der Frauenbewegung aktiv. Anschließend Auseinandersetzung mit ökonomischen Theorien und Suche nach einem dritten Weg.

 

Donnerstag 15.10.2009, 20 Uhr

Die Straßenkinder von Tres Soles

Von zerstörten Kindheiten, Selbstorganisation und einem Theater der Unterdrückten in Bolivien

Stefan Gurtner; Verlag Edition AV
Café VAMV (Verein alleinerziehender Mütter und Väter)
Adalbertstr. 15, Frankfurt (U6, U7, U4 Bockenheimer Warte)
Veranstalter: Verlag Edition AV

Seit zwanzig Jahren besteht in Bolivien die vom Autoren gegründete Wohngemeinschaft »Tres Soles« für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Dieses Buch versucht anhand von Einzelschicksalen und Anekdoten ihre Entstehungsgeschichte darzustellen. Ebenso spannend ist ohne Zweifel die geschilderte Suche nach neuen, erzieherischen Wegen in einem Land, wo nach jahrhundertealter Unterdrückung durch Kolonialismus und Militärdiktaturen noch immer äußerst autoritäre Gesellschaftsstrukturen in Familie, Schulen und Firmen herrschen. Außerdem ist von der weißen Minderheit ein Apartheid-Staat geschaffen worden, der die indigenen Mehrheiten praktisch von allen Entscheidungen ausgeschlossen hat und der erst vor Kurzem durch die Wahl des ersten indigenen Präsidenten, Evo Morales, in Frage gestellt worden ist.
Das Konzept von Tres Soles ist eine faszinierende, manchmal auch heikle Mischung aus indianischen Gemeinschafts- und Selbstverwaltungsmustern und westlichen Erziehungsmethoden, vor allem Spiel und Theater, mit denen versucht wird, den Kindern und Jugendlichen ein neues Bewusstsein und ein kritisches Denkvermögen zu ermöglichen.

 

Donnerstag 15.10.2009, 20 Uhr

ausgesteuert – ausgegrenzt… angeblich asozial

Hrsg. Anne Allex und Dietrich Kalkan; Alibri Verlag 2009
Faites votre jeu! Klapperfeldstraße 5, Frankfurt
(Nähe Konstablerwache)
Veranstalter: P.A.C.K., Faites votre jeu!

Der Berliner Arbeitskreis »Marginalisierte – gestern und heute!« befasst sich mit der Geschichte von Unangepassten und Missliebigen, insbesondere der Aufklärung über die Verfolgung und Vernichtung so genannter Asozialer im Nationalsozialismus.
Im Buch werden Kontinuitäten und Brüche dieser Entwicklung bis hin zu aktuellen Erscheinungen unter den Fragestellungen »Wer ist nützlich?« und »Wer ist minderwertig?« diskutiert. Kulminationspunkt der Beiträge ist die Auseinandersetzung mit dem Wesen des Stigmas »Asozial«, das im Prinzip auf diskriminierenden Zuschreibungen fußt.
Das Buch gibt einen historischen Überblick über die Ausgrenzung beginnend mit der NS-Zeit bis heute. Hierbei prüfen die Autoren auch, ob in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR Kontinuität oder Diskontinuität in der Politik der Ausgrenzung geherrscht hat.
Im jeweils spezifisch historischen Spannungsfeld der Sozialpolitiken und des (sozialadministrativen) Arbeitszwangs, den dazu benutzten Argumentationen und dem spezifischen Verwaltungshandeln werden unter anderem die geschlechtspezifische Diskriminierung von Frauen und Mädchen, die Unterdrückung von Heimkindern, die Repression gegen Strafgefangene und die Verfolgung von Bettlern, »Widerständigen« und »Gemeinschaftsfremden« thematisiert.

 

Donnerstag 15.10.2009, 20 Uhr

Präsentation: Programmreihe unrast transparent

Unrast Verlag 2009
U. a. mit den Autoren von:
»Die extreme Rechte in Deutschland« Andreas Speit & Paul Wellsow (Hrsg.)
»Die Neue Rechte in Frankreich« Bernhard Schmid
»Autonome Nationalisten« hrsg. Jürgen Peters & Christoph Schulze

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/M.
(Bockenheim U6+U7 Leipziger Straße)
Veranstalter: P.A.C.K., Initiativkreis gegen Buchmasse

Der Unrast Verlag stellt in dieser Veranstaltung seine Programmreihe unrast transparent sowie 3 in dieser Reihe erschienene Bücher zum Rechten Rand vor.
Im Rahmen der Veranstaltung werden folgende Bücher vorgestellt: »Die extreme Rechte in Deutschland« hrsg. von Andreas Speit & Paul Wellsow, mit einer Darstellung der aktuellen Struktur der extremen Rechten, von NPD, Freien Kameradschaften, Rechtsrock bis zur Neuen Rechten. Der Sammelband »Die extreme Rechte in Deutschland« bietet entlang von zehn Beiträgen zu den wichtigsten Akteuren und Politikfeldern dieses Spektrums einen Überblick.
»Die Neue Rechte in Frankreich« von Bernhard Schmid stellt eine spezifische Strömung innerhalb der antidemokratischen extremen Rechten dar, die in den späten 1960er Jahren entstanden ist. Sie versuchte die theoretischen Lehren aus dem historischem Misserfolg der französischen Rechten und zugleich aus den »Fehlentwicklungen« des deutschen Nationalsozialismus - aus rechter Sicht -, zu ziehen.
»Autonome Nationalisten« hrsg. von Jürgen Peters & Christoph Schulze beschreibt die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur. Es handelt sich um eine Strömung in der militanten Neonaziszene, die sich diverser Symbole, Codes und Sprachformen bedient, die bisher in der Linken verortet waren. Das Buch nimmt Entstehungsgeschichte, Ideologie, politische Praxis, Habitus und Selbstverständnis der AN unter die Lupe und beleuchtet ihr Verhältnis zu anderen Organisationen der extremen Rechten.

 

Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr

Chinesische VoKü

Au, In der Au 14 – 16, Frankfurt-Rödelheim

 

Freitag 16.10.2009, 19.30 Uhr

Darwins Kosmos

Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt

Franz Wuketits; Alibri-Verlag 2009
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt (Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Humanistische Union, Club Voltaire mit
freundlicher Unterstützung der Giordano Bruno Stiftung

Was lässt sich auf die »Sinnfrage« antworten, wenn der Lauf der Welt von Anpassungserfolg und Zufall bestimmt wird? Nach einer knappen Darstellung der Darwinschen Evolutionstheorie zeigt Franz Wuketits zunächst, dass der Evolution selbst kein Sinn innewohnt, dass sie nicht zielgerichtet verläuft. Trotzdem bedeutet das nicht, dass es in Darwins Kosmos unmöglich wäre, sich und seinem Leben einen Sinn zu geben.
Dies ist dann freilich kein »höherer Sinn«, sondern ein selbstbestimmter: Wuketits plädiert für einen moralischen Individualismus. Moralische Individualisten benötigen den Rückgriff auf eine »höhere Ordnung« nicht; sie sind sich selbst genug und möchten sich ihr Leben nicht vermiesen lassen durch diejenigen, die sich auf vermeintlich »höhere« Ordnungen berufen und von ihnen profitieren.
Franz M. Wuketits lehrt in Wien Wissenschaftstheorie mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift »Aufklärung und Kritik«, Vorstandsmitglied des Konrad Lorenz Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung.

 

Freitag 16.10.2009, 20 Uhr

Heimat, Heimweh, Heimsuchung

Hrsg: Karsten Krampitz / Heiko Werning; Karin Kramer Verlag 2009
Café Klatsch, Marcobrunnerstr. 9, Wiesbaden
Veranstalterin: Café Klatsch Kollektiv

Es Lesen: Karsten Krampitz, Manja Präkels und Markus Liske. Kaum ein Roman, der nicht davon handelt: »Woher komme ich?« Und: »Wohin gehe ich?« Sei es die Bibel oder die Buddenbrooks – erzählt wird die gleiche Geschichte: die Vertreibung aus dem Paradies. Seit Menschengedenken haben sie Heimweh, lt. Brockhaus ein »durch unfreiwillige Distanz von der vertrauten Umgebung bedingtes Mangelgefühl«, und oft muss man dafür nicht einmal verreisen oder ins Exil gehen.
Um das Weh mit der Heimat geht es in dieser Anthologie, nicht um 2000 Jahre Deutschland (Varusschlacht), 60 Jahre Bundesrepublik und auch nicht um 20 Jahre Mauerfall. Für die Autorinnen und Autoren ist Heimat keine geographische Kategorie, für manchen aber das Gegenteil von Fremde und Entfremdung, die Summe der Erinnerungen aus einer Zeit des Vertrauens an einem Ort der Geborgenheit. Erinnerungen an etwas, das es vielleicht nie gegeben hat…

 

Freitag 16.10.2009, 20 Uhr

Kontrollverluste

Interventionen gegen Überwachung

Hrsg: Leipziger Kamera; Unrast Verlag 2009
Faites votre jeu! Klapperfeldstraße 5, Frankfurt
(Nähe Konstablerwache)
Veranstalter: P.A.C.K., Faites votre jeu!

Veranstaltung mit dem Mitautor des Buches Ulf Treger und Carsten Gericke, Geschäftsführer von RAV – Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V.. Das Buch »Kontrollverluste« versammelt Beiträge zu Fragen einer emanzipatorischen und praktischen Kritik an der aktuellen Überwachungs gesellschaft. Es führt sehr unterschiedliche Strategien und Per spek tiven der linken Überwachungskritik zusammen. Kritische WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Initiativen stellen theoretische, aber vor allem strategische und aktionsorientierte Überlegungen an, reflektieren ihre Handlungserfahrungen und beleuchten Probleme und Potenziale von Bewegung(en) gegen immer mehr Überwachung und Kontrolle. Die »Leipziger Kamera. Initiative gegen Überwachung« ist seit 2003 in der Stadt des bundesdeutschen Pilotprojekts zur Videoüberwachung öffentlicher Plätze aktiv.
Ulf Treger, Autor des Beitrags »Das Monster beschwören - Die Problemstellen derzeitiger Überwachungskritik«, widmet sich der Frage, ob derzeitige Kampagnen zu eindimensional, unkritisch oder verkürzt das Themenfeld einer sich ausbreitenden allgegenwärtigen Überwachung behandeln.

 

Freitag 16.10.2009, 20 Uhr

Dalai Lama – Fall eines Gott-Königs

Colin Goldner; alibri Verlag 2008
Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/M.
(Bockenheim U6 + U7 Leipziger Straße)
VeranstalterInnen: P.A.C.K., Café Klatsch Kollektiv

Samstag 17.10.2009, 20 Uhr

Dalai Lama – Fall eines Gott-Königs

Café Klatsch, Marcobrunnerstr. 9, Wiesbaden
VeranstalterInnen: P.A.C.K., Café Klatsch Kollektiv

Der Dalai Lama genießt weltweit hohes Ansehen, wird (wie auch der von ihm vertretene Buddhismus) mit Gewaltfreiheit, Tierliebe, ökologischem Bewußtsein und auf unendlicher Gelassenheit gründender tieferer Erkenntnis in Verbindung gebracht. Colin Goldner wirft einen Blick hinter diese Fassade.
Neben einer biographischen Betrachtung des Lebens des Dalai Lama werden in einer Reihe von »Exkursen« darüber hinaus Hintergrundinformationen geboten zu bestimmten Aspekten der buddhistischen Lehre, der tibetischen Geschichte oder der Biographie des Dalai Lama. Dabei zeigt sich, daß das im Westen vorherrschende Bild von Tibet und dem Buddhismus stark idealisiert ist. Denn die Lebensverhältnisse unter der Diktatur der »Gelbmützen«-Mönche waren erbärmlich, durch die Geschichte des Lamaismus zieht sich eine Blutspur, in den Klöstern werden vierjährige Jungen aberwitzigen Übungen unterzogen, die tantrische Rituale erinnern an sexuellen Mißbrauch. Die Doktrin des tibetischen Buddhismus ist geprägt von menschenverachtenden Vorstellungen über »Karma« und eine angeblich höhere »Gerechtigkeit« alles Seienden und beherrscht von einem abstrusen Dämonenglauben. Für die Neuauflage wurde das Buch umfassend überarbeitet und erweitert sowie im biographischen Teil um den seit der Erstveröffentlichung 1999 verstrichenen Zeitraum ergänzt.

 

Samstag 17.10.2009, 19.30 Uhr

Irrsinn der Normalität

Aspekte der Reartikulation des deutschen Nationalismus

Katharina Rhein, Daniel Keil, Robin Mohan u.a. Verlag Westfälisches Dampfboot 2009
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt,
(Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Club Voltaire

Das ungehemmte Feiern schwarz-rot-goldener Einigkeit und Normalität, z.B. während der Fußball-WM in Deutschland, erschien vielen als harmlos. Doch die Reartikulation und Rekonstruktion von Nationalem eröffnet eine riskante Dimension.
Die AutorInnen schärfen deshalb den Blick für Fußball- und Popkultur, aber auch für eine revisionistische Vergangenheitspolitik. Die Renaissance deutschen Nationalismus vollzieht sich auf neuen Schauplätzen. Das Prädikat »deutsch« avancierte zum Leitbegriff in Werbestrategien. So wird im frenetischen »wir« der Alltag national durchdrungen.
Die Projektgruppe Nationalismuskritik lenkt deshalb den Fokus auf kulturindustrielles Amusement und sportliches Arbeitsethos, aber auch auf revisionistische Vergangenheitspolitik, die deutsche Außenpolitik und die »Berliner Republik«.

 

Samstag 17.10.2009, 20 Uhr

Lange Nacht der Bücher

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt
(Bockenheim U6 + U7 Leipziger Straße)
Veranstalter: P.A.C.K., Initiativkreis gegen Buchmasse

Die Abreibung

Jean Amila (Übersetzt von Helm S. Germer); Conte Verlag 2009

Der Conte Verlag aus Saarbrücken setzt mit »Die Abreibung« seine Reihe mit Übersetzungen des 1995 verstorbenen französischen Autors Jean Amila fort. Amila ist einer der Vertreter des französischen Noir-Romans, seine Bücher zählen in Frankreich zu Klassikern und sind Dank der Übersetzungen jetzt auch in Deutschland verfügbar.
Im Rahmen der Veranstaltung wird der Leiter des Übersetzerkollektivs, Dr. Bernd Bauske eine Einführung in das Werk Amilas, den libertären Hintergrund Amilas sowie in die des französischen Noir-Romans geben. Anschließend wird er aus »Die Abreibung« lesen.
Auszug aus »Die Abreibung«: »René Lecomte ist wieder da. Der Chef der Pariser Unterwelt hat einen längeren Aufenthalt in Lateinamerika hinter sich. Nun will der »Comte« ausstehende Schulden eintreiben und offen stehende Rechnungen begleichen. Bei einer Schießerei wird er schwer verletzt und rettet sich ins Krankenhaus. Aline, Sylvie und Thérèse, soeben mit dem Krankenschwesterndiplom ausgestattet, müssen zum ersten Mal in der Nachtschicht über Leben und Tod entscheiden. Während der »Comte« die Notoperation übersteht, beginnt draußen schon der Kampf um seine Nachfolge.«

Im Nebel der Niederlage

Vertreibung und Flucht (1939 – 1942)

Abel Paz; Edition-AV 2009

Im dritten Band seiner Biographie beschreibt der am 13. April 2009 verstorbene Abel Paz das Schicksal von einer halben Million Flüchtlingen nach der Niederlage im Spanischen Bürgerkrieg.
Auszug aus »Im Nebel der Niederlage«: »Die Revolution in Spanien hatte 32 Monate gedauert und hätte ein ehrenhafteres Ende verdient, doch die stalinistische Intervention führte ihn in die Sackgasse, in der wir am Ende des Krieges steckten. Und einen Krieg, der so katastrophal beendet wurde, musste natürlich Spuren unter den zwangsweise Verbündeten in der Volksfront hinterlassen. Was in diesem März 1939 geschah, war ein greifbarer Beweis der ideologischen Konflikte im Spanischen Bürgerkrieg: Anarchismus gegen Marxismus. Doch in diesem ganzen Konflikt gab es eine halbe Million Exilanten, die keine andere Matratze als die Erde und kein anderes Dach als die Sterne über der französischen Küste hatten. Die große Masse der Exilanten schmachtete ihrem Schicksal überlassen in den Lagern.«
In eigener Sache: Abel Paz ist als Referent mehrfach bei uns im Cafe ExZess aufgetreten und hat die Zuhörer sowie uns als Veranstaltungsgruppe P.A.C.K. begeistert. Wir wollen mit dieser Veranstaltung an ihn erinnern und dafür sorgen, dass seine Bücher über den spanischen Anarchismus und den anschließenden Bürgerkrieg noch lange gelesen werden.

Anmerkungen *

zu Chumbawamba und mehr

Boff Whalley; Oktober 2009

Das Buch ist clever, lustig und respektlos – eine Geschichte über einen Jungen aus dem klischeehaften, von roten Backsteingebäuden geprägten, kleinstädtischen England, in der Mormonentum und Punkrock sowie eine auf Höflichkeit und Anstand bedachte Geschäftswelt und politischer Aufruhr zusammengeführt werden.
Er entdeckt die Gitarre, Anarchismus und Kunstterrorismus und nach vielen (vielen, vielen) Jahren gewissenhafter, unbeirrter, echter Plackerei kam seine Popgruppe groß raus; richtig GROß, wie durch ein Megaphon gebrüllt, um genau zu sein. Sie schreiben einen Song, den die ganze Welt mitsingt und der, witzigerweise, eine großartige Zusammenfassung eines gut gelebten Lebens ist – darüber umgehauen zu werden und wieder aufzustehen.
Unterdessen dreht die Welt sich weiter: authentisches Leben gewissenhaft geschildert, emotional aber nicht sentimental und immer mit dem Auge eines Schriftstellers fürs Detail. Die Aufzeichnungen in Fußnote sind keine weiteren langweiligen Rock Memoiren, sondern ein mitfühlender, kritischer und manchmal zynischer Bericht eines Lebens durchdrungen von Popkultur, Fußball der unteren Liga und davon, die Welt zu verbessern.
Boff Whalley ist Mitglied der Band Chumbawamba

Heimat, Heimweh, Heimsuchung

Hrsg: Karsten Krampitz / Heiko Werning; Karin Kramer Verlag 2009

Es Lesen: Karsten Krampitz, Manja Präkels und Markus Liske. Kaum ein Roman, der nicht davon handelt: »Woher komme ich?« Und: »Wohin gehe ich?« Sei es die Bibel oder die Buddenbrooks – erzählt wird die gleiche Geschichte: die Vertreibung aus dem Paradies. Seit Menschengedenken haben sie Heimweh, lt. Brockhaus ein »durch unfreiwillige Distanz von der vertrauten Umgebung bedingtes Mangelgefühl«, und oft muss man dafür nicht einmal verreisen oder ins Exil gehen.
Um das Weh mit der Heimat geht es in dieser Anthologie, nicht um 2000 Jahre Deutschland (Varusschlacht), 60 Jahre Bundesrepublik und auch nicht um 20 Jahre Mauerfall. Für die Autorinnen und Autoren ist Heimat keine geographische Kategorie, für manchen aber das Gegenteil von Fremde und Entfremdung, die Summe der Erinnerungen aus einer Zeit des Vertrauens an einem Ort der Geborgenheit. Erinnerungen an etwas, das es vielleicht nie gegeben hat…

Mord im Paradies der Nackten

Jean-Bernard Pouy; Edition AV 2009

Thomas Wörtche Kaliber.38 über das Buch: »Anfänglich leicht seltsam mutet Mord im Paradies der Nackten von Néopolar-Urgestein Jean-Bernard Pouy an (Verlag Edition AV). Eine Gruppe libertärer Menschen macht FKK-Urlaub und möchte nebenher in langen Diskursen die Welt retten. Es lebe die Anarchie von Proudhon bis Kropotkin! Und dann fällt eine Leiche an, die möglicherweise die Tochter der anarchistischen Groß-Ikone aus dem spanischen Bürgerkrieg, Buenaventura Durruti, sein könnte. Der Obernackte wird zum Ermittler. Pouy erzählt diese schon fast putzige Geschichte in naiver Stilisierung, die aber großen Witz und Charme hat. Der noir als Sommermärchen, mit viel nackter Haut, bizarren Figuren, teilweise schauderhaftem Essen und einer sehr anarchischen Leichtigkeit des Seins.«
Der Krimi Autor Jean-Bernard Pouy war nach seinem Studium u.a. als Journalist, Lektor, Lehrer und Drehbuchautor tätig. Sein erster Kriminalroman erschien 1983. Sein zweiter wurde 1984 in die «Série noire» bei Gallimard aufgenommen, weitere folgten. Seine Romane erhielten zahlreichen Preise.

Das Prometheus Trio

Die Invasion

Andreas Müller; Alibri Verlag 2009

Als eines Tages in Hirtenstadt, einer kleinen Gemeinde im finstersten Bayern, geheimnisvolle Kreise in den Kornfeldern von Bauer Horst entdeckt werden, ist die Aufregung groß. UFO-Fans stürmen die Stadt, der hinterlistige Erik wittert ein Geschäft und eine christliche Sekte dreht durch. Als dann auch noch tatsächlich eine Fliegende Untertasse auftaucht, ist das Chaos perfekt… Allein das Prometheus-Trio kann nun noch Licht ins Dunkel bringen!
Ein spannender satirischer Krimi für Jugendliche und Erwachsene über den ganz normalen religiösen Wahnsinn.
Andreas Müller ist Redakteur des Humanistischen Pressedienstes und als Essayist und Kommentator bekannt für seine spitze Feder. Seine als e-book kostenlos erhältliche Harry-Potter-Parodie „Terry Rotter und der Stein des Anstoßes“ gewann 2006 den Palm Paper Award als bester Roman.

Weltmeister wie wir

Wie der Aufschwung nach Deutschland kam

Markus Liske; Edition AV 2008

Weltmeister? Wir? Na, wer denn sonst! Ob wir Flaschen aus dem Müll kramen oder unseren 1-Euro-Staatsdienst im Bordell ableisten - wir sind immer gut drauf. Denn wir sind ja Deutschland.
Um das zu belegen, arbeitet sich Markus Liske durch das komplette Maßnahmenpaket der Job-Center, den Dschungel neuer Bahntarife, das Gehirn Wolfgang Schäubles und anderer No-Go-Areas.
In riskanten Selbstversuchen testet er bayrisches Gammelfleisch, DHL-Packstationen und Hotlines aller Art, bis sich aus alldem ein Gesamtbild der Kanzlerschaft Angela Merkels entwickelt, in der Ober- und Unterschicht so endgültig geschieden wurden wie einst Tag und Nacht und endlich der Aufschwung nach Deutschland kam…
Markus Liske wird während der langen Lesenacht mehrfach Passagen aus dem Buch vorstellen.

 

Sonntag 18.10.2009, 18 Uhr

Wo bitte geht’s zu Gott?

fragte das kleine Ferkel

Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke; Alibri-Verlag 2007
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt
(Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Humanistische Union, Club Voltaire, GEW

Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt, es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch über Nacht klebt jemand ein Plakat an ihr Häuschen, auf dem geschrieben steht: »Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!« Also machen sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen…
Das Buch klärt Kinder auf humorvolle Weise über die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam auf. Und die Moral von der Geschicht: Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht…!«
Wir werden das Buch vorstellen und über den Versuch der kath. Kirche berichten, das Kinderbuch verbieten zu lassen. Dabei schien der Kirche keine Argumentation zu aberwitzig: so sollten manche Sätze zu brutal für Kinder sein - doch die waren wörtlich aus Kinderbibeln zitiert! Moderation: Peter Menne

 

Montag 2.11.2009, 19.30 Uhr

Exil der frechen Frauen

Robert Cohen; Rotbuch 2009
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Frankfurt,
(Nähe Alte Oper/Fressgass)
Veranstalter: Club Voltaire, Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945

Buchvorstellung – Lesung – Diskussion mit dem Autor
1928 befreit in Berlin eine junge Frau mit einer frechen Aktion ihren Liebhaber aus dem Gefängnis. Die angehenden Schriftstellerinnen, Maria Osten, Ruth Rewald und Olga Benario, gründen daraufhin einen Verein der frechen Frauen. Keine fünfzehn Jahre später sind die drei lebensfrohen Frauen tot, in Bernburg vergast die eine, in Auschwitz die andere, die dritte von Stalins Geheimdienst erschossen. Sie gehören nicht zu den Großen des Exils, ihre Namen sind längst vergessen. Für Cohen Grund genug, um von ihnen und der Zeit in der sie lebten in seinem packenden Romandebüt zu erzählen.
Cohen, 1941 in Zürich geboren, seit 1980 in den USA an der New York University deutsche Literatur lehrend, legt sein Romandebüt vor. Er ist bekannt durch die Monographie zu/über »Peter Weiss in seiner Zeit«.

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