AStA kritisiert Polizei-Ausstellung des Studienkreis Deutscher Widerstand

Pressemitteilung des AStA der Goethe-Universität zur Polizei-Ausstellung des Studienkreis Deutscher Widerstand e.V., die seit Juli im Frankfurter Polizeipräsidium ausgestellt ist. Gemeinsam mit Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer kritisieren wir die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung scharf.

Seit Juli 2023 ist im Frankfurter Polizeipräsidium, für die Öffentlichkeit üblicherweise unzugänglich, die Ausstellung „Handlungsspielräume – Frankfurter Polizeibeamte im NS" zu sehen. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 e.V. und wurde vom „Hessischen Kompetenzzentrum gegen Extremismus" finanziert.

Der ehemalige Leiter der Forschungsstelle NS-Pädagogik Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer legt nun gemeinsam mit dem AStA der Goethe-Universität eine Broschüre vor, die die Stoßrichtung der Ausstellung scharf kritisiert. Indem hier Polizeibeamte unter fragwürdigen Vorzeichen als „widerständig" eingestuft werden, die als NS-Täter klassifiziert werden müssten, muss die Ausstellung letztlich als geschichtsrevisionistisch eingestuft werden.

AStA-Vorständin Emma Scholz: „Dass die Polizei im NS-Staat eine Institution des Terrors war, rückt beim Anblick der Ausstellung glatt in den Hintergrund. Gestapo- und SS-Verbrechen der Polizei werden hier zur bloßen Nebensache degradiert, im Zentrum steht ein angeblicher widerständige Heldenmut der vorgestellten PolizistInnen."

AStA-Vorständin Bleta Berisha: „In einer Zeit, in der die Frankfurter Polizei skandalumwittert ist – von Racial Profiling über das aufgelöste SEK bis zur Chatgruppe um Johannes S. und Miriam D. am Ersten Polizeirevier, deren Nähe zum NSU 2.0 bislang nicht aufgeklärt wurde – lässt sich der Studienkreis hier auf eine Ausstellung ein, die letztlich das Ansehen der Polizei in der Öffentlichkeit reinwaschen soll. Einer kritischen historischen Bildungsinstitution ist das unwürdig."

Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer ergänzt seinen Vorwurf des Geschichtsrevisionismus: „Letztlich handelt es sich bei der Ausstellung um eine unwissenschaftliche Werbeveranstaltung für die Frankfurter Polizei. Hier werden Nazi-Verbrecher als Widerständler geehrt – und das tragischerweise im Rahmen einer Ausstellung, die von einem Verein erstellt wurde, der eigentlich verdienstvolle Geschichts- und Erinnerungsarbeit leistet."

Ortmeyer, selbst Mitglied des Studienkreises, hatte das Ausstellungsprojekt bereits in einem Offenen Brief innerhalb der Vereinigung kritisiert. Der provisorische Vorstand verweigerte aber die Weiterleitung an die übrigen Mitglieder. Zwei Mitglieder des bisherigen Vorstandes, deren Eltern im Widerstand gekämpft haben (Mirjam Heydorn und Dr. Ann Anders) sind aufgrund der unseriösen Behandlung der Fragen des Widerstandes von ihren Ämtern zurückgetreten.

Mit der nun veröffentlichten Broschüre soll die Debatte um Widerstand gegen den Nationalsozialismus weitergeführt werden. Die Broschüre enthält neben einer umfangreichen Dokumentation und Kritik an der Ausstellung auch den Offenen Brief von Benjamin Ortmeyer in sechs Sprachen übersetzt. Die Broschüre kann zudem gratis auf der Webseite des AStA heruntergeladen werden.

Den Offenen Brief von Prof. Ortmeyer zur Causa und die vollständige Dokumentation können Sie auf der AStA-Webseite herunterladen: https://asta-frankfurt.de/sites/default/files/2023-11/2023%20Brosch%C3%BCre%20Studienkreis%20Ortmeyer.pdf

Pressemitteilung 20.11.2023