Rückblick und Jubiläumsveranstaltung: 50 Jahre Ostermarsch - ein Jubiläum, das verpflichtet

Der erste Ostermarsch in der Bundesrepublik Deutschland fand im Jahr 1960 statt. Er führte von Hamburg nach Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide, wo die USA ihre Honest John-Raketen stationiert hatten.

Die Ostermarschbewegung entwickelte sich von zunächst ethisch-pazifistisch motivierten dreitägigen Ostermärschen gegen die atomare Aufrüstung in West und Ost zur „Kampagne für Abrüstung“ (1963) und schließlich 1968 zur gesellschaftskritisch argumentierenden „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“. 
 
Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stieg von mehreren Hundert im Jahr 1960 auf 300.000 im Jahr 1968 an. Unter den Organisatoren und Unterstützern befanden sich insbesondere Theologen, Pädagogen, Gewerkschafter, Vertreter von Jugend- und Studentenorganisationen sowie Hochschullehrer und Künstler. 
 
Die Organisation der Aktionen dieser parteiunabhängigen Außerparlamentarischen Opposition (APO) wurde von basisdemokratischen Ausschüssen übernommen Durch selbst organisierte Öffentlichkeitskampagnen, Demonstrationen, Aktionen des gewaltfreien Widerstandes und zivilen Ungehorsams entstanden neue Formen des
politischen Eingreifens. So wurden auch Voraussetzungen für das spätere Aufkommen von Bürgerinitiativen geschaffen, wodurch die politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig verändert und ein politischer Klimawechsel bewirkt wurde.
 
Gegen teilweise massive Angriffe reaktionärer Kräfte überwand der Ostermarsch weltanschauliche, politische und kulturelle Schranken mit dem Ziel der Zusammenarbeit aller Friedenskräfte. Dieses galt praktisch als Gebot, um im
Zeitalter atomarer Massenvernichtungswaffen das Überleben der Menschheit zu gewährleisten. Denn im atomaren Patt des Kalten Krieges galt: Wer als erster schießt, stirbt als zweiter.
 
So war die Beteiligung an den Ostermärschen abhängig von weltpolitischen Entwicklungen wie dem Grad der erkennbaren Bedrohung, aber auch von unterschiedlichen Einschätzungen außenpolitischer Ereignisse sowie
Konfliktstrategien einzelner APO-Gruppen. Mit Unterbrechungen wurde die Ostermarschbewegung bald nach dem Ende des Ost-Westgegensatzes wieder aktiv. Sehr schnell erwies sich die sog. „Friedensdividende“ als Illusion; neue
Aufrüstung, neue Konflikte und neue Kriege bestimmen vielmehr die internationale Politik.
 
Heute ist der Ostermarsch ein stabiler und kontinuierlich wirkender Faktor der Friedensbewegung. Die örtlichen und regionalen Bündnisse arbeiten in völliger Unabhängigkeit. Sie bestimmen Inhalte und Aktionsformen nach den jeweiligen örtlichen Erfordernissen und personellen Voraussetzungen. Eine gewisse Abstimmung findet in der Regel über die großen Themen statt wie Afghanistankampagne, Atomwaffenfreiheit oder Abrüstung statt Sozialabbau.
 
50 Jahre Ostermarsch: Er wird weiter gebraucht.

 

Blick zurück nach vorn – 50 Jahre Ostermarsch

Eine musikalisch-kabarettistische Gratulation

Matinee mit
Diether Dehm (Gesang), Michael Letz (Piano), Einhart Klucke (Kabarett), Ralph-M.
Luedtke (Rezitation)
Peter Strutynski im Gespräch mit Veteranen der Ostermarschbewegung: 
Ellen Weber (Gersfeld), Andreas Buro (Grävenwiesbach), Horst Bethge (Hamburg),
Willi Hoffmeister (Dortmund) und Horst Trapp (Frankfurt) *

Sonntag, 28. März 2010, 11.30 Uhr

Kassel, Dock 4 - Deck 1

(Untere Karlstraße. 4)

 
Eintritt frei / Spenden erwünscht
           
* Unsere Veteranen vor 50 Jahren: 
Ellen Weber(Betriebsrätin)
Andreas Buro (Hochschullehrer und Mitorganisator des ersten Ostermarsches)
Horst Bethge (Lehrer)
Willi Hoffmeister (Betriebsrat) 
Horst Trapp (IG Metall-Jugendsekretär). 
 
Sie sind auch heute noch für den Frieden unterwegs. 
Z.B. im Bundesausschuss Friedensratschlag, im Komitee für Grundrechte und
Demokratie, bei den PädagogInnen für den Frieden, beim Ostermarsch Ruhr oder in
der Friedens- und Zukunftswerkstatt.
 
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Veranstalter:
Bundesweite Infostelle Ostermarsch
Bundesausschuss Friedensratschlag
in Zusammenarbeit mit dem Kasseler Friedensforum
 
V.i.S.d.P. P. Strutynski, BA Friedensratschlag, c/o DGB Kassel, Spohrstr. 6, 34117 Kassel

Schlagwörter
Antimilitarismus