Hausprojekt ohne Haus
Am 30.4.2023 endet der Gestattungsvertrag zwischen dem solidarischen Hausprojekt in der Günderrodestr. 5 im Gallus und der Stadt Frankfurt (KEG), weshalb ca. 30 Bewohner*innen voraussichtlich erneut obdach- bzw. wohnungslos werden. Derzeit finden Gespräche statt, um ein passendes Folgeobjekt zu finden. Die drei beteiligten Initiativen – das Kollektiv “Freiräume statt Glaspaläste”, Project.Shelter und die ada_kantine – sowie die Bewohner*innen des Hauses hoffen auf eine schnelle Lösung zur langfristigen Fortführung des Projekts.
Nach der Besetzung des Hauses im Dezember 2022 unterschrieb der Verein Initiative Zukunft Bockenheim e.V. in Abstimmung mit den drei Gruppen den Gestattungsvertrag. In kürzester Zeit wurde das Haus von den Ehrenamtlichen mit solidarischer Hilfe aus der Nachbarschaft eingerichtet.
Mitte Januar sind ca. 30 zuvor wohnungslose Personen eingezogen, es gibt gemeinschaftliche und öffentlich zugängliche Veranstaltungsräume. Das Projekt bietet unterschiedlichen Menschen ein Zuhause, die auf dem Wohnungsmarkt so gut wie keine Chancen haben, sowie kostenfrei offene Räume für verschiedene aktivistische Gruppen.
Im Jahr 2020 gab es in Frankfurt etwa 3.350 wohnungslose Menschen. Zugleich standen 0,2 % der 400.900 Wohneinheiten leer, was über 800 Wohneinheiten entspricht. “Mit unserem Hausprojekt sind wir die Leerstandsproblematik in Frankfurt aktiv angegangen und haben ein partizipatives, gemeinschaftliches Alternativangebot geschaffen”, so die Aktivistin Alex des Hausprojekts. “In der Praxis zeigt sich, dass viele der bestehenden Angebote der Stadt von obdach- und wohnungslosen Menschen abgelehnt werden oder erst gar nicht zugänglich sind. In vielen Unterkünften gibt es keine Privatsphäre und vor allem für Frauen keine sicheren Räume.“
Sylvia Weber, Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen unterstützt das Hausprojekt. Trotzdem gestaltet sich die Suche nach einem Anschlussobjekt schwierig, auch weil die Stadt Frankfurt erst jetzt an einem Verzeichnis der leerstehenden Immobilien arbeitet. Die Sozialdezernentin Elke Voitl hat sich zu dem Projekt bisher nicht geäußert. Das Hausprojekt muss nach dem 30.04. dem “Quartier Hellerhöfe” weichen, in dem neben einer Schule auch Neubauwohnungen geplant sind. Eigentümer ist die FAZ.
“In dem Hausprojekt fühle ich mich wieder als Teil einer Gemeinschaft. Ich finde es toll, Verantwortung für das Haus übernehmen zu können und habe Spaß dabei, das Zusammenleben aktiv mitzugestalten. Alles Dinge, die ich in anderen Frankfurter Unterkünften nie erleben durfte. Ich fühle mich hier sehr zuhause”, so der Bewohner Ahmed.
Die beteiligten Initiativen und die Bewohner*innen bitten die Stadtgesellschaft um Unterstützung des in Frankfurt einmaligen Projekts. “Wir rufen dazu auf, Leerstand zu melden*. Es ist unglaublich, dass in einer Stadt wie Frankfurt Menschen auf der Straße leben müssen, obwohl es so viele leere Wohnungen gibt.”
*https://leerstandsmelder.de/frankfurt
ada_kantine
Solidarische Küche für Alle
https://ada-kantine.org/ // Insta: ada_kantine
Freiräume statt Glaspaläste
Kollektiv für sozialen und bezahlbaren Wohnraum für Alle
https://gallusfreiraeume.de/ // Insta: nocheinhausprojekt069
Project.Shelter
Für ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum in Frankfurt
https://projectshelterde.noblogs.org/ // Insta: project.shelter_ffm
Pressemitteilung 22.2.2023