Informationen zum U4-Lückenschluss am Grüneburgpark
Der Grüneburgpark in Frankfurt am Main. (© WRHansen)

Informationen zum U4-Lückenschluss am Grüneburgpark

Der BUND Kreisverband Frankfurt fordert gemeinsam mit dem Bündnis Verkehrswende Frankfurt für den U4-Lückenschluss zwischen Bockenheim und Ginnheim die Realisierung der fast geradlinig nach Norden verlaufenden kurzen Trassenvariante 1.

Die zur Auswahl stehende lange Campus-Tunnelvariante 3 für den U4-Lückenschluss ist zugunsten der kurzen Variante 1 abzulehnen. Das ergibt sich auch ohne Kenntnis der Ergebnisse der ausstehenden Gutachten, die gemäß Angaben der VGF die Aspekte des Tunnelbaus hinsichtlich Nachhaltigkeit, CO2-Ausstoß, Grundwasser, Vegetation und Baugrund adressieren. Der lange Tunnel verliefe in einer großen S-Kurve unter dem Grüneburgpark und den Häusern der August-Siebert-Straße hindurch zu einer neuen U-Bahnstation auf dem Universitätscampus Westend. Von dort ginge der Tunnel weiter in Richtung Ginnheim in einer zweiten großen S-Kurve unter der Miquelallee und der Miquelanlage hindurch, wo die Gleise wieder an die Oberfläche kämen. Hier würde die Tunnelbohrmaschine eingesetzt, was zusätzlich eine größere Bauvorbereitungsfläche erforderte. Für die alten Bäume und den Weiher in der Miquelanlage könnte wohl kein Bleiberecht gewährt werden.

Der kurze Tunnel verliefe entweder unter der Zeppelin-Allee (Variante 1a) oder unter dem Botanischen Garten (Variante 1d) hindurch mit der ebenerdigen U-Bahnstation Botanischer Garten nördlich davon. Sie läge ca. 500 m entfernt vom Campus-Gelände – fußläufig gut erreichbar. Der lange Tunnel (Variante 3) verursacht nicht nur bei den anwohnenden Bürgern und Bürgerinnen sowie bei den Studierenden auf dem Campus Sorgen.

Dazu Viola Rüdele, Studentin, Initiative für eine klimagerechte Campusanbindung:

„Angesichts der hohen ökologischen und ökonomischen Kosten halten wir den langen Tunnel mit einer Station auf dem Campus für ein unrealistisches Prestigeobjekt. Es sollte eine alternative Lösung angestrebt werden, die die Kosten erheblich senken würde. Ein Teil des eingesparten Budgets könnte dann auf die Wiederbelebung der Straßenbahnlinie 13 umgelenkt werden. Das ermöglichte auch eine schnellere Realisierung: Der lange Tunnel wäre frühestens Mitte der 2030er Jahre verfügbar, die Straßenbahn könnte schon vor 2030 in Betrieb gehen.“

Diese Straßenbahn böte dem Campus-Personal als Alterative zur U-Bahn eine schnelle nur 1,5 km lange Verbindung zum S-Bahnhof Taunusanlage, in dem alle S-Bahnen im S-Bahntunnel bequem erreichbar wären. Bis zum Hauptbahnhof betrüge die Strecke 2,4 km.

Dazu Reinhard Oswalt, Anwohner und Mitglied der IG Grüneburgpark: „Unsere Familien wohnen teils schon Jahrzehnte am Rande des Grüneburgparks. Bisher hat uns Nachbarn der Universität niemand auf den U4-Lückenschluss angesprochen. Den langen Campus-Tunnel lehnen wir ab, nicht nur, weil er voraussichtlich nur wenige Meter unter unseren Häusern verliefe. Vielmehr würde das gesamte Wohnviertel mit dem wertvollen Landschaftsschutz– und Naherholungsgebiet Grüneburgpark sowie der wunderschöne Uni-Campus durch die Tunnelröhren und eine offene Station nachhaltig beeinträchtigt.“

Verkehrsdezernent Klaus Oesterling hat bereits in seiner Pressekonferenz am 09. Februar 2021 Zahlen veröffentlicht, die unverändert gültig sind und auf die hier verwiesen wird. Sie zeigen, dass es von Beginn an unverständlich war, warum der lange Campus-Tunnel präferiert wird:

  1. Tunnellängen: Der Campus-Tunnel (Variante 3i) soll 2.475 m lang werden, der kurze Tunnel (Variante 1a oder 1d) nur 925 m. Der Campus-Tunnel wäre also 1.550 m länger als der kurze Tunnel – 2,7-mal so lang.
  1. Klimaschaden: Entsprechend der ca. 3-fachen Länge würde der lange Campus-Tunnel aus Beton einen ca. dreifachen Klimaschaden durch CO2-Ausstoß verursachen. Angesichts der nationalen und städtischen Klimaziele ist das nicht akzeptabel. Zu dieser Einschätzung werden auch die ausstehenden Gutachten keine neuen Erkenntnisse bringen.
  2. Nutzen-Kosten-Indikatoren (NKI): Gutachterlich festgestellt wurden folgende NKI-Werte: Kurzer Tunnel: 3,1 – Langer Campus-Tunnel: 2,0. Die Wirtschaftlichkeit des kurzen Tunnels läge also um 45 Prozent höher als beim langen Tunnel. In die NKIs gehen die veranschlagten Baukosten ein: 162 Millionen Euro (Variante 1a) bzw. 240 Millionen Euro (Variante 3i). Der lange Tunnel wäre also 78 Millionen Euro (Stand 2021) teurer als der kurze.

Fazit: Mit einem Drittel der Länge des Campus-Tunnels würde der kurze Tunnel nur Zweidrittel des CO2-Ausstoßes und Zweidrittel der Kosten verursachen. Der kurze Tunnel wäre also die richtige Wahl. Die seit Oesterlings Pressekonferenz im Februar 2021 von der Stadtregierung, den städtischen Gremien und der Goethe-Universität vorgetragene Präferenz für den langen Campus-Tunnel blendet Klimaschäden und geringere Wirtschaftlichkeit aus. Das kann nur aus Prestigedenken resultieren und widerspricht der Pflicht zur sparsamen Haushaltsführung.

Dazu Wolf-Rüdiger Hansen, BUND Kreisverband Frankfurt, Mitglied des Vorstands: „Unverständlich ist, dass die Wiederbelebung der Straßenbahnlinie 13 entlang des Reuterwegs in den planerischen Überlegungen der Stadt keine Rolle spielt. Sie müsste in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die Ermittlung der NKIs und die Entscheidungsgrundlagen einbezogen werden. Warum passiert das nicht? Wird eine Straßenbahn immer noch vorrangig als ein Hindernis für den bequemen Autoverkehr in der Stadt betrachtet? Dies stünde der angestrebten Verkehrswende entgegen.“

Link: BUND-Forderungspapier zum U4-Lückenschluss (PDF):
www.bund-frankfurt.de/service/downloads/

Informationsabend zum U4-Lückenschluss am 28. August 2023 
um 19:00 Uhr im Saalbau Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 142

Pressemitteilung 17.8.2023