Polizei in Frankfurt muss nach zwei Jahren unrechtmäßig erhobene Daten von Studierenden löschen, die am 06.07.2006 an einer Demonstration gegen die Einführung von Studiengebühren teilnahmen

Am 06.07.2006 wurden auf einer Demonstration gegen die Einführung von Studiengebühren mit über 5000 Teilnehmer_innen über 250 Studierende während der Wahrnehmung ihres Grundrechts auf Meinungsfreiheit festgenommen und kriminalisiert.

Im Zuge dieser rechtswidrigen Massenfestnahme wurden die teils minderjährigen Demonstranten_innen unter dem pauschalen Vorwurf des „Verdachts auf Landfriedensbruch“ stundenlang bei extremer Hitze auf der Fahrbahn eingekesselt, wobei ihnen Trinkwasser und der Toilettengang verwehrt wurde. Die Liste der schikanösen Maßnahmen setzte sich in den überfüllten Außenkäfigen auf dem Polizeipräsidium mit Leibesvisitationen und weiteren Demütigungen fort. In der anschließenden Erfassung wurden die Daten der Demonstrationsteilnehmer_innen in einer bundesweit von der Polizei abrufbaren Datenbank gespeichert und zusätzlich generell noch mit den Bemerkungen „gewalttätig“ und „politisch links motivierter Straftäter“ versehen. Eine für die Speicherung dringend notwendige „kriminalistische Gefahrenprognose“ fand nicht statt. Ein Eintrag in dieser Datei kann massive Konsequenzen für die Betroffenen, wie Ausreise-, Berufsverbot oder sogar „Präventionshaft“, zur Folge haben. „Der Polizei ging es von Anfang an nicht um die Verfolgung von Straftaten, sondern nur um das präventive Sammeln der Daten der Demonstrationsteilnehmer_innen. Mit ihrer Datensammelwut haben die Behörden das Recht der Betroffenen auf informationelle Selbstbestimmung mit Füßen getreten“, so ein Mitglied des AK Rechts.

Schon damals protestierten die Studierendenvertretungen und der Arbeitskreis Recht heftig gegen die repressive autoritäre Politik der Hessischen Landesregierung und ihrer Umsetzung durch den Frankfurter Polizeipräsidenten Achim Thiel– zu Recht wie sich nun herausstellt. Der Hessische Datenschutzbeauftragte konnte nun nach zwei Jahren endlich die Löschung der rechtswidrig erhobenen Daten erwirken.

„Dieser Teilerfolg gibt uns Recht auch weiterhin auf die Löschung aller widerrechtlichen und diskriminierenden Daten im Zusammenhang mit den Studierendenprotesten zu bestehen“, so der Referent für Hochschulpolitik Dirk Reheis. Im Laufe der Proteste gegen Studiengebühren wurden auf diese rechtswidrige Art und Weise allein in Frankfurt Daten von mehr als 600 Personen präventiv gesammelt, gespeichert und verwertet. „Diese repressive und undemokratische Politik wird auch weiterhin von dem Frankfurter Problempärchen Stein und Thiel fortgesetzt, wie man am aktuellen Beispiel der Nachttanzdemo sehen kann, und reiht sich ein in die bundesweiten Verschärfungen des Versammlungsrechts“, so Reheis weiter.

http://www.uebergebuer.de, 19.10.08

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Repression