Frankfurt zeigt Gesicht

Kommentar zur Gegendemonstration des Faschoaufmarsches am 1. Mai 2001 in FFM über das Engagement der Jugend.

Ich bin Jahrgang 74 und zu meiner Schulzeit war es selbstverständlich, dass es bei jedem Anzeichen einer Konzentration von Rechten Aktionen zu Gegenaktionen kam, bei denen sich fast alle Schulen beteiligten. Nun beobachte ich seit Jahren, wie die Gesellschaft und somit auch die Jugendlichen von Jahr zu Jahr unpolitischer werden. Denn wo früher antifaschistische Ideologie ein Teil der Jugendkultur war, stehen heute eher modische Trends, Musikstilrichtungen oder welcher neue Club wohl der geeignetste ist um sein Wochenende zu verbringen. Widerstand sehe ich selten und ich frage mich auch in welcher Form jugendlicher (pubertärer) Rebellismus heute noch zu finden ist, wenn viele junge Leute ohne zu hinterfragen oftmals die konservativen Werte ihrer Eltern übernehmen, scheinbar um zu verdecken, dass sie selber keinen eigenen politischebn Horizont haben. Da ich aus der Hip Hop Szene komme, sehe ich Wiederstand heute meist nur noch in Form von Graffities, Kiffsessions oder Ablehnung von Schule. Als es feststand, dass es zum Naziaufmarsch am ersten Mai in FFM kommen wird, habe ich befürchtet, dass es wenige junge Leute auf die Strasse ziehen wird um diese Entwicklung in Frankfurt nicht zu zulassen. Doch ehrlich gesagt bin ich in dieser Befürchtung nicht bestätigt worden, was mich mit Stolz erfüllt und bewegt hat. So konnte man nicht nur Alt-Linke, Autonome, pubertierende Punks und anders politisch orientierte Gruppen antreffen. Nein > unter den Gegendemonstranten waren auch junge Schüler, die ich sonst nur im H+M erwartet hätte, um die neusten Buffalos zu ergattern. Auch war der Grossteil der Hip-Hop-Szene vertreten von denen sich auch ein Teil als nicht Politisch sieht, woraus schon ein Streit entstand, weil ich gerade in dieser Kultur ein Zusammenleben verschiedener Nationalitäten und Schichten als einen der Grundsteine dieser Kultur sehe. Mein Anliegen ist es also allen diesen jungen Leuten, die es nicht mehr als Selbstverständlichkeit erfahren haben sich gegen Missstände auf Demonstrationen zu wehren, meine Respekt zu bekunden. Anders als ich dachte scheint es nämlich nicht nur ein selbstverständliches Zusammenleben in einem Multikulturellen FFM für sie zu geben, sondern es ist doch eine eigene Meinung deutlich zu erkennen für die sie sich auch heute noch auf der Strasse stellen, anstatt es sich einfach zu machen in dem man sagt, dass bringt doch eeh nichts. Natürlich gibt es noch zu viele die zu Hause geblieben sind und sich weiterhin hinter der politischen Meinung ihrer Eltern verstecken. Ich bin aber davon überzeugt, dass jene sich durch die Mundpropaganda derer, die auf der Demo waren und Gesicht gezeigt haben, beim nächsten Anlass mehr über ihr Verhalten nachdenken werden und automatisch somit in eine politische Verantwortung gedrängt werden. Ein Danke an alle, die Gesicht zeigen, denn Frankfurt wird mit eurer Hilfe, die Letzte Bastion für immer bleiben! Schult euern Geist und wehrt euch, denn wenn ihr auch nur eine-n nicht deutschen Freund-Inn habt ist es verdammt nochmal eure Pflicht zu verhindern, dass Nazis durch unsere Stadt marschieren!!! Wehret den Anfängen. Euer Brian.***

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