*online* „Wir wollen an die Zunahme der Menschlichkeit glauben“

erstellt von KunstGesellschaft e.V. — zuletzt geändert 2021-06-11T07:41:03+01:00
Matinee zum 150. Geburtstag des Humanisten, Sozialisten, Schriftstellers Heinrich Mann
  • Wann 20.06.2021 ab 11:00 Uhr (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo online
  • Termin zum Kalender hinzufügen iCal

mit Wilhelm von Sternburg.

Heinrich Mann, Sohn einer wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie, wird vor allem mit seinen beiden satirischen Romanen „Professor Unrat" und „Der Untertan" weltberühmt. In seinem Heimatland bleibt er jedoch zeitlebens wegen seiner politischen Haltung ein umstrittener Autor. In seinen großen Romanen setzt er sich mit der Krise der bürgerlichen Gesellschaft, den sozialen und politischen Verwerfungen in Deutschland auseinander.

Doch trotz seiner scharfen Kritik am Untertanengeist seiner Landsleute in den wilhelminischen Jahren, an ihrer Engstirnigkeit und gefährlichen Wirklichkeitsverweigerung bleibt er bei seiner „humanistischen Überzeugung, seinem Glauben an die Macht des Geistes und die Macht des Wortes" (Wilhelm von Sternburg). Die Suche nach Wahrheit und die Verteidigung demokratischer Grundwerte stehen im Zentrum seines Werkes.

Geistig hat Heinrich Mann einen weiten Weg zurückgelegt. In seinen jungen Jahren ist er für kurze Zeit Herausgeber der konservativ-reaktionären und antisemitischen Monatszeitschrift „Das 20. Jahrhundert". Seine ersten Romane stehen noch ganz im Zeichen des romantischen Ästhetizismus.

Um 1900 wendet er sich in seinen von den französischen Schriftstellern Voltaire, Jean-Jacques Rousseau und Émile Zola stark beeinflussten Essays zunehmend sozialen Fragen zu und setzt sich für demokratische Reformen ein. Er erkennt und kritisiert die politischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen im Kaiserreich und verurteilt – im Gegensatz zu seinem Bruder Thomas Mann – die Begeisterung seiner Landsleute beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In den Weimarer Jahren gehört er zum Kreis der linksliberalen Intellektuellen des Landes und wird einer der prominentesten literarischen Verteidiger der Republik.

Schon früh setzt er sich für die Aktionseinheit von Kommunisten, Sozialdemokraten und dem linken Bürgertum ein, um das Aufkommen der Nationalsozialisten zu verhindern. Wenige Tage nach Hitlers Machtergreifung wird er aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, verliert die deutsche Staatsbürgerschaft und wird im Exil zu einem der führenden Vertreter der Volksfrontpolitik. Seine Flucht führt ihn zunächst für 8 Jahre nach Frankreich, wo er seinen für viele Kritiker besten Roman über das Leben des französischen König Henri Quatre schreibt.

Nach der Niederlage Frankreichs rettet er sich 1940 auf einer abenteuerlichen Flucht in die USA. Seine letzten Lebensjahre sind von Krankheit, materiellen Sorgen und Einsamkeit geprägt. Der undogmatische Sozialist erhält 1948 den Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, verdrängt den stalinistischen Terror in der Sowjetunion und in ihren Satellitenstaaten.

Lange zögert er mit seiner Zusage, einer Einladung der DDR-Regierung zu folgen. Kurz vor der geplanten Rückkehr nach Deutschland stirbt Heinrich Mann 1950 in Los Angeles. "Sein Kampf um die Freiheit des Geistes, das Handeln der intellektuellen Eliten und die Abwehr rassistischen Denkens bleiben bis in unsere Tage eine Herausforderung" (Wilhelm von Sternburg).

Die Matinee findet online statt. Einwahl: https://conf.ccc-ffm.de/b/han-quc-qrj

Veranstaltet von KunstGesellschaft und Business Crime Control