Ausstellung: Blurry Gazes

von Anna Boldt und Mathias Weinfurter. Vom 14. April bis 29. Mai 2023, geöffnet freitags 15-17 Uhr. Vernissage: Freitag, 14. April, 19 Uhr

Wann

14.04.2023 ab 19:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)

Wo

Synnika, Niddastr. 57

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Die interdisziplinäre Recherchearbeit von Anna Boldt und Mathias Weinfurter begann unter dem Titel "Miradas Borrosas" bereits 2019 in Kolumbien und wurde im Rahmen ihrer Residency in der NIROX Foundation in Südafrika (2022-23) fortgesetzt. Die zentrale Auseinandersetzung der künstlerischen Recherche setzt an Fragen des privaten und öffentlichen Raums, Funktionen und Mechanismen von Sicherheitsarchitekturen an und untersucht deren Verhältnis zu gesellschaftlichen Strukturen, die im Zeichen des Kapitalismus Armut und Ausbeutung produzieren. Wie unter einem Brennglas fungiert "Blurry Gazes" so als Mediator, der nicht nur individuelle Lebensrealitäten in den Fokus stellt, sondern auch auf globale Vergleichbarkeit abzielt. Die Ausstellung bei Synnika zeigt in Form einer Videoinstallation von Boldt und Weinfurter die Ergebnisse der Recherche, die mit Fotografie, Film und Interviews umgesetzt wurden und ergänzt sie kontextuell um eine bildhauerische Arbeit.

2019 realisierten Anna Boldt und Mathias Weinfurter in dem kolumbianischen Dorf Ambalema das experimentelle Forschungs- und Kunstprojekt "Miradas Borrosas" (dt. verschwommene Blicke). Ausgangspunkt waren die Aufnahmen, die das Unternehmen Google sechs Jahre zuvor vor Ort für seinen Online-Dienst Google Street View (GSV) erstellt hatte. Bislang wussten die Bewohner:innen nichts von deren Existenz und öffentlicher Zugänglichkeit. Das Dorf verfügt über keinen fest installierten Internetzugang. Nach einer ausführlichen Auseinandersetzung mit den Bewohner:innen über die Konfrontation mit den Fotos, ihre Erfahrungen und Eindrücke, wurde vor Ort eine partizipatorische Intervention und eine Performance realisiert. Die Interventionen resultierten in einem Film, der ebenfalls als Teil der Ausstellung bei Synnika zu sehen ist.

Während ihrer Residency in der NIROX Foundation von Dezember 2022 bis Januar 2023 realisierten Boldt und Weinfurter "Blurry Gazes", um einen Vergleich der Eindrücke zu ermöglichen. Ausgangspunkt waren wiederum die Fotos, die zu verschiedenen Zeiten für GSV in der Umgebung von NIROX aufgenommen wurden. Während des Aufenthalts recherchierte das Duo vor Ort, traf sich mit den von GSV erfassten Personen und untersuchte die ortsspezifischen Bedingungen der nahegelegenen (und doch wirtschaftlich ungleichen) Gebiete Nietgedacht, Roodeport und Krugersdorp. Das Ergebnis ist ein Porträt dieser jeweiligen Gemeinschaften, das ihrer Online-Darstellung gegenübergestellt wird und eine Reihe von Fragen zu Sichtbarkeit, Darstellung, Handlungsfähigkeit, Überwachung und Land in Südafrika aufwirft.

Anna Boldt lebt und arbeitet in Köln. Sie schloss 2017 ihr Studium der Kulturwissenschaften an der Universität Bonn ab. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Sprache, Literatur und kulturellen Aspekten Lateinamerikas und Südostasiens. 

Mathias Weinfurter lebt und arbeitet in Köln. Er studierte Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem. 

Synnika ist ein Kollektiv und ein experimenteller Raum für Praxis und Theorie im Frankfurter Bahnhofsviertel. Synnika entstand aus der Auseinandersetzung mit den drastischen urbanen Entwicklungen der letzten Jahre. Der Raum befindet sich im Erdgeschoss eines ehemaligen Büro- und Geschäftsgebäudes an der Kreuzung Niddastraße und Karlstraße. Auch wenn die urbanen Realitäten zunehmend für Isolation und Vereinzelung stehen, werden sie gleichzeitig auf globaler Ebene immer vergleichbarer und nähern sich an. Synnika ist interessiert Verbindungen mit Protagonist*innen aus unterschiedlichen Kontexten herzustellen und visuelle Installationen, Workshops, Diskussionen und andere Formate der Zusammenkunft auszurichten, die sich auf diese gemeinsame Umwelt beziehen.