McKinsey läßt grüßen - GEW warnt vor Kooperation mit der „Jugendinitiative Ashoka“ der Beraterbranche

Die „Jugendinitiative Ashoka“ hat in den vergangenen Wochen die Jugendorganisationen der Parteien und den StadtSchülerInnenRat (SSR) Frankfurt für ein 'Youth City Changemaker' Event am 30. Oktober 2010 in Frankfurt eingeladen unter dem Motto: „Verändere deine Stadt! Lasst uns Frankfurt am Main zur Youth Changemaker City machen!“ SchülervertreterInnen haben an einem Vorbereitungstreffen teilgenommen, bei dem ein „Kompetenz-Team“ gebildet wurde. Seitdem wirbt „Ashoka“ mit dem Logo des SSR – ohne dessen Einverständnis - auf der Homepage für die Veranstaltung.

Bei der Vollversammlung des StadtSchülerInnenRates am 23.9.2010 machte Matthias Scheffelmeier (hauptamtlicher Mitarbeiter der „Jugendinitiative Ashoka“) den versammelten SchülerInnen die Casting Show am 30. Oktober schmackhaft und versprach – bei kostenlosen Getränken und Gratis-Pizza – sie bei der Umsetzung von eigenen Ideen für verstärktes Jugendengagement zu unterstützen.

Auf der Homepage ist als Ziel formuliert, „in einer Stadt die Entwicklung einer Problemlöser-Kultur zu ermöglichen, bei der innovativer und unternehmerischer gesellschaftlicher Wandel von jedem Mensch ausgehen kann.“ (http://www.changemakercity.de/frankfurt/?page_id=4) 800 Euro werden in Aussicht gestellt, wenn eine Jury, deren Zusammensetzung bisher nicht bekannt gegeben wurde, Ideen der eingeladenen Jugendlichen für unterstützenswert hält.

Herr Scheffelmeier vergaß bei seiner mündlichen Vorstellung darauf hinzuweisen, dass seine „Jugendinitiative“ als Pro bono Projekt u.a. von McKinsey gefördert wird (http://germany.ashoka.org/partner) und die gleiche Adresse hat wie das Beratungsunternehmen: Taunus Tor 2 in Frankfurt.

Die GEW wie auch andere Gewerkschaften, der StadtschülerInnerat, Bürgerinitiativen u.v.a. machen ständig Vorschläge zur Lösung dringender Probleme. Eine „Problemlöser-Kultur“ nach den Zielen der Beraterbranche brauchen wir dagegen nicht. Diese Berater sind eher das Problem als die Lösung, wie nicht zuletzt der ENRON-Skandal gezeigt hat.
McKinsey als einer der Hintermänner der Initiative übt als Berater bei politischen Entscheidungen erheblichen negativen Einfluss aus: bei Hartz-Gesetzen, bei den Beschlüssen der Herzog-Kommission zum „Umbau“ des Sozialstaates, beim sogenannten Rettungsschirm für die Banken.

Der ehemalige McKinsey Chef Jürgen Kluge schlug die Einführung von Studiengebühren ebenso vor wie eine Bildungsreform, bei der Schulen nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geführt werden sollen: „Besonders schwache Schulen werden unter ‚Special Measures’ gestellt - verbunden mit häufigen Kontrollen, intensiven Fördermaßnahmen etc. Bleibt dies ohne Erfolg, wird die Schule geschlossen und mit ausgetauschten Lehrern neu eröffnet: ‚Fresh Start’ (http://www.wissenschule.de/pages/Schule_innovativ/Schulmanagement/Profilbildung/4/122/de/McKinseybildet.php)

Der Bezirksvorstand der GEW Frankfurt hat in den vergangenen Jahren wiederholt das Wirken von Beratern wie McKinsey und Co kritisiert, welche mit „Pro bono Projekten“ ihr Image aufzumöbeln versuchen.

Die höchst fragwürdige Vorgehensweise der „Jugendinitiative Ashoka“ erinnert an Bauernfänger, die jugendliches Engagement bei einer Casting Show für eigene Interessen instrumentalisieren wollen.

 

Herbert Storn

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bezirksverband Frankfurt
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