Greenwashing von Gas und Atom stoppen!

Zwei Tage vor Entscheidung: Offener Brief mit Appell an die Abgeordneten des EU-Parlaments

24 zivilgesellschaftliche Organisationen und Umweltverbände haben sich heute in einem Offenen Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments gewandt und diese dazu aufgefordert gegen den delegierten Rechtsakt zu stimmen, der die Einstufung von Atomstrom und Gas als nachhaltig vorsieht. Zwei Tage vor der Abstimmung im EU-Parlament macht der Appell sowohl die Parlamentarier*innen als auch die Öffentlichkeit nochmals auf die weitreichende Bedeutung und die drohenden Folgen der Entscheidung aufmerksam. Die Zulässigkeit des delegierten Rechtsaktes sei nicht nur aus juristischer Sicht strittig, sondern auch aus klima- und umweltwissenschaftlichen Aspekten äußerst fraglich, so die Verbände in dem Brief.

„Erdgas und Atomenergie in die EU-Taxonomie aufzunehmen, bedeutet Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe auf EU-Ebene zu billigen und sogar bewusst zu fördern. Lobbyinteressen leiten Finanzströme in die falsche Richtung und blockieren so den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien. Das 1,5°C Limit wäre mit dieser Entscheidung nicht mehr einzuhalten“, erklärt Dr. med. Angelika Claußen, Vorsitzende der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).

Der Ukrainekrieg zeigt deutlich, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträger und damit auch die energiepolitische Abhängigkeit von autoritären Staaten umgehend abgebaut werden muss. Die Einnahmen aus Rohstoffexporten machen den größten Teil des russischen Staatshaushaltes aus. Auch der AKW-Brennstoff Uran wird in der EU zu rund 40 Prozent aus Russland importiert. Ein Festhalten an diesen veralteten Technologien schädigt also nicht nur die Umwelt und verhindert den Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern festigt unsere Abhängigkeit. Gas und Atom sind damit insbesondere in Zeiten geopolitischer Spannungen keine sicheren Energiequellen.

„Mit dem Offenen Brief appellieren wir noch einmal eindringlich an die Abgeordneten des EU Parlaments am Mittwoch gegen den Rechtsakt zu stimmen und damit das Greenwashing schmutziger und gefährlicher Technologien, die der Vergangenheit angehören, zu stoppen! Eine Konsequente europäische Klimapolitik hat Vorrang!“, unterstreicht Claußen.

„Ein europäischer Standard, der noch vor seiner Inkraftsetzung hinter etlichen, bereits etablierten Standards zurückbleibt, ist ein dramatischer Rückschritt und würde der klimapolitischen Glaubwürdigkeit Europas weltweit massiv schaden“, heißt es abschließend in dem Papier.

Den Offenen Brief können Sie hier nachlesen:
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Verbaendebrief_zur_Taxonomie.pdf

Pressemitteilung 4.7.2022