Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« vom 5. bis zum 24. Februar 2011 im Klapperfeld
Invisible Borders

Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders« vom 5. bis zum 24. Februar 2011 im Klapperfeld

Am 5. Februar 2011 eröffnen »Faites votre jeu!« und die Gruppe »No Border Ffm« im Klapperfeld in Frankfurt am Main die Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders«. Die Ausstellung widmet sich auf anschauliche Weise der restriktiven deutschen Asylpolitik. Vor allem die Auswirkungen der im Hinblick auf Bewegungsfreiheit und Menschenwürde höchst fragwürdigen Residenzpflicht werden hier erfahrbar. Ergänzend zur Wanderausstellung wird es im Klapperfeld außerdem verschiedene Veranstaltungen geben, welche sich kritisch mit dem Themenkomplex ›Asylpolitik‹ beschäftigen.

Die Ausstellung wird bis zum 24. Februar zu sehen sein.

In einer begehbaren Installation aus Infowänden, Architekturmodellen, Audio- und Videofeatures vermittelt die Ausstellung einen Eindruck vom beklemmenden Alltag von Flüchtlingen in Deutschland. Sie beschreibt die abstrakten Techniken zur Überwachung von Raum und Bewegung, wie etwa der Beschränkung des Aufenthalts für Menschen im Asylverfahren oder mit Duldung auf den jeweiligen Landkreis oder das Bundesland – die sogenannte Residenzpflicht. Ausführlich kommen auch die Betroffenen selbst zu Wort. Sie berichten, was es bedeutet, der deutschen »Ausländerpolitik« ausgesetzt zu sein, aber auch wo im Alltag Widerstand geleistet werden kann und muss. Dieser doppelte Zugang ermöglicht es auch Menschen, die nicht selbst von der Residenzpflicht betroffen sind, deren Auswirkungen nachzuvollziehen und das Ausmaß der Ausgrenzung zu begreifen.

Die Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders«, ursprünglich 2009 konzipiert, sorgte bereits damals deutschlandweit für Aufmerksamkeit. In der Nacht zum 23. Januar 2010 wurde sie jedoch durch einen von Neonazis verübten Brandanschlag auf das »Haus der Demokratie« in Zossen vollständig zerstört. Statt wegen dieses feigen Anschlags zu resignieren, fanden sich schnell wieder engagierte Menschen für die Neukonzeption und den Wiederaufbau der Ausstellung zusammen. Inhaltlich erweitert und unter Einbeziehung weiterer Arbeiten wurde die Ausstellung in neuer Form bereits im Juni 2010 in Berlin wiedereröffnet. Seit dem war sie in Potsdam, Hannover, Frankfurt an der Oder, Cottbus und Köln zu Gast und wird jetzt für knapp drei Wochen im Klapperfeld zu sehen sein.

Maja Koster vom Arbeitskreis Geschichte der Initiative »Faites votre jeu!« erklärte: »Wir sind froh, dass wir mit ›Residenzpflicht – Invisible Borders‹ nun auch eine Ausstellung bei uns zu Gast haben, die einen Bezug zum jüngeren Teil der Geschichte des Klapperfelds herstellt.« Das Klapperfeld wurde ab den 1980er Jahren nicht mehr nur als Gewahrsam sondern bis zu seiner Schließung 2003 auch als Abschiebeknast genutzt. Dazu Maja Koster »Die durch den Staat illegalisierten Menschen waren jedoch – im Gegensatz zur sonstigen Nutzung als Gewahrsam in den letzten Jahrzehnten – nicht nur mehrere Stunden oder wenige Tage im Klapperfeld inhaftiert, sondern mitunter wesentlich länger. Sie mussten ihre Zeit unter miserablen Bedingungen in den viel zu kleinen und dunklen Zellen verbringen. Für die Betroffenen bedeutet die Abschiebung in der Regel den Weg in Armut, Verfolgung, Folter, Krieg oder gar den Tod.«

Damit sich die Besucher_innen auch ein Bild von den Bedingungen in Abschiebehaft machen können, ist während der Öffnungs zeiten der Wanderausstellung, die in den Ausstellungsräumen im ersten Stock zu sehen ist, auch der zur Inhaftierung der Abschiebehäftlinge genutzte zweite Stock erstmals geöffnet. Der Arbeitskreis Geschichte der Initiative »Faites votre jeu!« wird in diesem Rahmen auch die Ergebnisse seiner Recherchen zur Nutzung des Klapperfelds als Abschiebeknast öffentlich machen. Steffen Pflüger von der Gruppe »No Border Ffm« die gemeinsam mit »Faites votre jeu!« die Wanderausstellung und das Begleitprogramm organisieren, erklärte: »Der Besuch der Wanderausstellung an dem authentischen Ort des ehemaligen Abschiebeknastes ermöglicht einen bedrückenden Blick auf die repressive auf Ausgrenzung basierende deutsche Asylpolitik.«

Er warnte jedoch davor, die Zustände im Klapperfeld als »bedauernswerten Einzelfall« abzutun, der mit der Schließung 2003 behoben sei: »In Flüchtlingslagern und Abschiebeknästen herrschen nach wie vor miserabelste Bedingungen. Diskriminierung, Illegalisierung, Kriminalisierung und Arbeitsverbote, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die damit verbundenen Isolation und nicht zuletzt die unmenschliche Abschiebepraxis sorgen in Deutschland für die systematische und konsequente Ausgrenzung der Flüchtlinge aus allen Lebensbereichen. Der aktuelle Diskurs um Migrationspolitik zeigt unverblümt, wie Migrant_innen heute noch strikter nach wirtschaftlichen Nützlichkeitskriterien für die Nation selektiert werden. Wer in Deutschland Zuflucht sucht, kann sich kaum auf humanitäre Gründe berufen. Menschen, die vor Hunger, Krieg und Armut fliehen haben auch im Rhein-Main Gebiet unter den in der Ausstellung eindrücklich illustrierten unmenschlichen und systematischen Diskriminierungsformen zu leiden.«

Ergänzend zur Wanderausstellung wird es im Klapperfeld außerdem verschiedene Veranstaltungen geben, welche  sich kritisch mit dem Themenkomplex ›Asylpolitik‹ beschäftigen. So präsentiert zum Beispiel am 19. Februar der Regisseur Güclü Yaman seinen Film »Reise ohne Rückkehr – Endstation Frankfurter Flughafen« über den sudanesischen Flüchtling Aamir Ageeb, der 1999 an Bord einer Lufthansa Maschine abgeschoben werden sollte, sich wehrte und dabei von Beamten des Bundesgrenzschutz erstickt wurde. »Die europäische Grenzschutzagentur FRONTEX und die südlichen Außengrenzen der EU« werden am 24. Februar von Sebastian Schaurer und Fabian Wagner vom Forschungsprojekt »Staatsprojekt Europa« des Frankfurter Instituts für Sozialforschung  in einem Vortrag thematisiert. Die Termine und Themen aller weiteren Begleitveranstaltungen werden unter http://www.klapperfeld.de/invisibleborders/veröffentlicht.

Flyer zur Wanderausstellung »Residenzpflicht – Invisible Borders«: http://klapperfeld.de/images/stories/wanderausstellungen/invisibleborders/20110205_Residenzpflicht_-_Invisible_Borders_Frankfurt_Klapperfeld_Flyer_4-Seiter_A6_4c_Web.pdf

»Residenzpflicht – Invisible Borders«
5. Februar – 24. Februar 2011
Ehemaliges Polizeigefängnis Klapperfeld
Klapperfeldstraße 5
60313 Frankfurt

Eröffnung: 5. Februar 2011, 15 Uhr | Abschluss: 24. Februar 2011, 17 Uhr (im Anschluss [20 Uhr]: Vortrag vom »Staatsprojekt Europa«)
Öffnungszeiten: Dienstag & Donnerstag: 17 – 20 Uhr; Mittwoch: 10 – 13 Uhr; Samstag & Sonntag: 15 – 18 Uhr

Eintritt frei, Spenden erwünscht!

Logo Invisible Borders

in Zusammenarbeit mit:

Faites votre jeu!

No Border Ffm

Rosa Luxemburg Stiftung Hessen

Während der Öffnungszeiten kann auch die erweiterte Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds besucht werden.

Gruppen oder Schulklassen, die die Ausstellungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen möchten, können gerne einen Termin vereinbaren. Rufen Sie einfach an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.

Website zur Geschichte des Klapperfelds: http://www.klapperfeld.de
Website der Initiative »Faites votre jeu!«: http://faitesvotrejeu.blogsport.de
Website der Gruppe »No Border Ffm«: http://noborderffm.blogsport.de
Website des »Staatsprojekts Europa«: http://www.staatsprojekt-europa.eu
Website zum Film »Reise ohne Rückkehr – Endstation Frankfurter Flughafen«: http://www.journeyofnoreturn.com/d