Ausstellung: »stet – on patriarchy and typography«

von Katharina Koch. Vernissage: 20. Januar 2023, 20 Uhr. Geöffnet bis 8. Februar 2023, freitags 15-19 Uhr.

Wann

20.01.2023 ab 20:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

Synnika, Niddastr. 57

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»stet« ist lateinisch und bedeutet in der Korrektursprache des Schriftsatzes soviel wie »let it stand«. Wenn dieser Ausdruck am Rand einer korrigierten Textseite zu finden ist, bedeutet dies, dass vorherige Änderungen und Verbesserungen ignoriert werden können. Korrektor:innen und Schriftsetzer:innen verwenden »stet« beispielsweise, wenn ein Wort, das zuvor durchgestrichen wurde, nun doch stehen bleiben soll.

Der Fokus der Ausstellung »stet – on patriarchy and typography« im Synnika liegt auf der gleichnamigen Zeitung der selbstständigen Grafikdesignerin Katharina Koch aus Frankfurt am Main. An der Hochschule Mainz ausgebildet, legt sie in ihrer grafischen Arbeit einen Schwerpunkt auf experimentelle Typografie und Designtheorie aus einer feministischen Perspektive. Die Publikation steht für eine Haltung und ist eine Reaktion auf die etablierten Regelwerke der Typografie, die den Umgang mit Schrift strikt vorgeben. »stet« steht für den bewussten Regelbruch und das Selbstbewusstsein, Korrekturen nicht vorzunehmen, sondern eine eigene Position zur Schriftsetzung und -gestaltung zu entwickeln.

Die erste Ausgabe von »stet«, deren Release im Rahmen der Ausstellung (21.1. – 8.2.2023) im Synnika stattfindet, zeigt mithilfe von feministischen Konzepten die patriarchalen Strukturen in der Typografie auf. Mit dem Ziel, sich eben diesen in Inhalt und Form zu widersetzen, die blinden Flecken der Erzählung einer eurozentrischen, männlichen Typografie-Geschichte offenzulegen und eine neue, zeitgemäße Ästhetik zu begründen, vereint »stet« eine dichte Sammlung an alternativen Perspektiven auf die Geschichte der Typografie, die Katharina Koch durch grafische Arbeiten in einen praktischen Kontext setzt. Den rigiden Regeln männlicher Koryphäen der Typografie stellt Koch eine gestalterische Haltung gegenüber, die den Regelbruch begrüßt und sich damit kritisch-feministischen Positionen der Moderne anschließt.

Gestalter:innen haben bereits im 20. Jahrhundert die Grenzen der Schriftsetzung ausgetestet. An einer inhaltlichen Kritik an bestehenden Strukturen ihrer Branche ansetzend, nutzte etwa das feministische Kollektiv »The Committee«, Schrift schon 1937 als Ausdrucks- form und Mittel der Revolte und setzte mit viel Humor die widerständigen Potenziale von Schrift frei. Wie kann den Regelwerken der Typografie heute begegnet werden? Wie können feministische und queere Theorien von Audre Lorde, Jack Halberstam und Sara Ahmed für den bewussten Regelbruch in der Typografie adaptiert werden – und wie sieht das dann aus? Beispiele aus der Praxis des Grafikdesigns zeigen, wie »Feminist Killjoy«, »Gender Failure«, »Intersectional Tools«, »Undisciplined« und »Low Theory« bereits aktuelle Methoden von Gestalter:innen darstellen, um neue, visuelle Welten zu erschaffen. Sie setzen der glattgebügelten Ästhetik des Grafikdesigns, die Schönheit der chaotischen Realität entgegen und begründen so eine feministischere Praxis des Grafikdesigns.

Konzeption & Organisation: Katharina Koch & Synnika e.V.