"... sie starben mitten in Frankfurt"

Der Plan, das Docullage-Stück zur Geschichte des ADLER-KZ-'Katzbach' nach zwei Aufführungen in FFM am Hakenkreuzweg der Überlebenden wieder aufzuführen fand zum 60. Jahrestag des Todesmarsches von Frankfurt über Hünfeld auf Umwegen bis nach Dachau 2004 in der Region zwischen Frankfurt und Fulda keine ausreichende Unterstützung. Kommunale Kulturämter verwiesen auf knappe Kassen. Die Autoren und Schauspieler sollten sich um private Sponsoren kümmern:

Industriebetriebe, Banken, dann würde die öffentliche Hand auch noch Zuschüsse geben. Für geplante 13 Auführungen des Stückes in Maintal, Hanau, Bruchköbel, Erlensee, Langenselbold, Freigericht, Gründau, Rodenbach, Gelnhausen, Wächtersbach/Bad Orb, Bad-Soden-Salmünster, Steinau, Schlüchtern und Fulda stellte das Büro des Osthessischen Kultursommers rund insgesamt 300 Euro Zuschuss in Ausssicht, unter der Bedingung, dass private Sponsoren gefunden würden.

Die Hoffnung, dass sich Gewerkschaften in der Region für die Aufführung stark machen würden, dass Geschichtsvereine, attac-Gruppen, Initiativen und Parteien sich als Veranstalter anböten, dass linke SPDler, die DKP und die sich in Gründung befindende Linke das Projekt unterstützen würden wurde enttäuscht. Die beiden Uraufführung im Gallustheater 1999 - also direkt im Gebäude der Adlerwerke und des Adler-KZ Katzbach - sowie die Uraufführung einer Neufassung im DGB-Haus Frankfurt blieben ohne Fortsetzung.

Beide Aufführungen wurden von der MainstreamPresse und dem Rundfunk boykottiert -nach einer falschen Ankündigung durch die FR, die die Menschen in den Club Voltaire schickte anstatt ins schließlich mit Verzögerung doch vollbesetzte Gewerkschaftshaus - war der KritikBoykott dann das Sahnehäubchen: für Pressionen seitens der im Stück scharf angegriffenen SS-Beraterbank sprechen zwar etliche Indizien, aber es gibt keine Beweise: die Position der FR-Redaktion zur Schuldfrage bei der Dresdner Bank wurde zwei Jahre später in einem quasi-PR-Artikel der FR zur historischen Auftragsaufarbeitung der Bankgeschichte im 3. Reich überdeutlich und legt nahe, dass das Stück in Frankfurt ebenso geliebt wurde wie Generalstaatsanwalt Fritz Bauer mit "seinem" Auschwitzprozess.

Vorne rum höchstes Lob und hintenrum Boykott wo es nur geht: Bei den Versuchen, das Stück in Osthessen aufzuführen kam offiziell Unterstützung aus dem schwarzrosa Landratsamt: In einem offiziellen Schreiben wurde dem Stück höchste und weit überregionale Bedeutung, glänzendes künstlerisches Niveau usw. bescheinigt und es wurde an potentielle Sponsoren weiter empfohlen.

Doch folgte nichts: kein Angebot, das Stück im großen Forum des Kreishauses aufzuführen, wo dann sehr wohl für Ausstellungen z.B. über die Mongolei Platz war - klar, der mongolische Ehrenkonsul und FDP-Politiker Dirk Pfeil empfiehlt die Mongolei als Markt der Zukunft - sozusagen als ökonomisches Afghanistan und organisiert eine Foto-Ausstellung des NS-Jüngers, Asienforschers und Heinrich Harrer-Freundes Contzen....  aber zum KZ-Stück? Keine Anfrage von Bürgermeistern, von Schulleitungen, von Kirchengemeinden. Keine Sponsorenzusagen von Industrie-Unternehmen und Banken.

Ist ja auch verständlich: Der Kreissparkasse wiesen die AutorINNen nach, dass sie auf Bergen von "arisiertem" Guthaben sitzt, vielen Industriebetrieben wiesen sie das Profitieren von der Zwangsarbeit und zum Teil die Vernichtung durch Arbeit nach, bis hin zu Zwangsabtreibungen, selbst verschiedenen Kirchengemeinden, Landwirten ... Da ist es nur allzu leicht zu erklären, warum ein solches Stück aus der Feder solcher AutorINNen nicht aufgeführt werden soll. Und die Schulen ? Die hängen am Tropf privater Sponsoren. Will man ein solches Stück aufführen lassen und dafür auf den Konzertflügel von der Firma XYZ verzichten? Und sich von AUSSEN nachsagen lassen, man habe die NS-Geschichte nicht ausreichend bearbeitet !!!???

In einigen Gemeinden wurde klar, dass die Taten so mancher Politik-Pioniere zur Sprache kommen könnten: Wie hat sich wer bei der Kapitulation kurz vor und kurz nach dem Eintreffen der US-Army verhalten. Wie wurden von wem Spuren von "Rassenschande" beseitigt und wie die Spuren dieser Beseitigung weggeputzt.  Wer konvertierte rasch von der NSDAP in die FWG, in die FDP, in die CDU, in die SPD ... wer verhalf wem zum Persilschein. Eine Region war unter der Hand in Aufruhr. Da gab es Leute, die wühlten den alten bereits unter den Teppich entsorgten Dreck wieder auf.

In Vorbereitung zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht will jetzt einer der Autoren versuchen, das Stück in der Region trotzalledem aufzuführen: Wenn sich bis Ende Mai 2008 genügend Initiativen, Kommunen, Kirchengemeinden und Schulen oder Gewerkschaftsgliederungen beim Autor melden, dann wird es noch möglich sein, die Schauspieler und Musiker der beiden Uraufführungen wieder zu gewinnen.
Kontakt: Barth-Engelbart@web.de

Reinhören und -sehen in das Stück ist unter der folgenden Adresse möglich:

http://kz-adlerwerke.de/de/aktionen/auffuehrung/aufzeichnungen.html

 

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