Konterrevolution, Expansion - Zur Kontinuität des deutschen Imperialismus

Vortrag und Diskussion mit Jörg Kronauer (german-foreign-policy.com). Am 9. November 1918 stürzten die revolutionären Arbeiter und Soldaten das Kaiserreich und riefen die Republik aus. Exakt fünf Jahre später, am 9. November 1923 scheiterten Adolf Hitler und Erich Ludendorff bei dem Versuch, mithilfe von Reichswehrverbänden einen faschistischen Putsch nach Vorbild von Mussolinis „Marsch auf Rom“ durchzuführen. Das Datum wählten sie nicht zufällig aus.

  • Konterrevolution, Expansion - Zur Kontinuität des deutschen Imperialismus
  • 2017-11-09T19:30:00+01:00
  • 2017-11-09T23:59:59+01:00
  • Vortrag und Diskussion mit Jörg Kronauer (german-foreign-policy.com). Am 9. November 1918 stürzten die revolutionären Arbeiter und Soldaten das Kaiserreich und riefen die Republik aus. Exakt fünf Jahre später, am 9. November 1923 scheiterten Adolf Hitler und Erich Ludendorff bei dem Versuch, mithilfe von Reichswehrverbänden einen faschistischen Putsch nach Vorbild von Mussolinis „Marsch auf Rom“ durchzuführen. Das Datum wählten sie nicht zufällig aus.
Wann

09.11.2017 ab 19:30 Uhr (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

Saalbau Gallus

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Zehn Jahre später kam es dann zur Machtübergabe an die NSDAP und zur Errichtung der faschistischen Diktatur. Die Faschisten führten am 9. November 1938 ein geplantes Pogrom durch, das erneut das Datum der Novemberrevolution anders besetzen sollte. Es war der nächste Schritt der systematischen Verfolgung von Juden, die im Holocaust endete. Der Antisemitismus der Faschisten galt allerdings nicht nur den Juden als „inneren Feinden“, sondern war auch zentrales Moment der Kriegsideologie. Der Angriff auf die Sowjetunion wurde als Kampf gegen die „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“ ideologisiert, der Krieg im Westen gegen das „raffende“, „jüdische“ Finanzkapital anderer imperialistischer Nationen. Es waren aber dieselben ökonomischen Interessen, die es durzusetzen galt, wie bereits im 1. Weltkrieg.

Am 8. Mai 1945 erlitt der deutsche Imperialismus seine wohl größte Niederlage, doch trotz veränderter Bedingungen blieben nicht nur seine Ziele, sondern auch große Teile seines „Personals“ in der Bundesrepublik bestehen. Mit der DDR und den anderen sozialistischen Ländern standen dem deutschen Großmachtplänen aber schwere Hindernisse im Weg.

Als sich in den späten 80er Jahren das Ende des realexistierenden Sozialismus in Osteuropa abzeichnete, sah der deutsche Imperialismus die Möglichkeit, seine Ziele von ökonomischer und geopolitischer Dominanz in Osteuropa und darüber hinaus zu verwirklichen. Mit dem Mauerfall am 9. November 1989 konnte das Datum des 9. November wieder neu besetzt werden.

Die Bombardierung Jugoslawiens durch die Bundeswehr 1999 markiert den ersten Höhepunkt deutscher Ost-Expansionspolitik nach Kriegsende 1945. Den zweiten Höhepunkt stellt die Unterstützung offen faschistischer Kräfte im Rahmen der Euromaidan-Proteste 2014 und des nachfolgenden Bürgerkriegs in der Ukraine durch deutsche Politiker dar. Seit 2014 nimmt die Truppenkonzentration der NATO an der russischen Grenze zu, oft unter Führung der Bundesrepublik. Auch in anderen Regionen versucht die Bundesrepublik ihren geopolitischen und wirtschaftlichen Einfluss auszuweiten, neue Absatzmärkte und Anlagesphären zu erschließen.

Der deutsche Imperialismus steht nach der Wirtschaftskrise 2007 in der internationalen Konkurrenz verhältnismäßig gut da, doch auch seine Situation ist unsicher. Die verschärfte Innenpolitik, die gesellschaftliche Rechtsentwicklung und die Ausweitung staatlicher Befugnisse, aber auch die expansionistische Außenpolitik der Bundesrepublik weisen auf eine Kontinuität hin. Damit wollen wir uns genauer beschäftigen.