"Mensch. Not wanted" - Thementag, Filmabend und Ausstellung zu Flucht und Migration

An der „Festung Europa“ scheitern immer mehr Flüchtlinge und lassen ihr Leben, nicht erst seit den jüngsten Umwälzungen in Nordafrika. Mit Flucht und Migration beschäftigt sich deshalb eine Veranstaltungsreihe im katholischen Bildungszentrum Haus am Dom in Frankfurt. Den Auftakt bilden ein Themennachmittag über „Grenzregime“ und die Eröffnung der Ausstellung „Mensch. Not wanted“ am Samstag, 21. Mai. Es folgen Gespräch und Lesung mit der iranischen Lyrikerin Pegah Ahmadi am 26. Mai und ein Filmabend mit „Hotel Sahara“ am 8. Juni.

Schon 2005 gab es nach dem Sturm hunderter Migranten aus (zentral-)afrikanischen Ländern auf die Grenzanlagen der spanischen Enklaven Ceuta und Melilla EU-Initiativen, um die afrikanische Migration nach Europa zu beschränken. Bei dem Thementag über „Grenzregime“ am 21. Mai stellen Mitglieder des Netzwerks kritische Migrations- und Grenzregimeforschung ab 13.30 Uhr ihre Forschungen aus internationaler (nicht innenpolitischer) Perspektive vor. Grenzregime, also die institutionellen, administrativen, legislativen und technischen Maßnahmen und Einrichtungen der Grenzsicherung und -kontrolle, werden ebenso thematisiert wie die Maßnahmen der Grenzschutzagentur Frontex. Über die Auswirkungen dieser Politik der Abschottung berichtet der italienische Journalist und Träger des Pro-Asyl-Menschenrechtspreises 2010 Gabriele Del Grande. Die Hilfsorganisation medico international tritt für ein „Recht auf Flucht und Migration“ ein.

Im Anschluss daran beginnt um 17.00 Uhr die Vernissage der Ausstellung „Mensch. Not wanted““, in der der Wiesbadener Künstler Andreas Gleich die Situation von Roma, von Flüchtlingen aus dem Kosovo-Krieg und von Migranten aus Westafrika auf ihrem Weg nach Europa dokumentiert. Der Künstler verarbeitet in den Fotos und Installationen die Erfahrungen seiner Reisen in Krisenregionen dieser Welt. Seine Arbeiten beleuchten den Hintergrund der Fluchtbewegungen und zeigt, dass ethnische oder religiöse Ausgrenzung, Armut, Krieg und Gewalt Ursachen für Flucht und Migration sind.

Die Ausstellung "Mensch. Not wanted" ist bis zum 19. Juni im Haus am Dom zu sehen. Der Eintritt ist frei. Es gibt Führungen am 26. Mai und am 8. Juni, jeweils um 19.00 Uhr. Darüber hinaus sind Führungen für Gruppen auf Anfrage möglich.

Weitere Informationen unter: http://www.hausamdom-frankfurt.de/


Menschenrechtsverletzungen an der EU-Außengrenze

Kritische Debatte zur europäischen Migrationspolitik. Thementag im Haus am Dom (Frankfurt am Main) am 21. Mai.

Wenn Flüchtlinge an der Grenze stehen, scheint der demokratische Schein des gemeinsamen Europas zu verfliegen. Obgleich die Menschenrechte in Europa als unantastbar und universell gelten, werden sie doch an Grenzen jener Staaten, die zur Europäischen Union gehören oder eng mit ihr assoziiert sind, permanent missachtet oder Schutzsuchenden verweigert. Dass mit der erkämpften Freiheit auch die Flucht kommt, sehen wir in den täglichen Berichten über die nordafrikanischen Länder, die seit Beginn des Jahres Revolutionen, Aufstände und Bürgerkrieg erleben. Etwa auch in der Nacht zum 6. April ca. 60 Seemeilen vor der italienischen Insel Lampedusa. Hier kenterte ein Schiff mit bis zu 300 Flüchtlingen, das von Libyen aus in See gestochen war. Bis zu 250 Menschen ertranken, nur 48 Überlebende konnten von der Küstenwache gerettet werden. Das tödliche Ende dieses Flüchtlingsdramas auf See erschütterte auch die Politiker im Brüsseler EU-Parlament. Die Abgeordneten gedachten mit einer Schweigeminute der „Opfer der Einwanderung“. Ihre Gesetze zur Flüchtlingsabwehr änderten sie nicht: Viel mehr als zusätzliche Kontrollen des Meeres ist der EU bislang zu der anhaltenden Fluchtbewegung aus den EU-Anrainern in Nordafrika nicht eingefallen.

Was also können wir tun? Anfang März forderten medico international und Pro Asyl durch Anzeigen und mit einer Online-Aktion die deutsche Bundesregierung auf, angesichts der damals bereits absehbaren militärischen Eskalation in Libyen sich für eine „solidarische Aufnahme“ von Flüchtlingen aus Nordafrika einzusetzen. Tausende Menschen protestierten daraufhin mit einer persönlichen Email bei Angela Merkel. Aber hat es etwas geholfen? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, etwa wenn der hessische und bayrische Innenminister mit verschärften „Grenzkontrollen“ angesichts einer etwaigen Einreise tunesischer Flüchtlinge aus Italien drohen. Müssten nicht alle, die der aktuellen westlichen Militärintervention in Libyen aus moralischen Gründen zustimmen, im gleichen Atemzug eine „humanitäre Intervention“ im Mittelmeer zum Schutz der Flüchtlinge fordern? Hier braucht es kein „robustes Mandat“, sondern nur eine ausgestreckte Hand. Seit dem 1. Januar 2011 haben 26.000 Flüchtlinge, vor allem aus Tunesien und Libyen, die italienische Küste erreicht – etwa 650 Menschen sind auf dem Weg dorthin ertrunken.

Informieren Sie sich und diskutieren Sie mit auf dem Themennachmittag „Flucht und Migration“ im Haus am Dom am 21. Mai. Der italienische Journalist Gabriele del Grande, der seit Jahren zur Migrationproblematik im Mittelmeer publiziert, arbeitete bis zuletzt im befreiten libyschen Bengasi. Mit den MigrationsforscherInnen Prof. Sabine Hess und Bernd Kasparek verbindet medico eine bewährte Kooperation im akademisch-aktivistischen Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung.


6. Mai 2011, 19:30 Uhr

Frankfurt – Stadt der Zuflucht — Gespräch und Lesung im Rahmen der Ausstellung „Flucht und Migration“

Vielerorts werden AutorInnen bedroht und zu Flucht und Migration gezwungen. Das Ausmaß ihrer Verfolgung reicht von Publikationsverbot und Inhaftierung bis zur körperlichen Bedrohung. Salman Rushdie regte 1994 an, das Programm „Städte der Zu­flucht“ zu schaffen, um verfolgten AutorInnen, die Möglichkeit des Schreibens ohne Gefahr und Zensur zu bieten. Hintergründe, Geschichte, Mission und Visionen des Programms, an dem sich Frankfurt beteiligt, werden zur Sprache kommen sowie die ganz persönlichen Erfahrungen der mit Publikationsverbot belegten iranischen Lyrikerin Pegah Ahmadi, seit 2009 Gast in Frankfurt am Main.

Ort: Haus am Dom
Domplatz 3
60311 Frankfurt
Kosten: 4 €, ermäßigt 3 €

 

 

8. Juni 2011, 19.30 - 21.30 Uhr:

Flucht und Migration – FILMABEND "HOTEL SAHARA"

Haus am Dom
Domplatz 3
60311 Frankfurt am Main

Ein Film von Bettina Haasen, 2009

Nouhadibou in Mauretanien scheint ein gottverlassener Ort zu sein. Die Stadt im Westen Afrikas, eingekeilt zwischen der unerbittlichen Wüste im Rücken und den endlosen Weiten des Meeres, ist Sehnsuchtsort und Zwischenstopp vieler Afrikaner auf der Reise nach Europa. Und häufig genug ist Nouhadibou auch Endstation. Viele der Flüchtlinge, die hier stranden, kommen nicht mehr weiter, sie werden aufgegriffen, in Lagern interniert und wieder in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Nouhadibou ist auch so etwas wie eine vorgeschobene Außengrenze Europas tief im Herzen von Afrika.

Eintritt frei. Anmeldung nicht erforderlich. Mit VertreterInnen von medico international