Informationen Nr. 94 - "Tourismus & Nationalsozialismus"

Informationen Nr. 94 - "Tourismus & Nationalsozialismus"

Neueste Ausgabe der halbjährlich erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift „Informationen“ des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933- 1945. Der Themenschwerpunkt ist diesmal „Tourismus & Nationalsozialismus.“ Sofort denkt man bei diesem Thema an „Kraft durch Freude“ Fahrten. Mit diesem Programm wurde tatsächlich für viele eine Urlaubsreise erschwinglich, die „totale Freizeit“, ob kurz und in der Nähe oder mit den berühmten Schiffsreisen, zeigte die ganze Bannbreite der Vereinnahmung im Alltag oder in den Ferien.

Aber auch andere Themen werden in den Informationen angesprochen: Ob Jugendherbergen oder Wandervereine, alle dienten jenem Teil des Volkes, dass sich zur Volksgemeinschaft zählen durfte. So erklärten sich die Ost- und Nordseebäder rasch als “judenrein“, während es z.B. im mondänen Baden-Baden erheblich länger dauerte. Man wollte zunächst das internationale Publikum halten.

Zu dem Thema „Tourismus & Nationalsozialismus“ gehören aber auch die „dunklen“ Orte: Der Tourismus zu den Gedenkstätten und ehemaligen KZs. Und besonders das Urlaubsziel Obersalzberg, ein Ort, der vor allem in den Filmen Eva Brauns von Sonnenschein, entspannter Atmosphäre, niedlichen Kindern der NS-Größen und fabelhafte Ausblicken zeugte. Aber er war doch ein Ort, an dem Massenverbrechen und Krieg geplant wurden. Was passiert mit einem solchen Täterort, in dem bis auf einige Tunnel alles weggebombt wurde? Was passiert mit der „Aura“ eines solchen Ortes, zwischen Fremdenverkehrsinteresse und Aufklärung, Sensationslust und schöner Bergwelt?

Der größte touristische Volltreffer der NS-Diktatur aber waren die Berliner Olympischen Spiele von 1936. Nicht nur die sportlichen Ergebnisse waren wichtig, sondern vor allem die freundliche Fassade eines sich etablierenden Faschismus. Das Olympiastadium stellte alle vorherigen in den Schatten. Erstmals gab es ein Olympiadorf, einen olympischen Fackellauf, einen Olympiafilm und Life-Übertragungen im Rundfunk. Und als Hostessen-Uniform das Dirndl, das damit außerhalb Bayerns international bekannt wurde.

Deutschland konnte sich der Welt friedlich-freundlich darstellen, der Gewinn war nicht nur pekuniär, sondern auch politisch. Noch 1971 sollte Average Brundage, der 1936 einen Olympia-Boykott der Amerikaner verhinderte, die damaligen Spiele als „die besten in der modernen Geschichte“ bezeichnen.

Neben den neuen Informationen hat der Studienkreis auch eine neue Website. Über diese kann die wissenschaftliche Zeitschrift „informationen“ bestellt werden. Die Seite informiert auch über die aktuelle Arbeit des Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 www.widerstand-1933-1945.de

Pressemitteilung, 16. Dezember 2021