Sich der Verantwortung stellen

Scientists for Future Hessen appellieren an CDU und SPD, die Klimakrise ernst zu nehmen

Ein Zusammenschluss hessischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigt sich höchst besorgt hinsichtlich der Behandlung der Themen Klimaschutz und Klimaanpassung im Sondierungspapier von CDU und SPD. In einer Stellungnahme zeigen die Scientists for Future Hessen zentrale Fehlstellen auf und erläutern, weshalb sie einen Kurswechsel als dringend notwendig ansehen.

Das im Zuge der Sondierung veröffentlichte Eckpunktepapier benennt im ersten Absatz die Herausforderungen unserer Zeit. Die Klimakrise wird an dieser Stelle nicht genannt. Erst im neunten Punkt widmet sich das Papier den Themen Klima- und Umweltschutz. Aus Sicht der hessischen Wissenschaftler*innen wird diese Einordnung der Dringlichkeit der Thematik nicht gerecht. „Die auf uns zukommende Klimakatastrophe hat erdgeschichtliches Ausmaß. Die Menschheit stand noch nie in ihrer Geschichte vor einer derartigen, den gesamten Planeten betreffenden Herausforderung", erläutert Dr. Sigita Urdze, Politikwissenschaftlerin aus Darmstadt. „Jeder Regierung, auch unserer Landesregierung, kommt eine besondere Verantwortung zu, sich dieser Herausforderung zu stellen." Im Sondierungspapier sei nicht sichtbar, dass CDU und SPD dies erkannt hätten. „Es wirkt wie ein Wegducken aus der Verantwortung, anstatt der unbequemen Wahrheit ins Gesicht zu blicken."

Die ebenfalls dringend erforderliche Klimaanpassung findet im Eckpunktepapier sogar überhaupt keine Erwähnung, auch nicht im Bereich Gesundheit. „Dies lässt darauf schließen, dass die mögliche zukünftige Landesregierung die Augen vor den Folgen der Klimakrise auch bei uns in Hessen verschließt", so Dr. Georg Sebastian Völker, Atmosphären- und Ozeanwissenschaftler. „Sowohl der September als auch der Oktober 2023 waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Hier in Hessen stehen die Wasserversorgung, und damit die Forst- und die Landwirtschaft vor großen Ungewissheiten", so Georg Sebastian Völker weiter. Dr. Gerald Moser, Pflanzenökologe, ergänzt: „Bei Fortschreiten des Klimawandels könnten große Teile des hessischen Waldes zu einer mediterranen Gebüschlandschaft degradieren. Land- und Forstwirtschaft in der heutigen Form würden auf vielen Standorten unmöglich."

Axel Wolfermann, Professor für Verkehrswesen an der Hochschule Darmstadt, ergänzt: „Laut dem Papier ist eine weitere Flächenversiegelung für Neubaugebiete sowie der Ausbau von Autobahnen und Straßen geplant. Dies steht im direkten Widerspruch zum Ziel keiner weiteren Flächenversiegelung, erschwert den Weg zu Klimaneutralität, statt ihn zu beschleunigen, und wird Wassermangel, Hitze und Biodiversitätsverlust direkt vorantreiben."

Die Scientists for Future Hessen empfehlen daher dringend, die Klimaschutzpolitik auf einem Ambitionsniveau anzugehen, das im Sinne einer verantwortlichen Politik erforderlich ist. Grundlage sollten dabei wissenschaftlich fundierte Klimaschutzmaßnahmen darstellen, wie sie beispielsweise der hessische Klimabeirat empfiehlt.

Link zur Stellungnahme: https://ffm.scientists4future.org/stellungnahme-der-s4f-hessen-zu-den-eckpunkten-der-koalitionsverhandlungen-in-hessen-2023/

Pressemitteilung 20.11.2023